Entspannung mit einem Atemzug |
Übers Riechen von Duftmolekülen und die Weiterleitung ans Zentrale Nervensystem sind wir sozusagen ständig online geschaltet – mit Gehirnarealen, die mit Düften verbundene Erinnerungen beeinflussen. / © Getty Images/Jose Manuel Muñoz
Eukalyptus-, Minz-, Kamillen-, Fichtennadel- oder Latschenkiefernöl kommen als Flüssiginhalate oder Erkältungsbalsame (wie Wick VapoRub® Erkältungssalbe, Transpulmin® Erkältungsbalsam, Retterspitz® Bronchialcreme) zum Einsatz. Letztere halbfesten Zubereitungen werden – meist als Vaselin-Paraffin-Mischung – auf Brust und Rücken aufgetragen und ermöglichen so eine Dauerinhalation von mehreren Stunden.
Die meisten Produkte können bei Kindern ab zwei Jahren angewendet werden. Da Menthol und Campher bei Säuglingen und Kleinkindern zu einem gefährlichen Stimmritzenkrampf führen können, sind sie in Erkältungssalben für Kinder nicht enthalten. Ältere Kinder können Erkältungssalben unter der Aufsicht eines Erwachsenen auch als Wasserdampfinhalation verwenden.
Eine weiterer probater Beschwerdehelfer ist die äußerliche Anwendung einer Pfefferminzöl-Lösung (Euminz®). Die 10-prozentige Lösung wird auf Stirn und Schläfen aufgetragen und wirkt bei Spannungskopfschmerzen schmerzlindernd und entspannend. Laut der Praxis-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin bescheinigen Studien dem Präparat eine ähnliche Wirksamkeit wie die Einnahme von Paracetamol oder Acetylsalicylsäure.
Die Kenntnis, wie die leicht flüchtigen Substanzen überhaupt wirken, hat sich in jüngster Zeit enorm erweitert. Eine zentrale Rolle im Wirkgeschehen spielen die TRP-Kanäle, sogenannte Transient Rezeptor Potential Channels - zelluläre Ionenkanäle, die sich überall auf der Schleimhaut der Atemwege befinden. Werden sie aktiviert, leiten sie die entsprechenden Signale über die sensorischen Neuronen an das Gehirn weiter, wo das Hustenzentrum aktiviert wird. Die Inhaltsstoffe ätherischer Öle adressieren und modulieren verschiedenste TRP-Kanäle, haben Wissenschaftler am Zentrum für Biomedizin der Hull York Medical School erforscht.
Zu den Kanälen, die an der Entstehung von Erkältungssymptomen beteiligt sind, gehören TRPM8, TRPA1, TRPV1 und TRPV4. Die Kanäle werden durch die unterschiedlichsten Reize wie Temperatur, Druck und Dehnung stimuliert. Bei Aktivierung sind sie typabhängig für Kationen wie Calcium, Natrium oder Magnesium permeabel und schütten vermehrt ATP aus.
Menthol, der Hauptbestandteil von Pfefferminzöl, erreicht zum Beispiel beim Inhalieren nasale Kälterezeptoren, wodurch ein Gefühl erleichterter Nasenatmung entsteht. Zusätzlich wirkt Menthol agonistisch an TRPM8- und antagonistisch an TRPA1-Ionenkanälen – was eine antitussive Wirkkomponente vermittelt.
1,8-Cineol, der Hauptbestandteil im Eukalyptusöl, nutzt wie Menthol den TRPM8-Kanal und antagonisiert TRPA1. Wird 1,8-Cineol inhalativ angewendet, reagiert es direkt mit Thermorezeptoren der Nasenschleimhaut. Dies stimuliert das Flimmerepithel und treibt somit die mukoziliäre Clearance an. Zudem wird auch der TRPV4-Kanal antagonisiert, was die ATP-Freisetzung in den Epithelzellen mindert: Das trägt zu seiner abschwellenden, bronchienerweiternden und schleimlösenden Wirkkomponente bei – was auch in oralen Darreichungsformen wie Weichgelatinekapseln (wie Gelomyrtol® forte, Sinolpan® Kapseln,) genutzt wird.