Forschungsstandort Deutschland im Blick |
Im European Innovation Scoreboard gehört Deutschland im Jahr 2021 zur Gruppe der »starken Innovatoren«. Unter den Top 50 der am meisten in FuE investierenden Unternehmen weltweit sind im Jahr 2021 acht deutsche Unternehmen zu finden. Deutschland zählt beim Export von forschungsintensiven Waren mit einem Anteil von 10 Prozent (2021) am Welthandelsvolumen zu den Spitzenreitern und liegt damit noch vor den USA (9,6 Prozent). China ist mit 18,7 Prozent Anteil aber unangefochten der größte Exporteur forschungsintensiver Waren.
Wichtiges und sichtbares Instrument, um Forschungsergebnisse vorzustellen, sind wissenschaftliche Veröffentlichungen. Die absolute Anzahl der wissenschaftlichen Veröffentlichungen pro eine Million Einwohnerinnen und Einwohner ist in Deutschland in den vergangenen Jahren konstant gestiegen (2020: 1.639 wissenschaftliche Veröffentlichungen, 2021: 1.767). Im internationalen Vergleich liegt Deutschland weiterhin deutlich über dem EU-Durchschnitt (2021: 1.400). Hinzuweisen ist aber auf die starken Aufholbewegungen der aufstrebenden Schwellenländer, insbesondere Chinas (2020: 399 und 2021: 445).
Auch bei den Indikatoren zur Sichtbarkeit auf Basis von Zitierungen liegt Deutschland in dieser Hinsicht weit über dem Durchschnitt.
Die Regierungen von Bund und Ländern haben im Dezember 2022 bekräftigt, dass sie sich gemeinsam mit der Wirtschaft dafür einsetzen werden, bis 2025 die Ausgaben für Forschung und Entwicklung (FuE) auf 3,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) zu steigern. Ende 2024 wird deutlich, dieses Ziel wird verfehlt.
Vor dem Hintergrund der vielen aktuellen Krisen, insbesondere des Ukraine-Krieges, bleibt das 3,5 Prozent-Ziel mehr als ambitioniert und erfordert in den nächsten Jahren ungeachtet widriger Rahmenbedingungen ein starkes gemeinsames Engagement von Staat und Wirtschaft bei der FuE-Förderung.
Die aufgeführten Zahlen belegen zweifelsfrei die aktuelle Stärke und besondere Bedeutung des Wirtschafts- und Forschungsstandortes Deutschland. Grund für entspanntes Zurücklehnen gibt es allerdings nicht. Sollte Deutschland seine Anstrengungen in den Bereichen Forschung, Entwicklung und Translation nicht intensivieren, dann droht nicht nur ein Verlust der Wettbewerbsfähigkeit, vielmehr würde sich in den kommenden Jahren auch ein Wohlstandsverlust mit unabsehbaren gesellschaftlichen Folgen einstellen.
Ein Grundproblem hierzulande besteht zudem weiterhin darin, dass die Translation der exzellenten Forschungsergebnisse in wirtschaftliche Anwendungen und Produkte nach wie vor zu wünschen übriglässt. Publizieren und Patentieren müssen als gleichwertige und untrennbare Säulen von Forschung und Entwicklung verstanden werden.