Erfolgreich in die Selbstständigkeit starten |
Laura Rudolph |
01.07.2025 10:00 Uhr |
Welche betriebswirtschaftlichen Aspekte Existenzgründer beachten sollten, erklärte die Rechtsökonomin und Wirtschaftsmediatorin Silke Wolff von der Treuhand Hannover. Die Steuerberatungsgesellschaft begleite mittlerweile jede dritte Apothekenübergabe in Deutschland.
Vor allem die Lage der Apotheke sei ein wichtiges Kriterium. Die Nähe von Ärzten – die bestenfalls noch lange praktizieren – spiele eine wichtige Rolle, ebenso die Konkurrenzsituation zu anderen Apotheken.
Der Kaufpreis werde nicht nur die aktuelle Marktlage beeinflusst, sondern auch durch die künftigen Gewinnaussichten. Neubaugebiete, ein neu eröffnetes medizinisches Versorgungszentrum oder Veränderungen in der Verkehrs- und Infrastruktur können sich positiv auswirken. »Rufen Sie ruhig mal bei der Kommune an und fragen, was geplant ist in den nächsten Jahren«, riet Wolff.
Schließlich betonte die Expertin, man für die Suche nach einer passenden Betriebsstätte und die Übernahme zwei bis drei Jahre Zeit einplanen sollte. Von hohen Kaufpreisen im Inserat solle man sich nicht abschrecken lassen. »Der zuerst aufgerufene Kaufpreis ist fast nie der, der am Ende dann auch gezahlt wird«, sagte Wolff. Beim Preis spiele auch das Verhandlungsgeschick und der Investitionsbedarf eine große Rolle.
Apropos Verhandlungsgeschick: Insbesondere über den sogenannten ideellen Wert der Apotheke lasse sich verhandeln, betonte Sebastian Pohlmann, Direktor Private Banking der Apobank-Filiale Düsseldorf. Bei der Ermittlung des materiellen Werts unterstützten öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer.
»Die Grundlage einer Apothekengründung ist die sorgfältige Ermittlung des Kapitalbedarfs«, sagte der Finanzexperte. Im Beratungsgespräch mit der Bank werde unter anderem auch geklärt, ob Veränderungen an der Apotheke geplant sind, und anschließend wird ein Investitions- und Finanzierungsplan erstellt. Alle Investitionen müssen vorher auf ihre Rentabilität geprüft werden, denn »selbst die beste Finanzierung kann keine falsche Investitionsentscheidung wettmachen«, betonte Pohlmann.
Die hohe Inflation in den letzten Jahren schlug sich deutlich in den Gesamtinvestitionskosten nieder, die im Jahr 2023 bei durchschnittlich 763.000 Euro pro Apothekengründung oder -übernahme lagen. Sie erreichten damit einen neuen Höchststand, wobei die Spanne groß war. »Jeder zehnte Existenzgründer zahlte einen Übernahmepreis von bis zu 50.000 Euro, jeder siebte zahlt eine Million oder mehr.«