Feiern mit Diabetes – aber sicher |
Wenn Diabetiker ihren Stoffwechsel im Auge behalten, können sie genauso feiern wie stoffwechselgesunde Personen. / © Getty Images/m-gucci
In Deutschland leben mehr als 30.000 Kinder und Jugendliche mit Typ-1-Diabetes. Wenn sie in das Alter kommen, in dem Partys und Alkohol an Bedeutung gewinnen, müssen sie besonders auf ihren Stoffwechsel achten, damit es möglichst nicht zu Komplikationen kommt.
»Viele jüngere Menschen mit Diabetes verunsichert ihre Erkrankung, da sie nicht wissen, wie sie im Nachtleben oder auf Festivals mit möglichen Komplikationen umgehen sollen«, sagt Yvonne Häusler, Vorstandsmitglied des VDBD und Diabetesberaterin bei den DRK Kliniken Berlin. In ärztlichen Gesprächen oder im Elternhaus fänden sie häufig keine passende Anlaufstelle oder hätten Hemmungen, diese Themen proaktiv anzusprechen. »Die Diabetesberatung ist ein geschützter Rahmen, in dem sich junge Menschen öffnen können«, ergänzt Gülcan Celen, ebenfalls Diabetesberaterin bei den DRK Kliniken Berlin und VDBD-Mitglied.
Bei Diabetikern kann Alkohol zu starken Blutzuckerschwankungen führen – je nach Getränk und Menge steigt der Blutzuckerwert entweder deutlich an oder fällt gefährlich ab. Besonders riskant ist Alkohol in Kombination mit Insulin oder oralen Antidiabetika. Da Alkohol die Freisetzung des Speicherzuckers aus der Leber hemmt, droht hier eine Hypoglykämie. Überdies erhöht körperliche Aktivität – wie Tanzen bis spät in die Nacht – und wenig Schlaf das Risiko für Unterzuckerungen. Zugleich enthalten viele alkoholische Getränke große Mengen Zucker. Der VDBD rät: Alkohol maßvoll zu genießen, immer mit einer Mahlzeit zu kombinieren und den Glucosewert regelmäßig zu kontrollieren.
Eine gute Vorbereitung schützt: Vor einem Event sollten Menschen mit Diabetes ihren Blutzucker auf einen leicht erhöhten Zielwert einstellen, etwa auf 150 bis 180 mg/dl, und diesen regelmäßig überprüfen. »Bei Jugendlichen, die noch wenig Erfahrung im Umgang mit ihrem Diabetes haben, ist die Gefahr für gefährliche Stoffwechselentgleisungen besonders groß«, sagt Häusler. Sie rät daher, immer ein »Notfall-Kit« auf eine Party mitzunehmen. Es sollte schnell wirkende Kohlenhydrate wie Traubenzucker oder Fruchtsaft, bestenfalls ein Glucagon-Notfallset und einen Hinweis auf die Erkrankung erhalten – etwa in Form eines Armbands oder einer Notfallkarte im Handy.
Aber Vorsicht: Das Glucagon-Notfallset ist unter Alkoholeinfluss nicht zuverlässig wirksam, warnt der VDBD, da die Leber unter Alkoholeinfluss trotz Glucagon-Zufuhr ihre Zuckerreserven nicht effizient freisetzen kann. In solchen Fällen sollte möglichst frühzeitig der Rettungsdienst alarmiert werden, rät der Verband. Angehörige und das Umfeld sollten über diese Einschränkung informiert sein, um richtig zu reagieren.