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»Apothera«

Folgerezepte-App mit Doc Morris-Vergangenheit

Am 1. September 2022 startete nicht nur die E-Rezept-Pilotphase in Deutschland, sondern auch die Arzneimittel-App Mya des Start-ups Apothera. Mya richtet sich an Chroniker und soll deren gesamte »Patient Journey« von der Beschaffung von Folgerezepten bis zur Medikamenteneinnahme regeln. Mit an Bord bei Apothera ist Doc-Morris-Gründer Ralf Däinghaus.
Cornelia Dölger
30.11.2022  09:00 Uhr

Wenn es nach den Werbeslogans des Unternehmens Apothera geht, müssten sich Menschen, die regelmäßig Medikamente einnehmen, nie wieder Gedanken um leere Tablettenschachteln machen. Unter anderem darum soll sich vielmehr die Medikamenten-App Mya kümmern, eine Anwendung, an der das Start-up mit Hauptsitz in der Schweiz zwei Jahre tüftelte und die seit dem 1. September 2022 zeitgleich mit der Pilotphase des E-Rezepts an den Start ging. Anders als den E-Rezept-Rollout, der kürzlich mit dem vorläufigen Ausstieg der letzten verbliebenen Kassenärztlichen Vereinigung ins Stocken geriet, gibt es Mya aber noch – und sie kommt an, wie Co-Gründer und CEO Christian-Alexander Vry der PZ sagte. Aktuelle Nutzerzahlen wollte er nicht nennen, nur so viel: »Wir liegen über Plan.« Und: »Bis Ende 2022 erwarten wir, die 10.000er-Marke zu erreichen.« Derzeit laufe die App noch im Testbetrieb.  

Punkten wollen Vry und seine Mitstreiter, die Co-Gründer David Schmidt, der studierte Pharmazeut Daniel Lewinsky sowie als Berater Doc-Morris-Gründer Ralf Däinghaus, mit einem Angebot, das Menschen mit Dauermedikation sämtliche Vorgänge rund um ihre Arzneimittelversorgung abnehmen soll. Vorbilder für eine solche Medikamentenversorgung, die laut Vry die gesamte »Patient Journey« im Blick hat, seien etwa die US-Marken Alto und Capsule – Start-ups, die Medienberichten zufolge inzwischen Milliarden wert sind. Mya soll dabei alles von der Beschaffung von Folgerezepten über deren Lieferung bis hin zur Aufklärung über die richtige Einnahme managen. Sie soll sogar für mehr Compliance sorgen, indem sie die Patienten an ihre Medikamenteneinnahme oder an ein bald nötiges Nachfolgerezept erinnert.  Für das Erstrezept ist demnach ein Arztbesuch notwendig, alle weiteren Folgerezepte könnten aber via Mya bestellt werden.

Vry: Makelverbot und freie Apothekenwahl sichergestellt

Wie sieht der Bestellvorgang konkret aus? Vry beschreibt das Vorgehen gegenüber der PZ wie folgt: Geht ein Medikament zur Neige, kann die App den Patienten daran erinnern. Dieser kann dann den Barcode auf der Packung scannen und über die App den behandelnden Arzt auswählen – für das nächste Mal sind dann sowohl Medikament als auch behandelnder Arzt hinterlegt. Der Arzt bekommt dann zum Beispiel per Brief, Fax oder über gesicherte elektronische Wege die Bitte, ein Folgerezept auszustellen. Er kontrolliert daraufhin die Medikation und entscheidet, ob er ein Folgerezept ausstellt oder den Patienten für eine Kontrolluntersuchung in die Praxis einbestellt. »Die Hoheit darüber, wie oft ein Patient letztendlich in die Praxis kommen soll, liegt natürlich immer beim behandelnden Arzt«, so Vry. Ist ein Folgerezept möglich, geht diese Information laut Unternehmen an die App und die Bestellung wird ausgelöst. 

Wie aber, also über welche (technischen) Pfade genau das Rezept dann vom Arzt über den Patienten in die Apotheke kommt, wie Mya also den Kontakt zu den Apotheken herstellt und welche Apotheken überhaupt mitmachen, ist nicht klar. Die E-Rezept-Einführung stockt und eine voll digitale Übertragung der Rezeptdaten vom Arzt über den Patienten an die Apotheke ist zumindest flächendeckend in Deutschland immer noch reine Zukunftsmusik. Zu den technischen Hürden kommen rechtliche: Wie genau will das Unternehmen sicherstellen, dass der Patient eine freie Apothekenwahl hat und auch das Makelverbot beachtet wird? Bei all diesen Fragen ging Vry nicht ins Detail, sondern betonte lediglich: »Das Konzept von Mya wurde und wird mit erfahrenen Medizinrechtsanwälten entwickelt und auf Rechtssicherheit überprüft und entspricht allen medizin- und apothekenrechtlichen regulatorischen Bestimmungen, inklusive der Beachtung von Makelverbot und freier Apothekenwahl.« Die Kunden würden in ihrer Apothekenwahl in keiner Weise eingeschränkt, egal ob bei lokalen oder Versandapotheken. 

Versandapotheke in den Niederlanden geplant

Aufhorchen lässt zudem die von Vry bestätigte Nachricht, dass Apothera derzeit eine eigene Versandapotheke in den Niederlanden aufbaut. Wird den Patienten in der neuen App also angeboten, die Rezepte direkt an die eigene Versandapotheke weiterzuleiten? Wenn ja, auf welchem technischen Weg? Auch dazu will sich das Unternehmen nicht konkret äußern. Nur so viel: Im kommenden Jahr soll der Versender an den Start gehen. Die App basiere diesbezüglich »im Kern auf einer automatisierten, proprietären Process Engine« , einer Verfahrenstechnik, die einen Wettbewerbsvorteil darstelle und deshalb  unter Verschluss bleiben müsse. Insofern müssten auch die technischen Details zur Rezeptweiterleitung intern bleiben. Vry erklärte lediglich, dass die Telematik-Infrastruktur hierbei ein »wesentlicher Entwicklungstreiber« sei. Ähnlich wie bei Doc Morris oder der Shop Apotheke bekommt also auch die Versandapotheke von Apothera  von der Gematik einen Institutionsausweis (SMC-B) gestellt, wodurch sie sich an die TI anschließen kann. Dies bestätigte Vry auf PZ-Nachfrage. Unklar bleibt aber, wie diese TI-Einbindung für die App aktuell funktioniert, also vor Fertigstellung der niederländischen Versandapotheke.

Mit dieser Apotheke, die »aufgrund regulatorischer, logistischer und wirtschaftlicher Erwägungen« in den  Niederlanden gebaut werde, ist Apothera dann an etlichen Standorten in Europa aktiv: Hauptsitz in der Schweiz, Residenz in Berlin, Versandhandel in den Niederlanden. »Es ist ein wichtiger Teil unseres Firmenkonzepts, ein internationales Team zu haben und das Thema Arzneimittelversorgung europäisch anzugehen«, erläuterte Vry. Dies beinhalte auch, Konzepte bereitzustellen, die in anderen Ländern bereits gut funktionierten, wie eben die digitale Bestellung von Folgerezepten in Schweden und in den Niederlanden.

Doc-Morris-Vergangenheit

Von den Schlagworten Versandhandel und Niederlande ist der gedankliche Weg nicht weit zu Doc Morris, dem EU-Versender-Urgestein, das vor 22 Jahren von dem niederländischen Apotheker Jacques Waterval sowie von Ralf Däinghaus gegründet wurde und seinen Sitz in Heerlen an der niederländisch-deutschen Grenze hat.  Däinghaus, der Doc Morris 2009 verließ, nachdem der Versender zwei Jahre zuvor zu großen Teilen vom Pharmagroßhändler Celesio übernommen wurde (und 2012 dann an die Schweizer Zur-Rose-Gruppe ging), macht wie erwähnt nun als Berater bei Apothera mit. Er gilt wegen seines Kampfes für den Internet-Arzneimittelhandel schon lange Medienberichten zufolge als »Apotheker-Schreck« und ist mit seinem Engagement bei Apothera nun einmal mehr zurück im Geschäft, das er zwischenzeitlich für andere, teils branchenferne Projekte verlassen hatte. Über sein aktuelles Projekt, das bislang rund drei Millionen Euro an Investorengeldern im Rücken hat, sagte er der PZ: »Apothera hat genau die richtige Idee zur richtigen Zeit.« 

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