»Führerscheinentzug« für Holland-Versender |
Alexander Müller |
08.08.2025 12:00 Uhr |
»Versandhändler aus dem Ausland brechen täglich tausendfach die Regeln der Arzneimittelpreisverordnung. Die Politik ist jetzt am Zuge, sie muss handeln.« Preis vergleicht die andauernden Verstöße durch die gewährten Boni mit der Straßenverkehrsordnung. »An die muss man sich auch halten, aber wir als Bürgerinnen und Bürger müssen nicht selbst dafür sorgen, dass die Straßenverkehrsordnung eingehalten werden muss. Dafür sorgt der Staat. Er entzieht die Führerscheine. Und das Gleiche muss jetzt bei Versandhändlern passieren, die sich nicht an die Arzneimittelpreisverordnung halten.«
Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) sieht die Länder in der Pflicht. Die Aufsichtsbehörden vor Ort müssten die Verstöße gegen die AMPreisV ahnden. Preis will in Gesprächen mit der Politik klären, wer den Hut aufhat. »Aber eines ist klar, einer muss jetzt handeln und wir sind im Gespräch mit der Bundesregierung, um dort diesen Zustand einer Sicherung zuzuführen.«
Auch äußerten erste Krankenkassen Zweifel, ob sie als Körperschaft des öffentlichen Rechtes überhaupt Rechnungen von Versandhändlern bezahlen dürfen. »Es ist jetzt auch Aufgabe der Krankenkassen, ganz genau hinzuschauen und die Versandhändler zu prüfen, ob sie überhaupt echte Geschäftspartner sind, auf die sich eine Körperschaft des öffentlichen Rechts verlassen kann«, so Preis im Podcast.
Der ABDA-Präsident erwartet, dass Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) wie angekündigt mit ersten Eckpunkten ihrer Apothekenreform zum Deutschen Apothekertag kommt, der zusammen mit der Expopharm vom 16. bis 18. September in Düsseldorf stattfindet. Der Koalitionsvertrag habe die Inhalte vorgegeben, so Preis, das Allerwichtigste sei natürlich die versprochene Honoraranpassung.
Zwar kennt auch der ABDA-Präsident die Schwierigkeiten um den Bundeshaushalt und zusätzliche Aufgaben. »Aber gerade Gesundheit ist etwas, wo wir nicht sparen dürfen. Da geht es auch um die Resilienz unserer Gesellschaft.« Die öffentliche Apotheke sei seit Jahrzehnten nicht richtig gefördert worden. »Das hat die Regierung erkannt.«
Im Koalitionsvertrag ist auch vorgesehen, dass die Bedingungen für den Versandhandel – etwa bei den Kühlpflichten – verschärft werden. Preis unterstützt das: »Die Versandhändler können gar nicht mehr nachweisen, dass ihre Medikamente immer temperaturgerecht versandt werden. Das ist ein großes Defizit. Hier geht es um Verbraucherschutz.«
Preis würde sich von der Politik sogar noch mehr wünschen: ein Verbot des Versandhandels mit verschreibungspflichtigen Medikamenten in Deutschland – wie in fast allen anderen europäischen Ländern.
Die ABDA will der Politik mit ihrem Zukunftskonzept aber auch konkrete Vorschläge zur Weiterentwicklung des Berufsstands vorlegen. Als häufig erste Anlaufstelle bei gesundheitlichen Problemen sei die Apotheke gerade mit Blick auf den demografischen Wandel wichtig, so Preis. In der Politik seien vor allem Prävention und Früherkennung auf der Agenda. »Wir haben die meisten Sterbefälle immer noch durch zu spät erkannte und falsch behandelte Herz-Kreislauf-Erkrankungen und auch Diabetes. Das sind Dinge, wo sich die Regierung vorstellen kann, dass Apothekerinnen und Apotheker mehr Verantwortung übernehmen können. Ebenso beim Impfen«, so Preis.
Den Sommer sollten die Kolleginnen und Kollegen nutzen, um vor Ort mit Abgeordneten in ihren Wahlkreisen zu sprechen. Die ABDA hat hierzu eine Handreichung erstellt, mit der sich die Teams vorbereiten können. Auch wenn nicht jeder die Ministerin persönlich in der Offizin haben kann wie Apothekerin Sylvia Begemann.