»Führung heißt, sich zu kümmern« |
Melanie Höhn |
22.03.2024 16:00 Uhr |
In einem Team sei es wichtig, dass die unterschiedlichen Stimmen untereinander wertgeschätzt werden, sagt Valentin Altenburg, Trainer der Damen-Hockey Nationalmannschaft. / Foto: PZ/Alois Mueller
Wie können Erfahrungen mit Teamarbeit aus dem Spitzensport auf die Apothekerwelt übertragen werden? »In Führung zu gehen, heißt, sich zu kümmern«, sagte Altenburg auf dem PZ-Management-Kongress. Gelingende Führung ist für ihn ein klarer Wettbewerbsvorteil, sei aber inzwischen schwierig geworden, weil viel mehr hinterfragt werde als früher. »Man muss Zuversicht ausstrahlen und ist verantwortlich für die Stimmung im Raum«, so der Hockey-Trainer.
In einem Team sei es wichtig, dass die unterschiedlichen Stimmen untereinander wertgeschätzt werden. Man müsse kommunikative Wege finden, um am Ende zu einem Konsens zu kommen. Generell sei Augenkontakt in der Kommunikation wichtig, die Sitzordnung müsse diesen erleichtern.
Zur Führung gehöre es auch, neue Leute so schnell wie möglich in die Teamkultur einzuführen. »Ein Team ändert sich schon mit einer neuen Person«, weiß Altenburg. Dies sei ein anstrengender Prozess, aber wenn es gelinge, das Onboarding zu beschleunigen, sei dies ein großer Vorteil. »Neue Teammitglieder brauchen auch eine Plattform, um das Team verändern zu dürfen«. Jedes Teammitglied müsse sich auch die Frage stellen, was es von seiner Führungsperson erwartet.
Altenburg hat unter anderem eine Diskriminierungssirene eingeführt: Sie erinnert das Team daran, wenn sich jemand ausgeschlossen fühlt, etwas genderspezifisch oder politisch nicht korrekt ist. Ein weiterer wichtiger Punkt für den Nationaltrainer: Er duldet keinen »Pauschaltourismus«, wie er sagt, »das ist das Gegenteil von Sich-ernst-Nehmen«. Was er meint: Seine Leute sollen sich aktiv für eine Leistungskultur entscheiden. Er will Sportlerinnen, die sich nicht einfach nur in den Bus setzen, sondern »den Bus zum Fahren bringen«.
Etwas, das er Führungskräften ans Herz legt: Wenn man Menschen in bestimmte Schubladen gesteckt hat, sollte man darüber nachdenken, diese auch wieder zu öffnen.
Viele Topspieler plage zudem die Angst vor dem Verlieren, eine Art Performanceangst: »Sie sind nicht nur nervös, sondern haben wirklich Angst und sind erleichtert, wenn es vorbei ist. Ängste gehören dazu und es hilft nicht, zu sagen: Du brauchst keine Angst haben – weil die Angst ist ja da«, sagte Altenburg.
Ängste adressieren sei das eine, jede Führungsperson müsse aber genau wissen, was seine einzelnen Teammitglieder antreibt und wovor sie genau Angst haben. Angst könne so lähmen, dass sie eine Leistung zunichte macht. »Das Ziel ist, zu wissen, was dieser Mensch auf dem Spielfeld von mir braucht: Manche wollen angeschrien werden, manche nicht. Und eine klare Ansprache ist wichtig, wenn ich einen schwerwiegenden Einwand habe«, beschrieb er seine Vorgehensweise. »Ich glaube, es braucht noch viel mehr Kontakt. Das Kontaktlose bereitet unserer Generation besondere Probleme – und das könnte auch ein Schlüssel für die Zukunft der Apotheke sein.«