Pharmazeutische Zeitung online
US-Zulassung

Erste Pille gegen postpartale Depressionen

Die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA hat das Zuranolon-haltige Präparat Zurzuvae™ Kapseln von Biogen zugelassen. Es ist das erste orale Medikament zur Behandlung der postpartalen Depression bei Frauen. Sein Wirkmechanismus bietet gegenüber dem zu infundierenden Brexanolon aber nichts Neues.
Sven Siebenand
07.08.2023  14:30 Uhr

Die postpartale Depression (PPD) ist eine depressive Episode, die typischerweise nach der Entbindung auftritt, aber auch in der späten Phase einer Schwangerschaft beginnen kann. Manchmal wird sie verharmlosend noch als »Baby Blues« bezeichnet. Im Jahr 2019 hat die FDA bereits den Wirkstoff Brexanolon (Zulresso®, Sage Therapeutics) bei PPD zugelassen. Es muss infundiert werden. Nun folgte die US-Zulassung für das oral verfügbare Zuranolon. Bei der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) liegen bis dato für beide Wirkstoffe noch keine entsprechenden Zulassungsanträge vor.

Man geht davon aus, dass ein plötzlicher Abfall des Progesteron- beziehungsweise Allopregnanolon-Spiegels eine wichtige Rolle bei der PPD-Entstehung spielt. Sowohl Brexanolon als auch Zuranolon sind synthetische Analoga des endogenen inhibitorischen Pregnan-Neurosteroids Allopregnanolon, das in vivo aus Progesteron gebildet wird.

Der Wirkmechanismus von Brexanolon und Zuranolon bei der PPD-Behandlung ist noch nicht vollständig geklärt. Es wird aber vermutet, dass er mit der positiven allosterischen Modulation von GABAA-Rezeptoren zusammenhängt. Wie Allopregnanolon wirken beide Arzneistoffe an diesem Rezeptor modulierend.

Die Wirksamkeit von Zurzuvae zur Behandlung von PPD wurde in zwei randomisierten Studien nachgewiesen. Die Studienteilnehmerinnen waren Frauen mit PPD, die die Kriterien für eine schwere depressive Episode erfüllten und deren Symptome im dritten Trimenon der Schwangerschaft oder innerhalb von vier Wochen nach der Entbindung begonnen hatten. In beiden placebokontrollierten Studien wurden die Patientinnen der Verumgruppe zwei Wochen lang täglich mit 40 beziehungsweise 50 mg Zuranolon behandelt und darauf noch mindestens vier Wochen lang nachbeobachtet.

Sedierenden Effekt beachten

Der primäre Endpunkt beider Studien war die Veränderung der depressiven Symptome anhand des Gesamtergebnisses der 17 Punkte umfassenden Hamilton Depression Rating Scale (HAMD-17), gemessen am 15. Tag. Im Vergleich zur Placebogruppe zeigten Frauen im Zuranolon-Arm in beiden Studien eine signifikant stärkere Verbesserung ihrer Symptome (–15,6 versus –11,6 Punkte beziehungsweise –17,8 versus –13,6 Punkte auf der Skala). Der Behandlungseffekt blieb auch vier Wochen nach der letzten Dosis des Wirkstoffs erhalten.

Die empfohlene Tagesdosis beträgt 50 mg Zuranolon. Sie sollte über zwei Wochen einmal täglich abends mit einer fettreichen Mahlzeit eingenommen werden. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören Schläfrigkeit, Schwindel, Durchfall, Müdigkeit, Nasopharyngitis und Harnwegsinfektionen.

Frauen sollten während und bis zu einer Woche nach der Einnahme von Zurzuvae eine wirksame Empfängnisverhütung anwenden. Zudem gibt es in der Fachinformation einen Warnhinweis, dass die Verkehrstüchtigkeit nach Einnahme von Zuranolon beeinträchtigt sein kann. Frauen sollten deshalb mindestens zwölf Stunden nach der Einnahme von Zurzuvae kein Fahrzeug führen oder Maschinen bedienen. Bereits von Brexanolon sind diese Risiken einer sedierenden Wirkung  bekannt.

Zuranolon geht in geringem Ausmaß in die Muttermilch über. Wie sich das auf das gestillte Kind auswirkt, ist nicht bekannt. In der Fachinformation wird vom Stillen unter Zuranolon nicht explizit abgeraten; stattdessen solle der potenzielle Nutzen der Behandlung für die Mutter gegen mögliche negative Effekte abgewogen und auf dieser Basis eine Entscheidung pro oder kontra Stillen getroffen werden.

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa