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Notfälle

Erste Hilfe bei Babys und Kindern

Stürze, akute Vergiftungen, lebens­bedrohliche Unfälle: Geraten Säuglinge oder Kinder in Not, ­wollen Erwachsene gern helfen. Häufig sind sie jedoch unsicher, ob falsches Handeln eventuell mehr schadet als nützt. Doch für Jung oder Alt gilt: Rasche Hilfe kann Leben retten. Die Apotheke ist oft erste Anlaufstelle bei Notfällen im Kleinkindalter.
AutorKontaktBarbara Staufenbiel
Datum 24.11.2019  08:00 Uhr

Beim Spielen und Herumtoben ist es schnell passiert: Das Kind stürzt. Dabei nehmen Zahnunfälle an Häufigkeit zu. Betroffen sind oft die oberen Schneidezähne. Zahnbruchstücke und ausgeschlagene Zähne können bei richtiger Behandlung wieder angeklebt oder eingepflanzt werden.

Die sensible Wurzeloberfläche oder Zahnbruchstelle darf weder berührt noch desinfiziert werden. Vielmehr muss der Zahn an der Spitze der Krone angefasst und sofort feucht gelagert werden, am besten in einer Zahnrettungsbox (zum Beispiel Dentosafe®, SOS-Zahnbox), die ein besonderes zellverträgliches Milieu enthält. Ersatzweise eignen sich fettarme gekühlte Sterilmilch (H-Milch, Zwischenlösung für eine bis zwei Stunden), engumwickelte Kunststofffolie (Zwischenlösung für 30 bis 60 Minuten) oder isotone Kochsalz­lösung aus der Apotheke (Zwischen­lösung für ­maximal 30 Minuten). Leitungswasser oder Speichel sind als Lagermedium ungeeignet.

Ist zeitnah kein Zahnarzt zu erreichen, muss der Zahn in das Nährmedium der Zahnrettungsbox umgelagert werden. Dort kann er bei Zimmertemperatur 24 bis 48 Stunden liegen. Die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde empfiehlt, die Zahnrettungsbox in das Erste-Hilfe-Inventar jeder Schule und jedes Sportvereins aufzunehmen.

Vorsicht Gehirnerschütterung

Schlägt das Kind mit dem Kopf gegen einen harten Gegenstand, droht eine Gehirnerschütterung. Das Gehirn selbst ist durch die knöcherne Schale geschützt, und zwischen Gehirn und Schädelknochen befindet sich eine Flüssigkeit (Liquor cerebrospinalis). Auch wenn äußerlich keine größere Verletzung zu sehen ist, kann das Gehirn gegen die Schädelwand geprallt und damit erschüttert sein. Symptome wie Erbrechen, Kopfschmerzen oder Bewusstseinsstörungen deuten auf eine Gehirnerschütterung hin, können aber auch fehlen.

Jetzt sind die Eltern gefordert, ihr Kind genau zu beobachten. Bei jeder auch nur kurzzeitigen Bewusstlosigkeit ist der Arzt aufzusuchen. Dies gilt auch, wenn ein Kind erbricht oder ungewöhnliches Verhalten wie Unruhe oder Teilnahmslosigkeit zeigt. Symptome einer Gehirnerschütterung können auch verzögert erst nach mehreren Stunden auftreten. Daher sollten Kleinkinder oder Säuglinge nach einem Schlag gegen den Kopf zeitnah von einem Arzt untersucht werden. Dieser verordnet gegen Kopfschmerzen Par­acetamol oder Ibuprofen (alters­gerecht dosieren!). Das Apothekenteam kann die Eltern beruhigen, denn Folgeschäden sind in der Regel nicht zu erwarten. Das Gehirn ist irritiert und braucht Ruhe zur Regeneration.

Der Kopf ist von der sehr gut durchbluteten Kopfschwarte umgeben. Bei Verletzungen strömt das Blut. Kopfplatzwunden werden in der Klinik oder beim Kinderarzt genäht oder mit einem Klammerpflaster versorgt. Um die Blutung zu stoppen, sollte man ­einen Druckverband (Verbandpäckchen und Mullbinde, zum Beispiel aus dem Erste-Hilfe-Kasten des Autos) anlegen oder ein sauberes Tuch auf die Wunde pressen.

Häufigste Folge einer Kopfverletzung ist eine Beule, die sich möglicherweise blau und grün verfärbt und nach ein paar Tagen verheilt. Erste Hilfe: Kühlen und Trösten.

Stürze vermeiden

Auch im häuslichen Umfeld lauern ­Gefahren. So darf man einen Säugling niemals unbeaufsichtigt auf dem Wickeltisch, im Hochstuhl oder auf dem Sofa liegen lassen. Treppen, Fenster und ­Türen sind gut zu sichern. Auch das konsequente Tragen eines Fahrradhelms verringert die Sturzfolgen. Eltern sollten hier gute Vorbilder sein und selbst einen Helm tragen.

Häufigste Folgen eines Sturzes sind Schürfwunden. Diese werden mit Leitungswasser gereinigt und anschließend desinfiziert. Für kleinere Schürfwunden gibt es hautfreund­liche luftdurchlässige Wundschnellverbände in kinderfreundlich bunten Designs.

Die Tetanus-Impfung sollte nicht länger als fünf Jahre zurückliegen, andernfalls muss der Impfschutz aufgefrischt werden. Darauf sollte das Apothekenpersonal unbedingt hinweisen. Zur Grundimmunisierung im Säuglings­alter empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) ab einem Alter von zwei Monaten drei Impfstoffdosen im Abstand von vier Wochen und abschließend eine vierte Dosis im Alter von elf bis 14 Monaten. Es ist sinnvoll, Kombinationsimpfstoffe einzusetzen. Der Impfschutz sollte mit fünf bis sechs Jahren, dann im Alter von neun bis 17 Jahren und danach alle zehn Jahre aufgefrischt werden (Epidem. Bulletin Nr. 34/2019).

Maßnahmen bei Verbrühung oder Verbrennung

Verbrennungen sind Schäden der Haut und Schleimhaut durch heiße Flüssigkeiten (Verbrühung), Dämpfe oder Gase, heiße Stoffe oder Kontaktflächen (Backofen), Flammeneinwirkung, starke Sonneneinstrahlung, elektrischen Strom oder Reibung. Sie werden in verschiedene Schweregrade unterteilt.

  • Verbrennungen ersten Grades zeigen sich in oberflächlicher Rötung der Haut.
  • Bei Grad 2a kommen starke Schmerzen und Blasenbildung hinzu, bei Grad 2b sind Haarfollikel mitbetroffen.
  • Bei Grad 3 sind Dermis und Epidermis zerstört.
  • Bei Grad 4 gehen die Zerstörungen bis auf die Knochen (Verkohlung).

Säuglinge und Kleinkinder sollten bei Verbrennungen oder Verbrühungen immer zum Kinderarzt gebracht werden. Erste-Hilfe-Maßnahme ist die sofortige Kühlung zur Schmerzlinderung mit handwarmem Leitungswasser. Stärkere Kühlung kann zu Kälteschäden und stärkeren Schmerzen führen. Ist der Körperstamm von einer Verbrennung betroffen, muss man zuerst die Kleidung ausziehen, damit diese nicht mit der Wunde verklebt.

Offene Verbrennungswunden werden sauber und möglichst steril abgedeckt. Hausmittel wie Mehl, Puder oder Öl sind nicht geeignet.

Erste Hilfe bei drohendem Ertrinken

Kleinen Kindern und Säuglingen macht das Plantschen im und mit Wasser viel Freude. Doch Ertrinken ist selbst in der Badewanne möglich. Ungesicherte Gartenteiche, Swimmingpools, Regentonnen, Wassereimer oder sogar Pfützen können für Kleinkinder lebensgefährlich werden.

Kleinkinder und Säuglinge ertrinken »leise«, das heißt sie rufen nicht um Hilfe und machen sich auch sonst nicht lautstark bemerkbar. Sie fallen mit dem Gesicht nach vorn ins Wasser und können ihre Lage nicht verändern, da ihre motorischen Fähigkeiten noch nicht hinreichend entwickelt sind. Zusätzlich kann es beim Eintauchen in das Wasser zu Verkrampfungen kommen. Atmen und Schreien sind dann unmöglich.

Erste-Hilfe-Maßnahme: Reanima­tion mit Atemspende und Herzdruckmassage. Auf keinen Fall sollten Helfer versuchen, eingeatmetes Wasser aus den Lungen zu entfernen.

Verdacht auf Vergiftungen

Blüten oder Früchte von Garten-, Zimmer- oder Balkonpflanzen wecken die Neugier von Kindern. Der häufig unangenehme Geschmack verhindert meist die Aufnahme größerer Mengen, jedoch lässt sich diese Menge schlecht bestimmen. Giftinformationszentren, Arzt oder Apotheker können dazu beitragen, die Giftpflanze zu bestimmen und die richtigen Maßnahmen zu ergreifen (Kasten). Wichtig für Giftnotruf und Rettungsdienst sind die »W-Informationen«:

  • Wer ist betroffen (Alter, Geschlecht, ungefähres Körpergewicht)?
  • Was wurde aufgenommen?
  • Wann erfolgte die Einnahme oder Einwirkung?
  • Wie wurde das Gift aufgenommen?
  • Wie viel wurde aufgenommen?
  • Zusätzliche Angaben: Wie geht es dem Kind? Wo hat sich der Unfall ereignet? Wurden bereits Maßnahmen unternommen, wenn ja welche?

Wichtig ist es, Ruhe zu bewahren, Pflanzenteile aus dem Mund zu entfernen und den Mund mit Wasser auszuspülen. Das Kind kann Wasser, Tee oder Saft in kleinen Mengen trinken. Medizinische Kohle ist nach ärztlicher Rücksprache sinnvoll, um die Aufnahme von Giftstoffen zu verringern. Milch ist ­ungeeignet, da sie die Resorption lipophiler Gifte fördert.

Ohne Rücksprache mit dem Arzt kein Erbrechen mit dem Finger oder Salzwasser auslösen! Bei Bewusstlosigkeit sofort den Notarzt verständigen! Einem bewusstlosen Kind keinesfalls Flüssigkeit eingeben.

Diese Maßnahmen gelten ebenso bei Verdacht auf eine Vergiftung durch Putz- oder Arzneimittel, Zahnpasta oder Kosmetika. Benötigen die Eltern regelmäßig Medikamente, dürfen diese nie für ein Kind erreichbar herum­liegen. Das Apothekenpersonal sollte ­Eltern mit Kleinkindern immer wieder darauf hinweisen, Arzneimittel grundsätzlich kindersicher zu lagern. Das gilt auch für den Besuch bei den Groß­eltern.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) stuft vor allem Paracetamol als gefährlich ein. Die leberschädigende Wirkung kann tödlich sein! Sie lann beim Überschreiten der Tageshöchstdosis von 50 mg pro kg Körpergewicht eintreten. Dies entspricht eineinhalb Tabletten à 500 mg für ein 15 kg schweres Kind! Die deutschen Giftinformationszentren weisen jedoch darauf hin, dass nach einer einmaligen Paracetamol-Überdosis unter 150 mg/kg ohne Therapie beim Gesunden keine Leberschädigung zu erwarten sei; bei Risikopatienten wie Früh- und Neugeborenen sowie Kleinkindern mit hohem Fieber und Appetitlosigkeit liege die toxische Dosis bei größer/gleich 100 mg/kg (Mitteilung des GGIZ Erfurt) . Die Symptome einer Vergiftung entwickeln sich schleichend mit unspezifischen Anzeichen wie Übelkeit oder Erbrechen. Auch Antiarrhythmika, Antidiabetika, Psychopharmaka, Opioide, H1-Antihistaminika oder größere Mengen Levothyroxin können bei Kindern zu lebensgefährlichen Vergiftungen führen. Wichtig ist eine gut sortierte Hausapotheke für Kinder (Kasten).

Sind die Augen mit schädlichen ­Gasen oder Flüssigkeiten in Berührung gekommen, sind diese sofort mindestens zehn Minuten unter fließendem Wasser zu spülen. Dabei ist der Wasserfluss direkt auf das Auge zu richten, um vorhandene Reste so schnell wie möglich zu verdünnen und auszuspülen. Anschließend sofort zum Augenarzt oder in eine Klinik.

Katastrophe plötzlicher Kindstod (SIDS)

Der plötzliche Kindstod (Sudden Infant Death Syndrome; SIDS) ist ein entsetzlicher Einschnitt für eine Familie. Ohne Vorwarnung und meist auch ohne eindeutige medizinische Ursache stirbt ein völlig gesund wirkender Säugling. Säuglinge zwischen dem 2. und 5. Lebensmonat sind besonders häufig ­betroffen.

Zahlreiche Studien konnten verschiedene Risikofaktoren sowie präventive Maßnahmen aufzeigen. Säuglinge sollten in Rückenlage im Babyschlafsack schlafen. Allein diese Maßnahme reduziert das SIDS-Risiko um 50 Prozent. ­Sicherer als im Elternbett ist das schlafende Kleinkind im eigenen Bettchen ohne Stofftiere, Decken oder Kissen, die die Atemwege verlegen könnten. Die Umgebungstemperatur sollte zur Vermeidung von Hitzestau bei 18 °C liegen. Rauchen in der Wohnung ist tabu. Stu­dien zeigen, dass nicht geimpfte Kleinkinder und Säuglinge ein erhöhtes Risiko für SIDS haben.

Reanimation bei Säuglingen und Kleinkindern

Egal aus welchem Grund ein Baby nicht bei Bewusstsein ist: Zunächst sollten die Eltern es ansprechen und anfassen. Als nächstes folgt ein kleiner Schmerzreiz durch Kneifen in den Oberarm. Ein Säugling darf niemals geschüttelt werden, da dies zu schweren inneren Verletzungen führen kann. Bleibt eine ­Reaktion aus, muss sofort mit Wie­derbelebungsmaßnahmen begonnen ­werden.

Zuerst ist die Atmung zu überprüfen. Dazu legt man den Säugling auf den Rücken. In dieser Position ist der Kopf leicht nach vorn geneigt. Damit die Atemwege geöffnet sind, sollte sich der Kopf in neutraler Position befinden, sodass er vorsichtig nach hinten gestreckt wird. Mit dem Ohr über Mund und Nase und den Blick auf Bauch und Brust gerichtet, können Atembewegungen festgestellt werden.

Ist keine Atmung sichtbar, beginnt sofort die Beatmung. Man holt tief Luft und umschließt zur Atemspende Mund und Nase des Säuglings. Zeigt sich nach fünf Beatmungen keine Reaktion, beginnt man mit der Herzdruckmassage: leichter Druck mit zwei Fingern auf das Brustbein 2 bis 3 cm tief und mit einer Frequenz von zwei Kompressionen pro Sekunde. 30 Thoraxkompressionen wechseln mit zwei Beatmungen.

Idealerweise übernehmen zwei Personen die Wiederbelebungsmaßnahmen: Einer beatmet, der andere übt die Herzdruckmassage aus (Grafik, Tabelle).

Bleiben diese Wiederbelebungs­versuche ungefähr eine Minute ohne Reaktion, ist der Notarzt zu alarmieren (Telefon 112). Dabei die Reanimation nicht unterbrechen!

Die Maßnahmen bei Kindern stimmen weitgehend mit der Reanimation von Säuglingen überein. Kleine Unterschiede ergeben sich durch die veränderte Körpergröße. So ist in Rückenlage der Kopf eines Kindes nicht zu weit nach hinten zu strecken, um die Atemwege nicht zu verlegen. Bei der Beatmung wird der Mund des Kindes mit dem eigenen Mund umschlossen, die Nase bleibt frei. Nach fünf vergeblichen Beatmungsversuchen beginnt man mit der Herzmassage. Druckpunkt ist das untere Brustbein in der Mitte des Oberkörpers. Mit gestreckten Armen erfolgt mit dem Handballen die Kompression auf diesen Druckpunkt, ebenfalls zweimal pro Sekunde mit 30 Kompressionen (etwa 5 cm tief) und zwei Beatmungen im Wechsel (Grafik, Tabelle).

Notfall Erste-Hilfe-Maßnahme Anmerkung
Zahnunfall ausgeschlagene Zähne in Zahnrettungsbox, ersatzweise kurzzeitig in Sterilmilch oder isotoner Kochsalzlösung lagern, Zahnarzt oder Klinik aufsuchen Wurzel der ausgeschlagenen Zähne nicht berühren, nicht in Wasser oder Speichel lagern
Kopfplatzwunde Druckverband zur Blutstillung, ärztliche Versorgung bei Kopfschmerzen: Paracetamol oder Ibuprofen altersgerecht dosiert
Gehirnerschütterung Kinderarzt oder Klinik, Symptome wie Übelkeit, Schwindel oder Bewusstseinsstörungen können zeitversetzt bis Stunden nach dem Sturz auftreten Ruhe, bei Kopfschmerzen: Paracetamol oder Ibuprofen altersgerecht dosiert
Verbrennung, Verbrühung Kühlung mit handwarmem Leitungswasser, sterile Abdeckung, Kinderarzt oder Klinik kleinere Wunden mit handwarmem Wasser kühlen und mit Brand- und Wundgelen behandeln, bei stärkeren Schmerzen: Paracetamol oder Ibuprofen altersgerecht dosiert
Ertrinkungsunfall Wiederbelebungsmaßnahmen, Rettungsdienst Tel. 112 keinesfalls versuchen, eingeatmetes Wasser aus der Lunge zu entfernen
Vergiftung Material aus dem Mund entfernen, Tee oder Wasser in kleinen Schlucken trinken lassen, Giftinformationszentrum und Arzt kontaktieren, bei Bewusstlosigkeit: Wiederbelebungsmaßnahmen, Rettungsdienst Tel. 112 Ruhe bewahren, kein Erbrechen herbeiführen, keine Milch trinken lassen
Fremdkörper-Aspiration bei Bewusstsein: Säuglinge: 5 Schläge zwischen die Schulterblätter, 30 Thoraxkompressionen, Kleinkinder über 1 Jahr: 5 Schläge zwischen die Schulterblätter, Heimlich-Manöver, bei Bewusstlosigkeit: Wiederbelebungsmaßnahmen, Rettungsdienst Tel. 112 Ruhe bewahren, effektiven Husten unterstützen
Plötzlicher Kindstod (SIDS) Wiederbelebungsmaßnahmen Säuglinge und Kleinkinder: zwei Beatmungen im Wechsel mit 30 Thoraxkompressionen, Rettungsdienst Tel. 112 Schlafen in Rückenlage im Schlafsack im Babybett ohne Kissen oder Kuscheltier
Erste Hilfe bei Kindernotfällen

Stabile Seitenlage beim Kind

Bewusstlose Säuglinge oder Kinder, die noch selbstständig atmen, sind in die stabile Seitenlage zu bringen, damit die Atemwege offen bleiben. Der Säugling liegt komplett auf dem Bauch, das ­Gesicht zur Seite mit nach hinten überstreckt positioniertem Kopf.

Ein Kleinkind sollte der betreuenden Person zugewandt auf die Seite gerollt werden. Das obere Bein ist rechtwinklig angezogen, das untere ausgestreckt. Dabei liegt der Kopf leicht nach hinten überstreckt, damit Blut oder Erbrochenes nicht in die Atemwege fließen kann. Die Atmung ist ständig zu kon­trollieren.

Vorsicht Erstickungsgefahr

Kinder im Alter von einem bis vier Jahren stecken alles in den Mund. Dabei können sie Fremdkörper auch verschlucken. Kleinstgegenstände werden problemlos über den Magen-Darm-Kanal ausgeschieden. Sind sich Eltern über die Gefährlichkeit der verschluckten Gegenstände unsicher, hilft rund um die Uhr die Informationszentrale gegen Vergiftungen.

Gelangen allerdings Gegenstände in Luftröhre oder Atemwege (Fremdkörperaspiration), droht die teilweise oder komplette Verlegung der Atemwege mit Erstickungsgefahr. Bei teilweise verlegten Atemwegen können die Ärzte in der Klinik aspirierte Fremdkörper bei einer Lungenspiegelung wieder herausholen. Wichtig ist, Ruhe zu bewahren.

Hustet das Kind effektiv, soll es weiter husten und dabei den Oberkörper möglichst vornüber neigen. Effektiver Husten äußert sich durch Schreien, Weinen, lautes Husten, Einatmen vor dem Husten; das Kind ist wach und ansprechbar. Neben der Ermutigung zum Husten ist keine weitere Unterstützung notwendig.

Reagiert das Kind mit Atemnot, ist jedoch rasche Hilfe notwendig. Dabei geht man je nach Alter des Kindes unterschiedlich vor. Säuglinge werden leicht schräg nach unten in Bauchlage gehalten; eine Hand stützt den Kopf im Kieferbereich, der Mund ist offen. Mit der anderen Hand gibt man fünf kräftige Schläge auf den Rücken zwischen die Schulterblätter. Löst sich die Verlegung der Atemwege hierdurch nicht, wird der Säugling auf den Rücken gedreht, mit dem Kopf leicht schräg nach unten. Die eine Hand hält Rücken und Hinterkopf; mit der anderen Hand führt man Thoraxkompressionen wie bei einer Reanimation durch, allerdings kräftiger und langsamer. Der entstehende Druck soll den Fremdkörper lösen. Notarzt verständigen! Ist das Kind bewusstlos, wird es in Rückenlage gebracht, beatmet oder wiederbelebt.

Kinder ab einem Jahr werden mit vornübergebeugtem Oberkörper gehalten; die fünf kräftigen Schläge erfolgen auf den Rücken zwischen die Schulterblätter. Löst sich der Fremdkörper dadurch nicht, ist der Heimlich-Handgriff (Heimlich-Manöver) anzuwenden. Das Kind sitzt in vornübergebeugter Haltung und mit geöffnetem Mund auf dem Schoß des Erwachsenen. Dessen geballte Faust liegt zwischen Bauchnabel und Unterrand des Brustbeins des Kindes. Nun wird die Faust mit der anderen Hand umfasst und kräftig nach innen oben gezogen. Diese Kompression fünfmal wiederholen.

Vorsicht: Bei Kindern unter einem Jahr besteht hierbei die Gefahr einer Leberverletzung. Daher ist die Altersgrenze einzuhalten. Löst sich der Fremdkörper, ist anschließend dennoch immer eine Kontrolle beim Kinderarzt notwendig.

Was tun bei Fieberkrämpfen?

Fieber, definiert als Erhöhung der Körpertemperatur über 38,5 °C, ist in der Regel kein Notfall, sondern unterstützt das körpereigene Abwehrsystem, eine Infektion zu bekämpfen. Da das Immunsystem von Säuglingen und Kleinkindern noch nicht ausgereift ist, sind fieberhafte Infekte häufig. Dabei ist nicht immer gleich ein fiebersenkendes Mittel nötig.

Fiebernde Säuglinge und Kleinkinder müssen immer umgehend einem Kinderarzt vorgestellt werden. Dies gilt umso mehr, wenn sie bei Durchfall und Erbrechen nicht trinken wollen. Hausmittel wie Wadenwickel sind ausschließlich bei erhöhter Temperatur von Rumpf, Armen und Beinen sinnvoll, bei kalten Extremitäten oder Schüttelfrost dagegen kontraindiziert!

Beängstigend sind jedoch Fieberkrämpfe bei Säuglingen und Kleinkindern. Sie treten vor allem bei Anstieg der Körpertemperatur auf. Als Ursache vermutet man eine genetische Ver­anlagung des Thermoregulationszen­trums im Hypothalamus. Die Symptome äußern sich durch Verdrehen der Augen, Bewusstseinsverlust und rhythmisches Zucken über Sekunden bis maximal 15 Minuten. Allerdings sollte nach fünf Minuten den Notarzt verständigt werden. Wichtig: Ruhe bewahren und das Kind in die stabile Seitenlage legen. In der Apotheke können wir die Eltern beruhigen, dass keine gesundheitlichen Folgen bekannt sind.

Ist bekannt, dass ein Kind mit Fieberkrämpfen reagiert, ist eine frühzeitige Fiebersenkung sinnvoll. Dazu eignen sich Paracetamol (für Kinder bis zwölf Jahren in der Dosierung von dreimal täglich 10 bis 15 mg/kg Körpergewicht/Einzeldosis, maximal 60 mg/kg KG als Tagesdosis) und Ibuprofen (Kinder ab sechs Monaten, Dosierung ein- bis dreimal täglich 7 bis 10 mg/kg KG/Einzeldosis, maximal 30 mg/kg KG als Tagesdosis). Das Apothekenpersonal muss den Eltern die individuell richtige Dosierung unbedingt erklären.

Ebenso sollte es auf die Grenzen der Selbstmedikation bei Fieber hinweisen:

  • Körpertemperatur über 39 °C länger als 24 Stunden;
  • Körpertemperatur ab 40 °C;
  • schlechter Allgemeinzustand, Bewusstseinsstörungen, Trinkschwäche;
  • Nackensteifigkeit, starke Hals- oder Ohrenschmerzen, Fieberkrämpfe.

Pseudokrupp

Als Folge viraler oder bakterieller Infektionen, Allergie oder Tabakrauch in der Wohnung kann es bei Säuglingen und Kleinkindern zu einer entzündlichen Schwellung der Schleimhäute unterhalb der Stimmritze kommen (Pseudokrupp). Die Verengung der Atemwege äußert sich in einem charakteristischen bellenden Husten mit krächzendem Einatmen (Stridor) bis zur akuten Erstickungsgefahr (Notarzt rufen). Kinder zwischen sechs Monaten und fünf Jahren sind besonders betroffen, da die Anatomie von Kehlkopf und Luftröhre noch sehr eng ist.

Pseudokrupp tritt vor allem in den Abend- und Nachtstunden auf, da dann der antientzündlich wirkende körper­eigene Cortisonspiegel niedrig ist. Ruhe und frische kalte Luft lindern die Beschwerden. Zur Differenzialdiagnose (Diphtherie) oder bei ausbleibender Besserung muss das Kind zum Arzt oder in die Klinik gebracht werden. Corticoid-haltige Zäpfchen (rezeptpflichtig) dienen zur Abschwellung der Schleimhaut.

Fazit

Die meisten Notfälle bei Kindern ereignen sich in häuslicher Umgebung. Schnelles Handeln kann dann Leben retten. Wichtige Hinweise aus der ­Apotheke unterstützen die Eltern. Hilfreich ist sicher auch ein Vortrag, den die Apotheke zum Thema »Erste Hilfe bei ­Kindernotfällen« zusammen mit dem ­Kinderarzt oder einem örtlichen Rettungsdienst veranstaltet.

Literatur bei der Verfasserin

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