Frühe Vorbereitung lohnt sich |
Außerdem sei es ratsam, aktiv zu werden und zu prüfen, ob es Interessenten für eine Übernahme gibt. »Gute Beziehungen sind Voraussetzung, wenn es darum geht, erfolgreich einen Nachfolger zu finden«, weiß Degenhardt. Könne eine Apotheke nicht an die Tochter oder den Sohn weitergegeben werden, sei der häufigste Fall, dass angestellte Apotheker den Betrieb übernehmen. Das biete viele Vorteile, da Angestellte die übrigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und den Betrieb bereits kennen, also quasi ihren eigenen Arbeitsplatz kaufen. »Machen Sie den Approbierten Lust darauf, Ihre Apotheke zu übernehmen. Und fragen Sie rechtzeitig vor dem geplanten Verkauf einfach mal nach, ob Interesse besteht«, rät Degenhardt.
Je nach Ertragskraft und Lage der Apotheke sei es auch wichtig, einen angemessenen Preis festzulegen und Interessenten nicht durch zu hohe Forderungen abzuschrecken. So ergab die jüngste Apobank-Analyse zu Existenzgründungen, dass die Kaufpreise im vergangenen Jahr enorm auseinanderklafften: Zahlte demnach etwa ein Drittel der Existenzgründenden für die eigene Apotheke 600.000 Euro oder mehr, brachte jeder Zehnte für den Kauf weniger als 50.000 Euro auf. Denn abgesehen von der Rentabilität eines Betriebs spielten beim Kauf viele weitere Faktoren eine Rolle, erläutert Treuhand-Experte Kieselhorst. So seien viele Apotheken auf dem Land sehr rentabel, aber hätten dennoch große Schwierigkeiten, einen Nachfolger zu finden. »Viele Existenzgründer wollen schlicht nicht in ländliche Regionen«, weiß Kieselhorst. »Schon aus dem Grund, weil sie dort nur mit Mühe eine Vertretung finden.« Gebe es dennoch eine Interessentin oder einen Interessenten für eine Übernahme, ist es aus Sicht der Treuhand-Experten ratsam, diese nicht durch überzogene Preisforderungen zu vergraulen.
Immer häufiger kommt es vor, dass Filialverbünde Einzelapotheken kaufen, berichtet Kieselhorst. Nach Angaben der Apobank wurde im vergangenen Jahr bei Übernahmen ein Drittel der Apotheken (29 Prozent) an einen Verbund abgegeben. Laut ABDA gab es 2022 insgesamt 4713 Filialapotheken, während die Zahl der Einzelapotheken auf 13.355 sank. Im Jahr 2005 verzeichnete die Statistik noch 20.248 Einzelapotheken, 2010 waren es noch knapp 18.000.
Entsteht in einem Ort oder Viertel ein neuer attraktiver Standort wie beispielsweise neben einem Ärztehaus, kann sich auch die Gründung einer Apotheke lohnen. Das bleibt jedoch die Ausnahme. Denn hierzulande werden immer seltener Apotheken neu eröffnet – das zeigen Zahlen der ABDA. Gab es 1995 noch 372 Neueröffnungen, waren es im vergangenen Jahr nur noch 68. Im ersten Halbjahr dieses Jahres wurden 34 Offizinen neu gegründet. Dass Neugründungen mittlerweile die Ausnahme sind, belegt auch die jüngste Analyse der Apobank. Demnach übernahmen im vergangenen Jahr die meisten Existenzgründenden eine bereits bestehende Apotheke. Lediglich drei Prozent wählten für den Einstieg in die Selbstständigkeit eine komplette Neugründung.