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Idiopathische Lungenfibrose

Gefährlicher Gewebeumbau

Die Erkrankung der norwegischen Kronprinzessin Mette-Marit an Lungenfibrose hat die bislang wenig bekannte Krankheit in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Bei Lungenfibrose wird normales Lungengewebe nach und nach durch funktionsloses ersetzt. Die fortschreitende Vernarbung des Organs erschwert zunehmend die Atmung und führt innerhalb weniger Jahre zum Tod.
AutorKontaktChristina Hohmann-Jeddi
Datum 30.10.2018  16:56 Uhr

Bei der Lungenfibrose entstehen im Organ vermehrt Bindegewebsfasern, wodurch das Gewebe verhärtet und vernarbt. Dadurch verschlechtert sich zum einen der Gasaustausch zwischen dem Alveolarraum der Lunge und den Blutgefäßen. Zum anderen verliert die Lunge an Dehnbarkeit, was die Atmung, vor allem das Einatmen, erschwert.

Laut der S2k-Leitlinie »Idiopathische Lungenfibrose – Update zur medikamentösen Therapie« der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) aus dem Jahr 2017 ist die Lungenfibrose insgesamt selten mit einer Prävalenz von etwa 20 von 100 000 Personen. Etwa 5 bis 10 von 100 000 Menschen erkranken pro Jahr neu. Männer sind etwas häufiger betroffen als Frauen. Das Erkrankungsrisiko steigt mit dem Alter, Betroffene sind selten jünger als 45 Jahre.

Zum Teil gehen Lungenfibrosen auf bestimmte Ursachen zurück, etwa vorliegende Kollagenosen, rheumatische Erkrankungen, die Einnahme bestimmter Medikamente oder die erhöhte Exposition gegenüber bestimmten Stäuben aus Metall oder Asbest. Bei der Mehrheit der Patienten mit Lungenfibrose ist allerdings keine Ursache für die Erkrankung zu identifizieren. Aber auch für diese idiopathische Form gibt es Risikofaktoren. Neben einer genetischen Prädisposition ist das vor allem das Rauchen, wobei aber auch Personen erkranken können, die nie geraucht haben. Eine Refluxerkrankung und verschiedene Virusinfektionen werden mit der Entstehung einer idiopathischen Lungenfibrose in Zusammenhang gebracht, wobei deren Rolle noch nicht abschließend geklärt ist.

Atemnot und trockener Husten

Charakteristische Symptome einer Lungenfibrose sind Atemnot und trockener Husten. Atemnot tritt in einem frühen Stadium nur unter Belastung, später auch in Ruhe auf. Im fortgeschrittenen Stadium kommt es durch den chronischen Sauerstoffmangel auch zu einer Veränderung der Finger und Fingernägel. Die Nägel sind vergrößert und charakteristisch gewölbt (Uhrglasnägel) und die Endglieder der Finger sind verdickt (Trommelschlegelfinger).

Bei den Anzeichen Atemnot, trockener Husten und Knisterrasseln beim Einatmen sollte – bei älteren Patienten – an eine Lungenfibrose gedacht werden. Um diese zu diagnostizieren werden ein Lungenfunktionstest mit Diffusionsmessung und Blutgasanalyse sowie ein EKG und Röntgenaufnahmen des Oberkörpers gemacht. Wenn keine Ursachen der Fibrose identifiziert werden können, wird die Diagnose idiopathische Lungenfibrose mithilfe einer hochauflösenden Computertomografie (HRCT) bestätigt. Laut aktueller Leitlinie ist eine chirurgische Lungenbiopsie, die früher die Regel war, aber eine erhebliche Komplikationsrate aufweist, nur noch bei Patienten nötig, die in den HRCT-Aufnahmen kein charakteristisches Befundmuster zeigen.

Der Leitlinie zufolge liegt das mittlere Überleben nach Diagnosestellung bei zwei bis vier Jahren. Für die Prognose sind das Ausmaß der Schäden an der Lunge und die Lungenfunktion zum Zeitpunkt der Diagnose entscheidend. Durch die fortschreitende Vernarbung des Lungengewebes nimmt nach und nach das Lungenvolumen ab, und zwar um etwa 150 bis 250 ml pro Jahr (gemessen als forcierte Vitalkapazität).

Es können im Verlauf auch Schübe auftreten, sogenannte akute Exazerbationen, bei denen sich innerhalb kurzer Zeit die Symptomatik deutlich verschlechtert. Diese Schübe treten mit einer Häufigkeit von 5 bis 15 Prozent pro Jahr auf und sind mit einer hohen Mortalität verbunden. Etwa 50 Prozent der Betroffenen versterben innerhalb von sechs Monaten nach einem Schub.

Antifibrotische Therapie

Eine medikamentöse Therapie kann bestehende Schäden an der Lunge nicht beseitigen, aber das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen. Die Empfehlungen zur Arzneimitteltherapie wurden 2017 überarbeitet und in dem oben genannten Leitlinien-Update zusammengefasst. Zur Behandlung sind zwei antifibrotische Wirkstoffe zugelassen, die nachweislich den Abfall des Lungenvolumens und damit die Progression verlangsamen und deshalb eindeutig positiv bewertet werden. Der erste ist der Tyrosinkinase-Hemmer Nintedanib (Vargatef®), der die Wachstumsfaktoren Fibroblast Growth Factor, Platelet Derived Growth Factor und Vascular Endothelial Growth Factor blockiert. Entwickelt wurde die Substanz zur Hemmung der Tumorangiogenese, weshalb sie eine Zulassung für die Behandlung von Bronchialkarzinomen hat. Nintedanib unterdrückt aber auch die Proliferation und Migration von Fibroblasten, die für den Umbau des Lungengewebes verantwortlich sind. Daher hat die Substanz seit 2014 auch eine Zulassung für die Indikation idiopathische Lungenfibrose.

Bereits seit 2011 in Europa zugelassen ist Pirfenidon (Esbriet®). Das small Molecule wirkt antifibrotisch und entzündungshemmend, wobei der genaue Wirkmechanismus noch unklar ist. Es reduziert aber unter anderem die Fibroblasten-Proliferation und die Bildung fibroseassoziierter Proteine und Zytokine. Beide Substanzen werden als orale Dauertherapie gegeben. Unerwünschte Arzneimittelwirkungen sind bei beiden Substanzen hauptsächlich gastrointestinaler Natur, nämlich Übelkeit, Durchfall und Gewichtsverlust. Bei Pirfenidon kann es zu einer Photosensibilisierung kommen.

Nicht mehr empfohlen werden die Dreifachtherapie aus Prednisolon, Azathioprin und Acetylcystein sowie der Einsatz von Vitamin-K-Antagonisten, Imatinib, Abrisentan, Bosentan oder Macitentan. Weniger eindeutig, aber ebenfalls negativ bewertet werden Sildenafil und die Acetylcystein-Monotherapie.

In einem Schub können der Leitlinie zufolge Corticosteroide eingesetzt werden. Bei Atemnot ist eine Langzeit-Sauerstoffgabe notwendig. Letzte Option ist die Lungentransplantation. 

Foto: Shutterstock/create jobs 51

 

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