Gebetsmühlen gegen Teflonbeschichtung |
Apothekerliche Forderungen nach einem angepassten Honorar blieben in Berlin konsequent unerhört, stattdessen werde der dringend erforderliche Inflationsausgleich mit einer Umverteilung im System – nämlich der stufenweisen Senkung des prozentualen Aufschlags auf 2 Prozent und die entsprechende Erhöhung des Fixums – beantwortet. Funke: »Damit kommt nicht ein Cent mehr Geld ins System. Im Gegenteil: Wir wären von der wirtschaftlichen Gesamtentwicklung noch weiter abgekoppelt. Schließlich steigen die Arzneimittelpreise weiter, es gibt immer mehr Hochpreiser. Bei einem Maximalskonto von nur 2 Prozent treibt das die Negativentwicklung nur voran.« Die Anpassung des Fixums durch die Selbstverwaltung in 2027 komme viel zu spät.
Das Skonto-Urteil des Bundesgerichtshofes sei ein weiteres Damoklesschwert. Selbst wenn derzeit noch keine Urteilsbegründung vorliege, zeige es nach den Ausführungen Funkes, wie krank das System sei. »Viele Apotheken leben derzeit von den Einkaufsvorteilen, die sie beim Großhandel generieren können, um überhaupt noch einen Ertrag erwirtschaften zu können. Und das soll wegfallen.«
Die Kammerpräsidentin appellierte an die Geschlossenheit des Berufsstandes. Lauterbachs Taktik, die Heilberufler gegeneinander (Stichpunkte: Impfung und präventive Medizin durch die Apotheker) und auch die Apotheker untereinander (Stichpunkt: klein gegen groß, angezettelte Neiddebatte des durchschnittlichen Apothekereinkommens) aufzubringen, dürfe nicht aufgehen. »Apotheken ohne Apotheker und Preiswettbewerb bei Rx-Arzneimitteln führen unweigerlich zum Ruf nach Fremdbesitz. Die großen Versender und Logistiker stehen bereit. Gegen die Amazons, Googles und großen Drogerieketten wird keiner von uns bestehen können.«
Funke betonte, dass die apothekerliche Beratung und die Abgabe des Medikaments untrennbar zusammengehören – erst recht in Zeiten funktionierender E-Rezepte. Viele arzneimittelbezogenen Probleme werden vom pharmazeutischen Personal erkannt und Nebenwirkungen und andere negative Folgen verhindert. Würden Apotheker wegrationalisiert, prognostizierte Funke eine Kostenexplosion im stationären Bereich. »Vielmehr brauchen wir mehr Pharmazie, allerdings weniger Bürokratie. Aber dazu brauchen wir mehr Geld im System.« Millionenschwere neue Strukturen namens Gesundheitskioske seien schon gar nicht vonnöten.
Dass die Pläne des Bundesgesundheitsministers unschlüssig sind, zeige auch das Vorhaben, künftig mehr medizinische Prävention in der Apotheke anzubieten. »Mit welchem Personal bitte?«, fragte Funke, »wenn die Apotheker wegrationalisiert sind?« Da bringe auch die neu angedachte PTA-Vertretungsregelung keine Entlastung. In den Eckpunkten ist vorgesehen, dass Apotheken ohne Approbierte betrieben werden können, wenn eine Apothekerin oder ein Apotheker des Filialverbunds digital zugeschaltet werden kann. »Die PTA entscheidet dann selbständig, ob sie Unterstützung braucht? Fragen beantwortet der zugeschaltete Apotheker, der natürlich auf Abruf immer Zeit hat«, skizzierte Funke ein Szenario. Auch zu bedenken: »Wird der Passus der medizinischen Prävention Realität, hat das nicht nur Auswirkungen für die Apotheken vor Ort, sondern auch für die Krankenhäuser und die Hochschulen.«