»Es muss mehr Geld in das System« |
Der Bundestagsabgeordnete Dirk Heidenblut hat sich in Bottrop von Apothekerin Karima Ballout über die aktuellen Probleme informiert, vor denen die Apotheken vor Ort stehen. / Foto: AVWL
Warum sie sich selbstständig gemacht hat? »Weil ich weiterkommen und meine Ideen umsetzen wollte«, sagt Karima Ballout. Vor zwei Jahren hat sie deshalb zwei Apotheken in Bottrop übernommen – und auf Links gezogen: Lagerautomat, Vier-Tage-Woche für die Beschäftigten und viel Eigenverantwortung für die Mitarbeiter, weniger Verkaufsfläche und dafür ein großer Beratungsraum, um Dienstleistungen und Impfungen anzubieten. Dirk Heidenblut, SPD Bundestagsabgeordneter und Mitglied des Gesundheitsausschusses, hat schon viele Apotheken vor Ort gesehen. Aber das Engagement, mit dem die dreifache und alleinerziehende Mutter Karima Ballou ihre Apotheken umkrempelt, beeindruckt ihn.
»Ich habe den Traum von einem Präventionszentrum hier in Bottrop«, erklärt Karima Ballout dem SPD-Apothekenexperten bei seinem Besuch. Mehr als jeder Dritte in Bottrop und Umgebung habe Migrationshintergrund, so Ballout. Die Apotheke als niedrigschwellige Anlaufstelle in Gesundheitsfragen werde hier gebraucht.
Doch angesichts der vom Gesundheitsminister angekündigten Apothekenstrukturreform fürchtet Ballout um ihren Traum. Ende Dezember hatte Karl Lauterbach seine Eckpunkte für eine solche Reform vorgestellt. Kernpunkt des Konzepts ist die Umverteilung des Honorars. So will der Minister die kleinen Apotheken insbesondere auf dem Land sichern. Ein Kalkül, das nicht aufgehen könnte, weil diese Umverteilung nicht wie vom Minister versprochen finanziell neutral sei, sondern vielmehr eine Kürzung der Apothekenhonorare zur Folge hätte, fürchtet Karima Ballout.
Ballout hat die Pläne für ihr Haus durchgerechnet: »Für mich wären das unter dem Strich 10.000 Euro pro Jahr weniger.« Innovative Arzneimittel im Wert von vier- oder fünfstelligen Beträgen vorzufinanzieren, sei dann schlicht nicht mehr möglich, warnt sie. »Apotheken, die solche hochpreisigen Arzneimittel abgeben, werden dann schnell defizitär.«
17 Apotheken gebe es noch in Bottrop. Doch es sei jetzt schon absehbar, dass es noch weniger werden. »Wenn die Zahl nur auf 15 zurückgeht – und das ist noch vorsichtig geschätzt – muss eine Apotheke hier durchschnittlich 7.800 Patienten versorgen. Dann werden sich Schlangen bilden,« sagt Karima Ballout. Für Impfungen und Vorsorgeleistungen, ihren Traum vom Präventionszentrum, bleibe dann keine Zeit mehr. Scharf kritisiert sie auch das Vorhaben des Ministers, dass künftig nicht mehr in jeder Apotheke ein Apotheker vor Ort sein müsse: »Seine Pläne werden für die Patienten Leistungskürzungen zur Folge haben.«