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Fetale Alkoholspektrumstörung

Fürs Leben gezeichnet

Etwa ein Drittel aller Frauen in Deutschland trinkt Alkohol in der Schwangerschaft. Das hat teils fatale Folgen für das ungeborene Kind. Etwa 1 Prozent aller Kinder kommt mit einer Fetalen Alkoholspektrumstörung auf die Welt, die nicht heilbar ist.
Brigitte M. Gensthaler
09.09.2020  08:00 Uhr

Häufig, aber häufig nicht erkannt

Schätzungen zufolge kommen in Deutschland jährlich etwa 10.000 Babys mit alkoholbedingten Schäden auf die Welt. Man vermutet, dass davon mehr als 1000 Kinder das Vollbild FAS aufweisen. »FASD sind eine der häufigsten angeborenen Erkrankungen und häufiger als das Down-Syndrom«, erklärte Landgraf und berichtete von einer »enormen Unterdiagnose«.

Die Diagnose stütze sich auf vier Auffälligkeiten: Wachstum, Gesicht, zentrales Nervensystem und intrauterine Alkoholexposition (bestätigt oder nicht). »Wenn ein Kind in einer der vier Kategorien auffällig ist, sollten die anderen drei begutachtet werden«, empfahl die Expertin.  Neben einer Wachstumsretardierung sind Veränderungen im Gesicht typisch. Wenn ein Kind kurze Lidspalten, ein verstrichenes Philtrum (die vertikale Rinne zwischen Nase und Oberlippe) und eine dünne Oberlippe hat, sei dies sehr charakteristisch für FASD. »Aber auch ohne Gesichtsauffälligkeiten kann ein Kind eine FASD haben.« Das Gehirn kann deutlich kleiner und der Informationsaustausch der verschiedenen Bereiche des Nervensystems beeinträchtigt sein. Störungen beim Spracherwerb und Sprechen, beim Lesen, Rechnen oder Lernen sowie Störungen bei Feinmotorik und Wahrnehmung sind ebenso möglich wie eine verzögerte Entwicklung. Manche Betroffene leiden unter Epilepsie.

Chronische Behinderung

»FASD sind nicht heilbar, sondern eine chronische Behinderung«, hob Landgraf hervor. Beim Heranwachsen können die äußerlichen Merkmale weniger auffällig werden, persistieren aber ebenso wie zerebrale Funktionsstörungen in das Erwachsenenalter. Vor allem die Beeinträchtigung von Verhalten, Aufmerksamkeit und Kognition sowie Störungen der Exekutivfunktionen bleiben bestehen. Landgraf beschrieb Probleme im Alltag, zum Beispiel überschießende Reaktionen auf ungewohnte Situationen. Kinder könnten selbst offensichtliche Zusammenhänge von Ursache und Wirkung nicht erkennen, nicht aus Fehlern lernen und sich keine Handlungsabfolgen merken. Viele hätten räumlich-visuelle Probleme, keine Mengenvorstellung und Probleme beim Rechnen. »Zudem haben sie häufig Aufmerksamkeitsstörungen.«

Die Erkrankung beeinflusst das Leben des Kindes auf Dauer, berichtete die Ärztin: »Nur 13 Prozent besuchen eine weiterführende Schule und nur ebenso viele finden einmal einen Job auf dem regulären Arbeitsmarkt. Neun von zehn haben Verhaltensstörungen, zwei Drittel werden Opfer sexueller oder körperlicher Misshandlung.« Viele seien stark gefährdet, ausgenutzt und ausgebeutet zu werden. 35 bis 55 Prozent entwickelten eine Alkohol- oder Drogenabhängigkeit und 55 Prozent versuchten einen Suizid.

Erwachsene mit FASD leben vielfach ohne oder mit falscher Diagnose oder falscher Behandlung in Einrichtungen der Eingliederungshilfe, Justizvollzugsanstalten oder in der Obdachlosigkeit. Zu der angeborenen Behinderung können Depression und Angststörungen, Impulskontrollstörungen sowie erhöhtes Suchtrisiko und dissoziale Entwicklungen hinzukommen. Dann haben die Betroffenen massive Probleme, sich an gesellschaftliche Normen anzupassen.

Die Selbsthilfeorganisation FASD Deutschland e.V. fasst dies so zusammen: »Kinder mit FASD sind für ihr gesamtes Leben geschädigt, wobei die größten Probleme oft in der Bewältigung des Alltags liegen. Ein normales Leben in der Gesellschaft ist nur den wenigsten Jugendlichen und Erwachsenen mit FASD möglich.«

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