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Vestronidase alfa

Enzymersatz bei Morbus Sly verfügbar

Bisher gab es keine zugelassenen Therapien für die Mucopolysaccharidose Typ VII (MPS VII, Sly-Syndrom). Das hat sich im Oktober mit der Markteinführung von Vestronidase alfa geändert.
Sven Siebenand
17.10.2018  15:46 Uhr

Morbus Sly ist eine seltene, erblich bedingte Stoffwechselerkrankung. Sie wird durch einen Mangel an β-Glucuronidase ausgelöst, einem Enzym, das am Abbau von Glycosaminoglykanen (GAG) wie Darmatan-, Chondroitin- und Heparansulfat beteiligt ist. Diese komplexen Kohlenhydratverbindungen sind wichtige Bestandteile vieler Gewebe. Der beeinträchtigte Abbau von GAG führt zu fortschreitender Akkumulation dieser Substanzen in vielen Geweben und Organen, was dort erhebliche Schäden verursachen kann. Zu den äußeren Merkmalen von Morbus Sly zählen Kleinwuchs sowie ein typisches Erscheinungsbild mit rundlichem Gesicht, rosigen Wangen, kurzem Hals, breiter Nase, dicken Lippen und vergrößerter Zunge. Die GAG-Akkumulation führt zudem zu Schäden an Skelettsystem, Augen, Leber, Milz, Herz, Lunge und zentralem Nervensystem.

Bei Vestronidase alfa (Mepsevii® 2 mg/ml Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung, Ultragenyx) handelt es sich um eine Enzymersatztherapie. Der Ersatz des fehlenden Enzyms bewirkt, dass der Abbau von GAG unterstützt und der Aufbau von GAG im Körper gestoppt werden.

Frühe Diagnose wichtig

Kurativ ist die Behandlung mit dem neuen Präparat nicht. Vestronidase alfa stellt aber eine kausale Behandlungsoption für die Patienten dar. Da MPS VII eine progrediente Erkrankung ist, hängt der Erfolg der Enzymersatztherapie von einer frühen Diagnose und einem frühen Behandlungsbeginn ab. Dies sind wichtige Voraussetzungen, um den Krankheitsverlauf aufzuhalten beziehungsweise abzumildern. Eine Analyse der GAG-Ausscheidung im Urin kann einen ersten Hinweis auf eine MPS VII geben. Durch Messung der Aktivität der β-Glucuronidase mittels Trockenblutkarten lässt sich die Diagnose eindeutig stellen.

Zugelassen ist das neue Orphan Drug zur Behandlung nicht neurologischer Krankheitsanzeichen der MPS VII. Es handelt sich um eine Infusionslösung, die in einer Dosierung von 4 mg/kg Körpergewicht alle zwei Wochen über einen Zeitraum von vier Stunden verabreicht werden muss. Zur Minimierung des Risikos von Überempfindlichkeitsreaktionen wird empfohlen, 30 bis 60 Minuten vor Beginn der Infusion ein nicht sedierendes Antihistaminikum mit einem oder ohne ein Antipyretikum zu geben. Liegt bei einem Patienten eine akute fiebrige oder respiratorische Erkrankung vor, sollte möglichst keine Infusion gegeben werden. Die bisher beobachteten häufigsten Nebenwirkungen sind anaphylaktische Reaktionen, Urtikaria und Schwellungen an der Infusionsstelle.

Wenig Patienten, wenig Studiendaten

Aufgrund der Seltenheit der Erkrankung stehen bislang nur begrenzt Studiendaten zur Verfügung. Zwölf Patienten, die in einer Studie sechs Monate mit Vestronidase alfa behandelt wurden, wiesen eine Reduzierung der GAG-Urinwerte um durchschnittlich 65 Prozent auf. Bei elf der zwölf Patienten verbesserten sich die Symptome beziehungsweise verschlimmerten sich nicht. Das neue Präparat ist »unter außergewöhnlichen Umständen« zugelassen. Der Hersteller ist angehalten, eine Studie durchzuführen, um Daten über die langfristige Wirksamkeit und Sicherheit von Mepsevii und die Erkrankung selbst, einschließlich ihres Fortschreitens und der Entwicklung von Symptomen, bereitzustellen.

Mepsevii ist im Kühlschrank bei 2 bis 8 °Celsius zu lagern.

Foto: Fotolia/Kwangmoo

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