EU-Zulassung für Deucravacitinib erfolgt |
Sven Siebenand |
31.03.2023 09:00 Uhr |
Psoriasis ist eine immunvermittelte Erkrankung. Bis zu 90 Prozent der Betroffenen leiden an Psoriasis vulgaris, auch Plaque-Psoriasis genannt, die gekennzeichnet ist durch ausgeprägte runde oder ovale Hautläsionen, typischerweise bedeckt mit silbrig-weißen Schuppen. / Foto: Adobe Stock/Maria
Deucravacitinib ist ein selektiver, allosterischer Tyrosinkinase-2-Inhibitor (TYK-2-Inhibitor) und damit ein Januskinase-Hemmer (JAK-Hemmer). Denn das Enzym TYK2 gehört zur JAK-Familie. Durch die Blockade von TYK2 wird die Signalkaskade der Interleukine 12 und 23 sowie jene von Typ-1-Interferon, die zu den zentralen Zytokinen der Psoriasis-Pathogenese gehören, gehemmt. Einen hohen Grad an Selektivität erreicht Deucravacitinib infolge der Bindung des Wirkstoffs an die regulatorische Domäne statt an die aktive Domäne von TYK2, was die allosterische Hemmung von TYK2 und deren nachgelagerten Funktionen zur Folge hat. Diese regulatorische Domäne unterscheidet sich von jener der Enzyme JAK 1, 2 und 3. Somit hemmt Deucravacitinib in therapeutischen Dosen diese Enzyme nicht.
Zugelassen ist der neue Wirkstoff zur Behandlung von mittelschwerer bis schwerer Plaque-Psoriasis bei Erwachsenen, die für eine systemische Therapie infrage kommen. Wichtige Grundlage der Zulassung sind die Ergebnisse der Phase-III-Studien POETYK PSO-1 und POETYK PSO-2. In den Studien zeigte die einmal tägliche Gabe von Deucravacitinib im Vergleich zu Placebo und der zweimal täglichen Gabe von Apremilast eine überlegene Wirksamkeit nach 16 sowie nach 24 Wochen, mit einem anhaltenden Ansprechen über 52 Wochen.
Die empfohlene orale Dosis beträgt 6 mg einmal täglich. Kontraindiziert ist der Einsatz des Kinasehemmers bei Vorliegen von klinisch bedeutsamen aktiven Infektionen. Grundsätzlich kann der Wirkstoff das Infektionsrisiko erhöhen. Infektionen der oberen Atemwege kommen als Nebenwirkung sehr häufig vor. Bei schwerer Leberfunktionsstörung wird die Gabe von Deucravacitinib nicht empfohlen.
Aus Vorsichtsgründen soll eine Anwendung von Deucravacitinib während der Schwangerschaft vermieden werden. In der Stillzeit ist zu entscheiden, ob das Stillen zu unterbrechen ist oder ob auf die Behandlung mit Deucravacitinib verzichtet wird.
Mitte März hat die Europäische Arzneimittelbehörde EMA das Risikobewertungsverfahren zu antientzündlichen Januskinase-Inhibitoren abgeschlossen. In einem Rote-Hand-Brief hatten die Hersteller anschließend auf Anwendungseinschränkungen und neue Empfehlungen hingewiesen. Den neuen Wirkstoff Deucravacitinib hatte die EMA allerdings in diesem Review nicht genannt und somit wird das Mittel im Rote-Hand-Brief auch nicht erwähnt. Die Anwendungseinschränkungen gelten für Deucravacitinib nicht, teil Bristol-Myers Squibb auf Nachfrage der PZ mit.
Trotz einer Abweichung im Wirkmechanismus zu anderen JAK-Hemmern ist zu vermuten, dass die EMA Langzeitdaten von Deucravacitinib weiter genau anschauen wird und gegebenenfalls dann auch für diesen Wirkstoff neue Empfehlungen aussprechen wird.