Früher testen, länger leben |
Annette Rößler |
30.05.2025 16:20 Uhr |
Es gibt verschiedene HIV-Tests, die eine Infektion unterschiedlich früh erkennen können. Die Spanne zwischen der Infektion und dem Zeitpunkt, ab dem der Test diese anzeigt, nennt man diagnostisches Fenster. In der Apotheke frei verkäuflich sind Tests der dritten Generation, deren diagnostisches Fenster zwölf Wochen beträgt. Diese Tests weisen HIV-spezifische Antikörper nach, die unmittelbar nach einer Infektion noch nicht im Blut zu finden sind. Die im Labor verwendeten Tests der vierten Generation sind Suchtests, die zusätzlich auch das p24-Antigen nachweisen. »Dadurch verkleinert sich das diagnostische Fenster auf zwei bis sechs Wochen«, erklärte Spinner.
Nach einem positiven HIV-Test soll eine antiretrovirale Therapie (ART) so bald wie möglich begonnen werden. Um Resistenzen vorzubeugen, werden dabei immer mehrere Wirkstoffe miteinander kombiniert, heute üblicherweise als Fixkombination in einer Tablette. Zwei entsprechende Präparate sind für die Erstlinientherapie empfohlen: Bictegravir/Emtricitabin/Tenofoviralafenamid (Biktarvy®) und Dolutegravir/Lamivudin (Dovato®).
Dank ART und der HIV-spezialfachärztlichen Betreuung sei die Lebenserwartung von Menschen mit HIV-Infektion heute mindestens normal, unter Umständen sogar länger als in der Allgemeinbevölkerung, so der Referent. Essenziell sei dafür das frühe Erkennen der Infektion. Hierbei kämpfe man nach wie vor gegen ein Stigma – auch in Deutschland, vielmehr aber noch in anderen Ländern wie Russland und den USA unter Donald Trump. »Leider müssen wir feststellen, dass überall dort, wo der politische Wille endet, HIV etwas entgegenzusetzen, die Neuinfektionen zunehmen«, sagte Spinner.