Erste klinische Ergebnisse für Protein-Impfstoff gegen Covid-19 |
Theo Dingermann |
10.12.2020 15:30 Uhr |
NVX-CoV2373 enthält das rekombinant hergestellte Spike-Protein des SARS-CoV-2-Virus sowie ein neuartiges Adjuvans. / Foto: Novavax
Wissenschaftler um Cheryl Keech von der Firma Novavax in Gaithersburg, USA, haben die Daten einer randomisierten, placebokontrollierten Phase I/II-Studie zur Überprüfung der Sicherheit und Immunogenität des Impfstoffkandidaten im »New England Journal of Medicine« publiziert.
Zur Überprüfung der Sicherheit (Phase I) erhielten die Probanden zwei intramuskuläre Injektionen im Abstand von 21 Tagen. Als primäre Endpunkte waren die Reaktogenität, also die »erwarteten« unerwünschten Reaktionen, insbesondere übermäßige immunologische Reaktionen und damit verbundene Anzeichen und Symptome einschließlich Fieber und Schmerzen an der Injektionsstelle, und eine Liste an Laborwerten definiert, die von der Food and Drug Administration (FDA) zur Abschätzung der Toxizität und Sicherheit von IgG-Anti-Spike-Protein-Reaktion vorgegeben sind.
Als sekundäre Endpunkte wurden alle unerwünschten Ereignisse, die Neutralisierung von Wildtyp-Viren (Mikroneutralisationstest) und T-Zell-Reaktionen (Zytokin-Muster) dokumentiert. Die Ergebnisse des IgG- und Mikroneutralisierungstests wurden mit 32 (IgG) beziehungsweise 29 (Neutralisierung) Covid-19-Rekonvaleszenten-Seren von Patienten verglichen, von denen die meisten symptomatisch erkrankt waren. Eine Primäranalyse wurde am Tag 35 durchgeführt.
Es wurden zwei Dosen des Impfstoffs (5 μg und 25 μg) jeweils mit oder ohne dem neuen Matrix-M1-Adjuvans an 131 gesunden Erwachsenen getestet. Von den 131 Probanden erhielten 83 Probanden den Impfstoff plus Adjuvans, 25 Probanden erhielten den Impfstoff ohne Adjuvans und 23 Probanden erhielten eine Placebo-Injektion.
Bei der Mehrheit der Probanden wurde keine oder nur eine geringe Reaktogenität beobachtet. Diese Ereignisse traten häufiger bei Impfstoffen auf, die das Adjuvans enthielten. Sie waren von kurzer Dauer (im Mittel ≤ 2 Tage). Bei einem Teilnehmer wurde leichtes Fieber festgestellt, das einen Tag anhielt. Unerwünschte Ereignisse waren bei den meisten Teilnehmern leicht. Schwere unerwünschte Ereignisse traten nicht auf. Der Zusatz von Adjuvans führte zu verstärkten Immunreaktionen, war Antigendosis-schonend und induzierte eine Reaktion von T-Helfer-Zellen vom Typ1 1 (Th1).
Bei den Probanden, die zweimal 5 μg des Antigens plus Adjuvans erhielten, wurden sowohl im IgG- als auch im Mikroneutralisierungstests Immunreaktionen induziert, die im Mittel höher lagen als diejenigen, die in Rekonvaleszenzseren von zumeist symptomatischen Covid-19-Patienten gemessen wurden.
Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass eine Analyse nach 35 Tagen des NVX-CoV2373-Impfstoffkandidaten keine sicherheitsrelevanten Reaktionen erkennen ließ, und dass der Impfstoff Immunantworten induziert, die effektiver zu sein schienen als diejenigen von Patienten, die von einer Covid-19-Erkrankung genesen waren. Das Matrix-M1-Adjuvans induzierte CD4+-T-Zell-Antworten, die einen Th1-Phänotyp aufwiesen.
Angelaufen ist bereits eine Phase-III-Studie in Großbritannien mit bis zu 30.000 Probanden im Alter von 18 bis 84 Jahren. In Mexiko und den USA soll demnächst eine weitere Phase-III-Studie starten.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.