Forschende stellen Pillenpause infrage |
Laura Rudolph |
28.09.2023 07:00 Uhr |
Eine Dauereinnahme der Antibabypille ohne siebentägige Pause könnte Forschenden aus Österreich zufolge vorteilhaft für die psychische Gesundheit sein. / Foto: Adobe Stock/nenetus
Beim klassischen Einnahmeschema von kombinierten oralen Kontrazeptiva (KOK) folgt auf eine Einnahmedauer von 21 Tagen eine siebentägige Pillenpause. Diese führt bei den Anwenderinnen zu einem Hormonentzug, der ihre Stimmung und ihr psychisches Wohlbefinden verschlechtern kann.
Laut einer neuen Studie aus Österreich ist die prozentuale Verschlechterung der psychischen Verfassung von KOK-Anwenderinnen in der Pillenpause – in Relation zu ihrer Verfassung während der Pillen-Einnahmetage – vergleichbar mit der relativen Verschlechterung des psychischen Wohlbefindens von Frauen mit natürlichem Zyklus während ihrer Periode, verglichen mit ihrer Verfassung in der zweiten Zyklushälfte. Daraus leitet das Forschungsteam um Isabel Noachtar von der Universität Salzburg ab, dass das klassische KOK-Einnahmeschema überdacht werden sollte; eine Dauereinnahme der Antibabypille könnte mit weniger psychischen Nebenwirkungen einhergehen. Die Publikation ist nun im Fachjournal »JAMA Network Open« erschienen.
Das Team um Noachtar untersuchte in einer Fall-Kontroll-Studie 180 gesunde Frauen zwischen 18 und 35 Jahren, darunter 120 KOK-Langzeitanwenderinnen (> 6 Monate), sowie 60 Frauen mit natürlichem Zyklus, die innerhalb der letzten sechs Monate keine hormonellen Verhütungsmittel eingenommen hatten.
Mithilfe eines Gesundheitsscreenings, Aufgaben zur Überprüfung der kognitiven Funktion und zur Erkennung von Emotionen sowie mittels Stimmungsfragebögen ermittelten die Forschenden den Zustand der Probandinnen – bei den KOK-Anwenderinnen je einmal zwischen den Einnahmetagen 9 und 21 sowie einmal zwischen Tag 4 und 7 der Pillenpause, bei den Frauen mit natürlichem Zyklus einmal in der Lutealphase (zweite Zyklushälfte mit Beginn ab dem Eisprung) sowie einmal während der Periode. Mittels statistischer Modelle berechneten die Forschenden die Zunahme von negativen Gefühlen, Angstzuständen und psychischen Symptomen während des natürlichen beziehungsweise des induzierten Hormonentzugs.
Die Forschungsgruppe hat dabei KOK-Anwenderinnen mit Nichtanwenderinnen verglichen und keinen signifikanten Unterschied ermittelt: Frauen mit Pilleneinnahme berichteten über ähnliche Symptome zwischen den Pillenphasen wie Frauen ohne Pilleneinnahme über den natürlichen Zyklus hinweg.