Es kommt noch dünner |
Daniela Hüttemann |
31.03.2023 16:30 Uhr |
Es gebe allerdings noch viele offene Fragen: Welcher Wirkstoff eignet sich am besten bei welchem Subtyp? Denkbar sei zum Beispiel, dass Polyagonisten, die Glucagon stimulieren, sich besonders gut bei Fettleber eignen.
Optimale Dosierungen müssten gefunden, unerwünschte Effekte und Langzeitwirkungen erforscht werden. Bislang deute nichts darauf hin, dass die dualen beziehungsweise Triple-Agonisten schlechter verträglich seien als reine GLP-1-Agonisten, eher im Gegenteil. Tschöp hofft, dass die Polyagonisten das therapeutische Fenster sogar weiten können, da sie durch die das Ansprechen verschiedener Hunger-Signale im Gehirn niedriger dosiert werden können als Substanzen, die nur einen Signalweg ansprechen. Präklinische Daten deuteten nicht auf weitere Nebenwirkungen hin. Besondere Aufmerksamkeit bedürfen hier allerdings die Glucagon-Agonisten, da Glucagon auch eine Rolle bei kardiovaskulären Prozessen spiele.
Wünschenswert wären zudem orale Anwendungsformen, denn bislang müssen die Polyagonisten (alles Peptid-Moleküle) noch subkutan injiziert werden. Entsprechende pharmazeutisch-technologische Formulierungen hielt Tschöp nicht für unmöglich.
Eine äußerst wichtige Frage ist zudem die Therapiedauer. Experten gehen bislang davon aus, dass es zum Rebound kommen wird, wenn die Adipositas-Medikamente abgesetzt werden. Es müsse noch erforscht werden, welche Moleküle in welcher Dosierung sich am ehesten für eine Erhaltungstherapie eignen. »Wir werden zu einer personalisierten medikamentösen Adipositas-Therapie kommen«, glaubt Tschöp.
Klar bleibt aber auch: Adipositas-Medikamente allein sind nicht die Lösung der Fettleibigkeits-Pandemie, sondern immer nur ein zusätzlicher Baustein neben mehr Bewegung, gesunder, kalorienreduzierter Ernährung und Verhaltenstherapie.