Pharmazeutische Zeitung online
Relevante Gendereffekte

Frauen zeigen bessere T-Zellantworten bei Covid-19

Das Geschlecht hat einen signifikanten Einfluss auf den Ausgang von Infektionen, wenn das Immunsystem genderspezifisch unterschiedlich reagiert. Dies scheint auch bei SARS-CoV-2 der Fall zu sein. Was läuft bei Frauen besser?
Theo Dingermann
28.08.2020  10:00 Uhr

Es ist eines der Rätsel, das uns Covid-19 beschert: Männer erkranken deutlich häufiger und auch heftiger als Frauen, nachdem sie sich mit SARS-CoV-2 infiziert haben. Diesem Phänomen sind nun Takehiro Takahashi und Kollegen vom Yale New Haven Hospital, New Haven, USA, in einer Studie nachgegangen, die jetzt online im Fachjournal »Nature« publiziert wurde.

Die Wissenschaftler beobachteten dazu 98 Patienten, die sich mit SARS-CoV-2 infiziert hatten aber nur leicht bis mäßig schwer erkrankt waren. Das Mindestalter der Patienten betrug 18 Jahre. Im Durchschnitt waren die Patienten zwischen 61 und 64 Jahre alt.

Bei diesen Patienten, die alle im Yale New Haven Hospital in behandelt wurden, bestimmten die Wissenschaftler die Viruslast, die SARS-CoV-2-spezifischen Antikörpertiter, Plasmazytokine sowie die Anzahl verschiedener Immunzellen und deren Verhältnis zueinander, um dann nach geschlechterspezifischen Unterschieden zu suchen.

Weibliche Patienten reagieren mit einer stärkeren spezifischen Immunantwort

Zunächst konnten die Forscher bestätigen, dass der Schweregrad der Erkrankung bei Männern tendenziell höher war als bei Frauen. Genauere Untersuchungen zeigten, dass bei den Patientinnen eine robustere und nachhaltigere T-Zell-Antwort nachweisbar war, als bei den männlichen Patienten.

Das ist eine interessante und relevante Beobachtung, denn T-Zellen sind ganz wesentlich daran beteiligt, infizierte Zellen abzutöten. In Form der T-Helferzellen sorgen sie zudem dafür, dass spezifische B-Zellen ausreichend Antikörper produzieren können.

So könnte tatsächlich in den unterschiedlich ausgeprägten T-Zell-Antworten bei männlichen Patienten ein Grund für die größeren Schwierigkeiten des männlichen Immunsystems liegen, mit der SARS-CoV-2-Infektion optimal umzugehen mit der Konsequenz, dass Männer schwerer an Covid-19 erkranken.

Zudem zeigte sich eine deutliche Korrelation einer schlechten T-Zell-Antwort mit dem Alter der Patienten. Bei männlichen Patienten war eine schlechte T-Zell-Antwort sehr viel stärker mit einem schlechteren Krankheitsverlauf assoziiert als bei weiblichen Patientinnen.

Das männliche Immunsystem signalisiert mehr

Während männliche Patienten auf eine SARS-CoV-2-Infektion mit einer schlechteren T-Zell-Antwort reagieren, lassen sich bei ihnen höhere Konzentrationen an Immunzytokinen und Chemokinen, darunter vor allem IL-8 und IL-18, zusammen mit einer robusteren Induktion nicht-klassischer Monozyten nachweisen. Diese Signalmoleküle des unspezifischen Immunsystems sind entscheidend an dem wichtigen »Crosstalk« zwischen den einzelnen Immunkomponenten beteiligt. Sie triggern die Rekrutierung von Immunzellen in die Umgebung von Entzündungsherden, wo sie dann die ganze Kraft des Immunsystems bündeln.

Wenn bei weiblichen Patienten höhere Konzentrationen der angeborener Immunzytokine gemessen wurden, war dies mit einem schlechteren Krankheitsverlauf verbunden. Bei Männern viel eine solche Korrelation hingegen nicht auf.

Basis für geschlechtsspezifische Covid-19-Therapie

Die Studie könnte von großer klinischer Relevanz sein. Denn die Ergebnisse deuten ganz klar Optionen für eine geschlechterspezifischere Therapie der Erkrankung an. So legen die Studienergebnisse nahe, dass männliche Patienten stärker von einer Impfung und einer Therapie profitieren könnten, die darauf abzielt, die T-Zell-Reaktionen zu erhöhen. Bei weiblichen Patienten sollte ein verstärktes Augenmerk darauf liegen, eine zu starke Antwort des frühen angeborenen Immunsystems zu verhindern.

Allerdings warnen die Autoren auch vor Limitationen ihrer Studie. So wäre es zu einfach, Behandlungsschemata ausschließlich auf das Geschlecht der Patienten zu reduzieren.

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa