»Es darf nicht sein, dass Apotheken betteln müssen« |
Lukas Brockfeld |
24.04.2024 17:42 Uhr |
Alexander Müller, Hans-Peter Hubmann und Sebastian Schwintek sprachen über die Folgen des Skonto-Urteils. / Foto: ABDA/André Wagenzik
Das Skonto-Urteil schlug im Februar hohe Wellen. Damals entschied der Bundesgerichtshof (BGH), dass Skonti zu den Preisnachlässen für Rx-Arzneimittel zählen und deshalb nur noch auf den Zuschlag der Vorlieferanten von maximal 3,15 Prozent gewährt werden dürfen. Die Reaktionen waren heftig, der Landesapothekerverband Niedersachsen sprach beispielsweise von einem »Todesurteil« für viele Apotheken.
Doch welche Folgen hat das Urteil wirklich? Darüber sprachen Hans-Peter Hubmann, Vorsitzender des Deutschen Apothekenverbandes (DAV), und Sebastian Schwintek, Mitglied der Geschäftsleitung der Treuhand Hannover, beim DAV-Wirtschaftsforum mit PZ-Chefredakteur Alexander Müller.
Schwintek begann mit einem Impulsvortrag. In diesem legte er dar, wie groß die wirtschaftlichen Einbußen durch das Urteil seien dürften. Eine durchschnittliche Apotheke könnte demnach zwischen 20.000 und 25.000 Euro jährlich verlieren. »Dabei ist natürlich anzumerken, dass das individuelle Zahlen sind, die stark von Apotheke zu Apotheke variieren«, erläuterte der Experte.
Pro verkaufter Arzneimittelpackung sei mit einer Einbuße von etwa 50 Cent zu rechnen. Wenn hier von Seiten der Politik oder des Großhandels kein Ausgleich stattfände, müsste die durchschnittliche Apotheke ihr Betriebsergebnis um etwa 15 Prozent nach unten korrigieren. »Große Apotheken sind davon sehr viel stärker betroffen als kleinere«, erläutert Schwintek. Nach seiner Einschätzung könnten die Einbußen der großen Offizinen sogar bei mehr als 50.000 Euro im Jahr liegen.
Schwintek präsentierte in seinem Vortrag einige Möglichkeiten, mit denen die Apotheken die Verluste durch das Skonto-Aus kompensieren können. Es ließen sich beispielsweise andere Konditionen mit den Großhändlern verhandeln. »Es gibt viele Faktoren, die im Verhältnis von Apotheken und Großhandel eine Rolle spielen. Es sind eine ganze Reihe an Gebühren und Services über die sich sprechen lässt«, so Schwintek. Doch diese Spielräume seien begrenzt, daher müsse man davon ausgehen, dass die Offizinen auf einem großen Teil des Schadens sitzen bleiben könnten.