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Neurologie

Fluoxetin nach Schlaganfall bringt nur Nebenwirkungen

Das Antidepressivum Fluoxetin kann die Motorik bei Patienten nach einem Schlaganfall nicht verbessern. Entsprechenden Vermutungen aufgrund früherer Ergebnisse widersprechen nun gleich zwei große neue Studien.
AutorKontaktPZ
Datum 31.07.2020  16:00 Uhr

Der selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) Fluoxetin (in Deutschland Fluctin® und Generika, international bekannt als Prozac™) kann die funktionellen Fähigkeiten von Personen, die einen Schlaganfall erlitten haben, nicht verbessern. Darauf weisen heute die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) und die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) in einer gemeinsamen Pressemitteilung hin. In zwei aktuellen Studien traten unter Fluoxetin jedoch vermehrt Nebenwirkungen auf.

Laut Fachgesellschaften hatte 2011 eine französische Studie mit mehr als 100 Schlaganfall-Patienten mit schwerer halbseitiger Lähmung gezeigt, dass der SSRI womöglich die motorische Erholung der Betroffenen verbessern könne (»The Lancet Neurology«, DOI: 10.1016/S1474-4422(10)70314-8). »Die Patienten der Verumgruppe gaben an, beweglicher und damit auch eigenständiger zu sein«, informieren DGN und DSG. Dies sei nicht nur auf den stimmungsaufhellenden und damit motivationsfördernden Effekt zurückzuführen gewesen, gewissermaßen als Leistungssteigerung, sondern auch auf eine antientzündliche Wirkung nach einer Durchblutungsstörung im Gehirn und einer Wachstumsanregung für neue Nervenzellen, hätten damals die französischen Forscher argumentiert. Ihre Hypothese habe gelautet: Fluoxetin kann die Reparatur neurologischer Schäden im Gehirn fördern.

Dem widersprechen nun die Ergebnisse von zwei großen, randomisierten, placebokontrollierten Studien aus Schweden beziehungsweise Australien, Neuseeland und Vietnam, die ebenfalls in »The Lancet Neurology« erschienen sind. »Beiden kamen zu dem gleichen Ergebnis und zeigten, dass Fluoxetin nicht zur Verbesserung funktioneller Fähigkeiten nach einem Schlaganfall beiträgt«, berichten die deutschen Fachgesellschaften. In der schwedischen EFFECTS-Studie mit rund 1500 Probanden lag zwar nach sechs Monaten erwartungsgemäß die Inzidenz von Depressionen unter Fluoxetin niedriger als in der Placebogruppe, aber die Beweglichkeit hatte sich nicht deutlicher verbessert. Dem stehen Nebenwirkungen wie vermehrte Knochenbrüche (28 versus 11 Fälle) und Hyponatriämien (11 versus 1) gegenüber (DOI: 10.1016/S1474-4422(20)30219-2).

Ähnlich sah es in der AFFINITY-Studie mit 1280 Probanden unterschiedlicher ethnischer Abstammung aus (DOI: 10.1016/S1474-4422(20)30207-6). Bei der Motorik ergab sich kein Unterschied zwischen Verum und Placebo, während es unter Fluoxetin auch hier zu mehr Knochenbrüchen kam (19 versus 6) sowie Stürzen (20 versus 7) und epileptischen Anfällen (10 versus 2).

Keine Option für der Reha

»Die Ergebnisse beider Studien sind sehr konsistent. Beide zeigten keine Wirkung, aber ein ähnliches Nebenwirkungsprofil«, kommentiert Professor Dr. Hans-Christoph Diener, Pressesprecher der DGN. Die Frakturrate war um den Faktor 2,5 bis 3 erhöht, was laut Diener bedenklich ist, da man wisse, dass Frakturen bei älteren Menschen mit einer hohen Morbidität und Mortalität verbunden sind. Der Neurologe erläutert: »In der schwedischen Studie war die Hyponatriämie um den Faktor 10 erhöht, in der ozeanischen die Inzidenz von epileptischen Anfällen um den Faktor 5. Auch das korrespondiert gut, denn die Hyponatriämie ist ein bekannter Risikofaktor für epileptische Anfälle. Unterm Strich schadet die Gabe von Fluoxetin bei Schlaganfallpatienten also mehr als sie nützt.«

»Die Verbesserung der Regeneration nach einem Schlaganfall stellt eines der aktuell wichtigsten therapeutischen Ziele in der Schlaganfallbehandlung dar«, ergänzt Professor Dr. Wolf-Rüdiger Schäbitz, Pressesprecher der DSG. »So gesehen ist es enttäuschend, dass beide Studien negative Ergebnisse erbrachten.« Um herauszufinden, von welchen medikamentösen Therapien, Stimulationsverfahren oder Verfahren der virtuellen Realität Schlaganfallpatienten in der Rehabilitation am meisten profitieren, müsse weiter geforscht werden.

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