Frühzeitig an die Folatversorgung denken |
Synthethische Folsäure ist stabiler und für den Körper besser verwertbar als die natürliche Form. Bereits vor Eintritt einer Schwangerschaft sollten Frauen mit Kinderwunsch mit der Einnahme beginnen. / Foto: Adobe Stock/Pixel-Shot
Reich an natürlichen Folaten sind etwa grünes Gemüse, vor allem Blattgemüse wie Spinat oder Salate, sowie Tomaten und Hülsenfrüchte, Kartoffeln und Vollkornprodukte oder Leber und Eier. Um sich folatreich zu ernähren, rät die DGE zu mindestens drei Portionen Gemüse pro Tag.
Eine Folsäure-Supplementation sollte mindestens vier Wochen vor Eintritt der Schwangerschaft begonnen und während des ersten Schwangerschaftsdrittels beibehalten werden. Schwangere Frauen, die später mit der Einnahme beginnen, sollten eine Dosis von 800 µg wählen, um die empfohlene Folatkonzentration in den Erythrozyten schneller zu erreichen. Die DGE hat damit ihre Empfehlung 2019 an die des Netzwerks »Gesund ins Leben« angepasst.
Die Gefahr einer Überdosierung besteht mit diesen Zufuhrmengen nicht. Bezogen auf die gesamte Bevölkerung gibt die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) als tolerierbare Aufnahmemenge 1000 µg Folsäure pro Tag an.
Zum Hintergrund: Folate sind wasserlösliche Vitamine; die synthetische Form wird Folsäure genannt. Im Körper sind Folate an verschiedenen Stoffwechselprozessen wie der Zellteilung beteiligt. Eine unzureichende Versorgung während der Schwangerschaft erhöht das Risiko für angeborene Fehlbildungen wie Neuralrohrdefekte. Die häufigste Form ist der sogenannte offene Rücken, die Spina bifida. Da der Verschluss des Neuralrohrs bereits zwischen dem 22. und 27. Tag nach der Befruchtung erfolgt – also zu einem Zeitpunkt, zu dem viele Frauen noch gar nicht wissen, dass sie schwanger sind – ist eine frühzeitige ausreichende Versorgung besonders wichtig.
In Lebensmitteln kommen unterschiedliche Folatverbindungen vor. Natürliche und synthetische Formen der Folsäure werden vom Körper in unterschiedlichem Ausmaß aufgenommen und in physiologisch aktive Formen umgewandelt. Synthethische Folsäure ist stabiler und für den Körper besser verwertbar als natürliche Folate; die Bioverfügbarkeit auf nüchternen Magen beträgt nahezu 100 Prozent. Bei einer nüchternen Einnahme gilt: 1 µg Folat-Äquivalent entspricht 1 µg Nahrungsfolat oder 0,5 µg Folsäure.
Wird Folsäure zu einer Mahlzeit eingenommen, sinkt ihre Bioverfügbarkeit. Dann entspricht 1 µg Folat-Äquivalent 1 µg Nahrungsfolat oder 0,6 µg Folsäure. Zur Berechnung der Verfügbarkeit von Folat-Äquivalenten aus angereicherten Lebensmitteln und aus Folsäurepräparaten, die zusammen mit Lebensmitteln eingenommen werden, kann folgende Formel verwendet werden: µg Folat-Äquivalent = µg Nahrungsfolat + (1,7 × µg Folsäure).
In seltenen Fällen kann Folsäure nicht in seine physiologische Wirkform 5,6,7,8-Tetrahydrofolat umwandelt werden – bedingt durch genetische Veränderungen im katalysierenden Enzym. Betroffene können Folsäure nicht optimal in die Wirkform umwandeln. Wer sichergehen möchte, kann direkt den aktiven Metaboliten zuführen.
Beratungsbedarf vor beziehungsweise während der Schwangerschaft besteht außerdem bei den Mikronährstoffen Iodid und Eisen. Liegt eine Funktionsstörung der Schilddrüse vor, sollte eine Iodid-Supplementation ärztlich kontrolliert werden, eine Eisensupplementation dagegen in jedem Fall. Beratungsbedarf besteht außerdem bei Frauen, die sich vegan ernähren. Kritisch ist hier insbesondere die Versorgung mit Vitamin B12.