Kinder überstehen eine Grippe meist besser als ältere Menschen, können aber ebenfalls schwer erkranken. Zudem tragen sie erheblich zur Verbreitung von Grippeviren bei. In mehreren Ländern wird die jährliche Grippeimpfung auch für Kinder empfohlen. / © Adobe Stock/New Africa
Intensiv- und Notfallmediziner fordern eine Ausweitung der Impfempfehlung für Grippe auf alle Menschen ab sechs Monaten. »Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat dies bereits getan, andere europäische Länder zeigen uns, dass mit großangelegten Impfkampagnen zahlreiche Kinder wie Erwachsene erfolgreich geschützt werden können«, sagte der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), Professor Dr. Florian Hoffmann. Nur Deutschland lasse einen Großteil der Menschen ungeschützt vor der Grippewelle. Das müsse sich ändern, denn gerade Kinder könnten schwer an dem Virus erkranken.
Influenza sei kein harmloser Schnupfen, »sondern Influenza ist eine wirklich ernstzunehmende und auch zum Teil wirklich ganz, ganz dramatisch verlaufende Erkrankung«, sagte er. Davon seien auch Kinder betroffen und trügen in der Regel dazu bei, dass sich das Virus in den Familien ausbreite. Der Vorschlag, schon Kinder gegen Grippe zu impfen, wird daher auch in Deutschland immer wieder diskutiert.
Von Januar bis Mai diesen Jahres waren nach DIVI-Angaben rund 135.000 Menschen wegen Influenza im Krankenhaus, davon 30.000 Kinder. Anders als bei Covid-19 sei bekannt, dass die Influenza-Inzidenzen bei Kindern extrem hoch seien.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) rät derzeit unter anderem Menschen ab 60 Jahren, chronisch Kranken, Schwangeren, Bewohnern von Alten- und Pflegeheimen sowie medizinischem Personal zur Grippeimpfung. Hoffmann betonte, dass der Zugang zu Grippeimpfungen so leicht wie möglich sein müsse. »Je mehr geimpft sind, desto besser sind alle geschützt.« Dafür seien etwa die Impfungen bei den Apotheken ein optimaler Zugang.
Die STIKO hatte sich zurückhaltend zu dem Vorschlag geäußert. Eine Abweichung vom üblichen Verfahren zur Anpassung von Empfehlungen sei aktuell nicht vorgesehen, sagte Professor Dr. Berit Lange, Vorsitzende der AG Influenza, nach einem Vorab der »Süddeutschen Zeitung«. Das Thema habe jedoch in der STIKO hohe Priorität, und man arbeite »so schnell wie möglich« an der Bewertung der verfügbaren Daten.