Frauen sollten nicht länger alleine kämpfen müssen |
Jennifer Evans |
28.01.2025 16:00 Uhr |
Ein unsichtbarer Feind, der für viele Frauen verlorene Lebensjahre bedeutet, bevor sie endlich eine Diagnose bekommen. / © Getty Images/skaman306
In Deutschland trifft sie rund jede zehnte Frau: Endometriose. Bis die Krankheit diagnostiziert wird, vergehen in der Regel rund zehn Jahre, die für die Betroffenen oft von starken Schmerzen geprägt sind. Die Erkrankung mindert nicht nur die Lebensqualität der Frauen, sondern hat auch direkten Einfluss auf ihre Erwerbstätigkeit und gilt daher als unterschätzt.
Was können Politik, Wirtschaft, Medizin und Forschung tun, um die Situation für betroffene Frauen zu verbessern? Darüber haben sich heute auf Einladung des Pharmaunternehmens Gedeon Richter und dem Frauen-Business-Netzwerk Healthcare Frauen Vertreterinnen und Vertreter aus der Ärzteschaft, Patientenorganisationen, Krankenkassen, Medien und Betroffene in Berlin ausgetauscht. Sie wollen mehr Bewusstsein für die Problematik schaffen.
Bei Endometriose wuchert im Bauchraum Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut ähnelt. Es kann sich entzünden, zu Verwachsungen führen oder Zysten an den Eierstöcken verursachen. Betroffene Frauen können außerdem Probleme haben, schwanger zu werden.
Derzeit wird die Diagnose für Endometriose per Bauchspiegelung gestellt. »Es muss dringend untersucht werden, wie sie ohne Operation gelingen kann«, so Mandy Mangler, Chefärztin der Klinik für Gynäkologie und Geburtsmedizin am Vivantes Auguste-Viktoria-Klinikum und Chefärztin der Klinik für Gynäkologie am Vivantes Klinikum Neukölln. Dafür sei es nötig, mehr Geld in die Forschung zu investieren, forderte sie.
Nach der Diagnose sähen sich viele Frauen allein dem Therapiedschungel ausgesetzt. Und darin ließe es sich nur schwer zurechtfinden, kritisierte Ivonne van der Lee. Sie leitet die Gynäkologische Ambulanz der Medius Klinik Ostfildern-Ruit und hat die Selbsthilfe-Gruppe Endo-Ladies ins Leben gerufen.
Derzeit tragen die Kassen die Kosten für die diagnostischen Verfahren und die Behandlung der Krankheit nicht. Auch das müsse sich ändern, wie Martina Zimmermann, Bereichsleiterin Versorgung und Verträge bei der MKK Krankenkasse, betonte.
Das Problem beginnt nach Auffassung der Gynäkologin Nicole Mattern jedoch bereits viel früher. Die Medizinerinnern und Mediziner hätten nämlich nicht mehr die Zeit, ihren Patientinnen die Ängste vor oder nach einer Endometriose-Diagnose zu nehmen. Für intensive Gespräche sei im Alltag kein Raum mehr – auch die Gebührenordnung der Ärzte bilde die sogenannte sprechende Medizin nicht mehr ab, wie sie mit einem Wink in Richtung Politik bemängelte.