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Übertragung durch Hausratte

Erste Ansteckung mit Seoulvirus in Deutschland

In Deutschland ist erstmals die Übertragung des in Asien verbreiteten und hochinfektiösen Seoulvirus aus der Familie der Hantaviren von einem Tier auf einen Menschen nachgewiesen worden. Eine junge Frau infizierte sich bei ihrer Hausratte.
dpa
PZ
16.11.2020  16:00 Uhr

Wie gefährlich die Übertragung von Viren von Tieren auf den Menschen sein kann, zeigt die Corona-Pandemie. Nicht nur das SARS-CoV-2-Virus wird so übertragen. Unzählige andere Viren wie etwa dem Ebolavirus und den Hantaviren gelingt es regelmäßig, auf Menschen überzuspringen. Nun berichten Forscher der Berliner Charité und des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) auf der Insel Riems erstmals von einer Übertragung des in Asien verbreiteten und hochinfektiösen Seoulvirus von einem Tier auf den Menschen in Deutschland. Die Forscher konnten das Virus bei einer Heimratte und ihrer Besitzerin aus Niedersachsen nachweisen.

Einer Mitteilung der Charité und des FLI von Donnerstag zufolge war das Virenerbgut bei der Patientin und der Ratte identisch. »Dies bestätigt eine Erkrankung durch Übertragung des Erregers vom Tier auf den Menschen«, sagte Professor Dr. Jörg Hofmann, Leiter des Nationalen Konsiliarlabors für Hantaviren an der Charité. Seoulviren gehören zur Familie der Hantaviren. »Der Nachweis eines weiteren Zoonose-Erregers in Heimratten unterstreicht erneut die Notwendigkeit eines Monitorings von Heimratten auf Erreger«, fügte Professor Dr. Rainer Ulrich vom FLI hinzu. Zoonosen sind Krankheiten, die zwischen Tier und Mensch hin und her wandern können.

Die Übertragung des Seoulvirus könnte Auswirkungen auf den Umgang mit Wild- und Heimratten haben. »Bislang dachte man nur bei Mäusekontakt an Hantavirus-Infektionen. Jetzt muss man die Möglichkeit einer Infektion auch bei Kontakt zu Wild- oder Heimratten in Betracht ziehen«, sagte Hofmann. Der Nachweis in einer Heimratte bedeute auch, dass über den Verkauf dieser Tiere das Virus überallhin exportiert werden kann. Vorsicht sei bei der Rattenhaltung geboten.

Patientin erlitt ein Nierenversagen

Das Seoulvirus führe häufig zu schweren Krankheitsverläufen. Es komme nicht in Mäusen vor. Übertragungen dieses Virus von Ratten auf Menschen seien bereits in mehreren Fällen auch außerhalb Asiens dokumentiert worden. Wie die Charité berichtete, musste die junge Patientin in Niedersachsen mehrere Tage mit Symptomen eines akuten Nierenversagens intensivmedizinisch versorgt werden.

Das Virus sei wahrscheinlich durch infizierte Wildratten auf Schiffen nach Europa gelangt, konnte in Deutschland bisher aber noch nie beobachtet werden, sagte Hofmann. Die infizierte Zuchtratte der Patientin sei vermutlich aus einem anderen Land nach Deutschland importiert worden. Sie hatte das Tier zwei bis drei Wochen vor ihrer Erkrankung gekauft.

Verschiedene Hantaviren, unterschiedliche Gefährdung

Zur Familie der Hantaviren gehören verschiedene Arten von RNA-Viren. In Europa sind das Dobrava-Belgrad-Virus und das Puumala-Virus verbreitet, die leichte bis mittelschwere Krankheitsverläufe verursachen. Typisch sind grippeähnliche Symptome wie hohes Fieber, Kopf-, Bauch- und Rückenschmerzen. Allerdings können auch Blutdruckabfall, Nierenfunktionsstörungen und sogar Nierenversagen auftreten. Ein großer Teil der Infektionen bringt aber keine oder nur unspezifische Symptome mit sich, sodass sie gar nicht erkannt werden.

Nach mehreren Ausbrüchen sind Hantavirus-Erkrankungen in Deutschland seit 2001 meldepflichtig. Die Häufigkeit von Infektionen mit diesen Viren variiere zwischen 200 und 3000 pro Jahr. Das hänge von den Regenmengen ab, sagte Hofmann. Gebe es viele Niederschläge, ist die Ernährungslage von Mäusen gut und sie vermehren sich kräftig. Die Übertragung der Viren auf den Menschen erfolge über die Ausscheidungen der Tiere.

Während die Letalität der durch die in Europa vorkommenden Hantavirus-Arten hervorgerufenen Erkrankungen bei etwa 1 Prozent liegt, sind die in asiatischen und südeuropäischen Ländern verbreiteten Arten wie das Hantaan-Virus und die amerikanischen Arten wie Sin-Nombre- oder das Andes-Virus deutlich gefährlicher. Für das Hantaan-Virus gibt die Gesellschaft für Virologie eine Letalität von 5 bis 12 Prozent an, bei den amerikanischen Virenarten beträgt die Sterblichkeit bis zu 50 Prozent. 

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