| Daniela Hüttemann |
| 28.11.2025 16:00 Uhr |
Zumindest scheint das Bundesgesundheitsministerium (BMG) gesprächsbereit. Man sei in ständigem Austausch, berichteten Tisch und Ralf Denda, Leiter politische Strategie der ABDA. »Wir wollen es mit Argumenten und Worten bis zum Kabinettsentwurf am 17. Dezember versuchen.« Von lauten Protesten wird abgesehen, damit sich die derzeit offenen Ohren nicht verschließen. Tisch sagte aber auch: »Wenn es im Kabinettsentwurf keine echten Verbesserungen gibt, haben wir ein echtes Problem.«
Ab dann seien nicht mehr das BMG und Ministerin Nina Warken (CDU) die Ansprechpartner, erklärte Denda. Dann gelte es, die Bundestagsabgeordneten der verschiedenen Parteien und auch die Länder zu überzeugen. »Da müssen wir auf alles vorbereitet sein.« Zudem sammle die ABDA alle bisher gemachten Zitate und Ankündigungen aller Politiker für die Apotheken vor Ort, um sie darauf festzunageln. Hier gelte es, an die Glaubwürdigkeit der Politik zu appellieren, auch im Hinblick auf die versprochene Fixumerhöhung im Koalitionsvertrag.
Ab Januar brauche es dann ein »Grundrauschen« aus der Apothekerschaft und am besten auch Bevölkerung für die Apotheken vor Ort. »Wir müssen Stimmung machen und die Länder sensibilisieren bis zur ersten Lesung im Bundesrat Ende Januar.« Denda erinnerte daran, dass in vielen Bundesländern 2026 Kommunal- und/oder Landtagswahlen stattfinden. Da könne man die Abgeordneten gut in ihren Wahlkreisen erreichen. Und die bröckelnde Versorgung sei ein großes Thema. Über konkrete Protestmaßnahmen sprach Denda noch nicht.
Hamburgs Kammerpräsident Holger Gnekow konstatierte, aktuell drücke sich die Politik um eine konkrete Aussage, ob sie einen Systemwechsel im Apothekenwesen wolle. Umgekehrt müssten die Apothekerinnen und Apotheken klar und mit einer Stimme sprechen. »Wir stehen für die inhabergeführte Apotheke, die mit Verantwortungsbewusstsein die Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln, Gesundheitsdienstleistungen und Nähe am Menschen täglich und in Notfällen, insbesondere in Krisensituationen, mit persönlichem Einsatz gewährleisten. Voraussetzung dafür ist, dass wir wirtschaftlich gestärkt werden.«
Um diese Position zu untermauern und einem »Downgrading« vorzubeugen, müssten die Apotheken sich um die Sicherung der Qualität kümmern, unter anderem durch mehr Fortbildungszertifikate, Weiterbildung, Pseudocustomer-Besuche und ZL-Ringversuche. »Gleichzeitig wollen wir Innovationen wie neue Dienstleistungen anbieten und uns in der Primärversorgung engagieren, zum Beispiel durch assistierte Telemedizin in Apotheken.«
Gnekow wiederholte auch seine Vorschläge eines besseren Lieferengpass-Managements durch eine Verfügbarkeits-App und Maßnahmen gegen die ausufernden Kosten bei Hochpreisern durch eine bessere Förderung der Adhärenz und der Kontrolle wirtschaftlicher Verordnungen. »Wir können nicht nur verharren. Wir müssen eine wirtschaftliche Stärkung auch fordern, weil wir mehr Freude an Verantwortung und Innovation haben wollen.«