Folgerezepte-App mit Doc Morris-Vergangenheit |
Cornelia Dölger |
30.11.2022 09:00 Uhr |
Aufhorchen lässt zudem die von Vry bestätigte Nachricht, dass Apothera derzeit eine eigene Versandapotheke in den Niederlanden aufbaut. Wird den Patienten in der neuen App also angeboten, die Rezepte direkt an die eigene Versandapotheke weiterzuleiten? Wenn ja, auf welchem technischen Weg? Auch dazu will sich das Unternehmen nicht konkret äußern. Nur so viel: Im kommenden Jahr soll der Versender an den Start gehen. Die App basiere diesbezüglich »im Kern auf einer automatisierten, proprietären Process Engine« , einer Verfahrenstechnik, die einen Wettbewerbsvorteil darstelle und deshalb unter Verschluss bleiben müsse. Insofern müssten auch die technischen Details zur Rezeptweiterleitung intern bleiben. Vry erklärte lediglich, dass die Telematik-Infrastruktur hierbei ein »wesentlicher Entwicklungstreiber« sei. Ähnlich wie bei Doc Morris oder der Shop Apotheke bekommt also auch die Versandapotheke von Apothera von der Gematik einen Institutionsausweis (SMC-B) gestellt, wodurch sie sich an die TI anschließen kann. Dies bestätigte Vry auf PZ-Nachfrage. Unklar bleibt aber, wie diese TI-Einbindung für die App aktuell funktioniert, also vor Fertigstellung der niederländischen Versandapotheke.
Mit dieser Apotheke, die »aufgrund regulatorischer, logistischer und wirtschaftlicher Erwägungen« in den Niederlanden gebaut werde, ist Apothera dann an etlichen Standorten in Europa aktiv: Hauptsitz in der Schweiz, Residenz in Berlin, Versandhandel in den Niederlanden. »Es ist ein wichtiger Teil unseres Firmenkonzepts, ein internationales Team zu haben und das Thema Arzneimittelversorgung europäisch anzugehen«, erläuterte Vry. Dies beinhalte auch, Konzepte bereitzustellen, die in anderen Ländern bereits gut funktionierten, wie eben die digitale Bestellung von Folgerezepten in Schweden und in den Niederlanden.
Von den Schlagworten Versandhandel und Niederlande ist der gedankliche Weg nicht weit zu Doc Morris, dem EU-Versender-Urgestein, das vor 22 Jahren von dem niederländischen Apotheker Jacques Waterval sowie von Ralf Däinghaus gegründet wurde und seinen Sitz in Heerlen an der niederländisch-deutschen Grenze hat. Däinghaus, der Doc Morris 2009 verließ, nachdem der Versender zwei Jahre zuvor zu großen Teilen vom Pharmagroßhändler Celesio übernommen wurde (und 2012 dann an die Schweizer Zur-Rose-Gruppe ging), macht wie erwähnt nun als Berater bei Apothera mit. Er gilt wegen seines Kampfes für den Internet-Arzneimittelhandel schon lange Medienberichten zufolge als »Apotheker-Schreck« und ist mit seinem Engagement bei Apothera nun einmal mehr zurück im Geschäft, das er zwischenzeitlich für andere, teils branchenferne Projekte verlassen hatte. Über sein aktuelles Projekt, das bislang rund drei Millionen Euro an Investorengeldern im Rücken hat, sagte er der PZ: »Apothera hat genau die richtige Idee zur richtigen Zeit.«
Das Papier-Rezept ist ein Auslaufmodell. Mit dem E-Rezept sollen alle Arzneimittel-Verordnungen über die Telematikinfrastruktur abgewickelt werden. Wir berichten über alle Entwicklungen bei der Einführung des E-Rezeptes. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite E-Rezept.