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Endokrine Disruptoren

Erhöhte Chemikalienbelastung bei Frauen mit Krebs

Forschende aus den USA haben festgestellt, dass Frauen mit bestimmten Krebsarten stärker mit endokrinen Disruptoren belastet waren als Frauen ohne Tumordiagnose. Erstaunlicherweise betraf das nicht nur gynäkologische Krebsarten, sondern vor allem das Melanom.
Annette Rößler
19.09.2023  09:00 Uhr

Endokrine Disruptoren sind hormonaktive Substanzen mit einer schädlichen Wirkung auf den menschlichen Organismus. Hierzu zählen etwa die sogenannten Ewigkeitschemikalien PFAS (per- und polyfluorierte Alkylverbindungen), die zum Beispiel in wasserabweisenden Materialien enthalten sind. Sie heißen so, weil sie in der Umwelt und auch im Organismus extrem langlebig sind, also quasi ewig halten. Des Weiteren werden Phenole wie der Plastikbestandteil Bisphenol A (BPA) zu den endokrinen Disruptoren gerechnet.

Da endokrine Disruptoren agonistisch beziehungsweise antagonistisch an Hormonrezeptoren wirken, liegt es nahe, dass sie das Risiko für hormonabhängige Krebserkrankungen beeinflussen könnten. Ein möglicher Nachweis solcher Zusammenhänge ist aber extrem schwierig, weil sich entsprechende Interventionsstudien aus ethischen Gründen verbieten und Beobachtungsstudien nur Korrelationen aufzeigen können, keine Kausalitäten. Zudem ist die Exposition gegenüber bestimmten endokrinen Disruptoren immer nur einer von vielen Faktoren, die das Krebsrisiko mitbestimmen.

Aus diesen Gründen kann auch die aktuell im »Journal of Exposure Science & Environmental Epidemiology« erschienene Studie keinen Beleg dafür liefern, dass eine Belastung mit endokrinen Disruptoren das Krebsrisiko erhöht. Das Autorenteam um Dr. Amber L. Cathey von der University of Michigan in Ann Arbor werten die Ergebnisse aber als ein Indiz in diese Richtung und fordern daher, den Einsatz von PFAS und Co. stärker als bisher zu regulieren.

Was wurde untersucht? Die Forschenden verwendeten Daten der NHANES-Studie (National Health and Nutrition Examination Survey), einer US-weiten, repräsentativen Kohorte von Kindern und Erwachsenen, mit der der Gesundheits- und Ernährungszustand der US-Bevölkerung erfasst wird. Für die Auswertung herangezogen wurden die Daten von insgesamt 13.094 Männern und 14.030 Frauen im Alter über 20 Jahren, von denen die im Blut gemessenen Werte von sieben PFAS-Chemikalien sowie die im Urin gemessenen Werte von zwölf Phenolen beziehungsweise Parabenen (Konservierungsmittel, die endokrin aktiv sind, aber nicht zu den endokrinen Disruptoren zählen) vorlagen.

Assoziation bei Frauen, aber nicht bei Männern

Diese Werte wurden korreliert mit Angaben zu vorangegangenen Krebsdiagnosen der Teilnehmer, die diese per Selbstauskunft gegeben hatten. Dabei zeigte sich bei einigen gynäkologischen Tumorarten, aber vor allem beim Hautkrebs (Melanom), eine Assoziation: Frauen mit hohen Werten der langkettigen PFAS-Chemikalien Perfluordecansäure (PFDE), Perfluornonansäure (PFNA), Perfluorundecansäure (PFUA) oder der Phenole Oxybenzon (Benzophenon-3, BP3), 2,4-Dichlorophenol (DCP24) oder 2,5-Dichlorophenol (DCP25) hatten annährend doppelt so häufig eine zurückliegende Melanomerkrankung angegeben wie Frauen mit niedrigen Werten. Bei Männern war dieser Zusammenhang nicht zu sehen. Da von dieser Krebsart bislang ein möglicher Einfluss von Geschlechtshormonen wie dem Estrogen nicht bekannt war, sollte er in künftigen prospektiven Studien erforscht werden, empfehlen die Autoren.

Für DCP25, BPA und BP3 ergab sich zudem eine Assoziation mit einem erhöhten Risiko für Eierstockkrebs und für PFNA mit Gebärmutterkrebs. Bei den gynäkologischen Tumorarten war es bemerkenswert, dass es darüber hinaus ethnienabhängige Unterschiede im Risikoanstieg gab: Bestimmte PFAS-Chemikalien gingen bei weißen Teilnehmerinnen mit einem erhöhten Risiko für Eierstock- und Gebärmutterkrebs einher, während bei nicht weißen Frauen andere Substanzen mit einem erhöhten Brustkrebsrisiko im Zusammenhang standen.

Die Autoren empfehlen ausgehend von diesen Ergebnissen, PFAS als Gruppe zu begreifen und deren Einsatz insgesamt stärker zu beschränken, statt Maßnahmen zu ergreifen, die nur einzelne Substanzen betreffen.

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