Fachkräftemangel in Praxen und Apotheken |
Ev Tebroke |
19.09.2024 12:30 Uhr |
Wie steht es um die Gesundheitsversorgung in den nächsten Jahren? Die beim ZI-Kongress Versorgungsforschung in Berlin gezeigten Szenarien waren düster. / Foto: PZ/Tebroke
Die Lücke wird immer größer: In der ambulanten Versorgung fehlt es massiv an Fachkräften. Ärzte- und Apothekerschaft leiden gleichermaßen unter Nachwuchsmangel. Als Ursache sehen beide Berufsgruppen ungenügende wirtschaftliche Rahmenbedingungen. So haben die Heilberufler zuletzt immer wieder die aus ihrer Sicht verfehlte Gesundheitspolitik angeprangert. Der demografische Wandel kommt erschwerend hinzu. Wie die Lage aussieht, beleuchtete am 18. September eine Veranstaltung des Zentralinstituts (ZI) Kassenärztliche Versorgung zum Thema Versorgungsforschung.
Dabei sind bei Ärzten und Apotheken einige Parallelen auszumachen. Der Trend zur Festanstellung beziehungsweise zur Teilzeitarbeit erschwert in beiden Berufsbereichen die Stellenbesetzung. So fehlen nicht nur Approbierte, die bereit sind, Praxen oder Apotheken zu übernehmen. Auch bei den Fachangestellten gibt es immer weniger Personal. Es fehlt sowohl an Medizinischen Fachangestellten (MFA) als auch an Pharmazeutisch-Technischen Angestellten (PTA). Und neben schlechten Ausbildungsbedingungen zieht es die Fachkräfte verstärkt in die Industrie, da dort die Bezahlung besser ist. Aber nun zu den Zahlen.
In den Praxen gibt es derzeit bundesweit bereits 6100 offenen Stellen bei den Vertragsärzten, wie Mandy Schulz vom ZI berichtete. Bei den Hausärzten fehlen rund 5000 Mediziner, bei den Fachärzten sind 1000 Stellen unbesetzt. Das Durchschnittsalter der Mediziner lag 2021 bei 54,6 Jahren. Insbesondere bei den Vertragsmedizinern gehen laut Schulz in den nächsten Jahren viele in Rente. Da es zu wenig medizinischen Nachwuchs gibt, fehlten bereits zwischen 2024 bis 2026 jährlich 5000 Nachbesetzungen. Erst ab 2037 sei mit einer ausgeglichen Nachbesetzungsbilanz zu rechnen. Bis dahin fehlten rund 50.000 Ärztinnen und Ärzte.
»Vor 15 Jahren hätte es mehr Medizinstudienplätze gebraucht«, kritisiert Schulz. Ein weiterer Grund für den großen Mangel an Nachbesetzungen sei zudem, dass die Versorgungsleistung pro Arztstelle sinkt, aufgrund der wachsenden Nachfrage nach Teilzeitarbeit, sowie der Präferenz von Anstellung statt Selbstständigkeit. Dieses Problem gibt es identisch in den Apotheken.