Engpass gefährdet RSV-Prophylaxe bei Säuglingen |
dpa |
PZ |
04.11.2024 12:00 Uhr |
Um schweren Atemwegserkrankungen vorzubeugen, sollen Säuglinge eine Prophylaxe gegen das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) erhalten. / © Adobe Stock/candy1812
Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) hat Engpässe bei Antikörpern für Babys gegen das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) beklagt. Eine frühzeitige und flächendeckende Prophylaxe aller gefährdeten Säuglinge hätten Krankenkassen und Politik gemeinsam »schlicht verschlafen«, sagte der Sprecher des BVKJ Nordrhein, Axel Gerschlauer, der »Rheinischen Post«.
Am RS-Virus kann man in jedem Alter erkranken, aber vor allem für Säuglinge und Kleinkinder gilt es als gefährlich. Es kann sich um eine einfache Atemwegsinfektion handeln, aber auch schwere Verläufe bis hin zum Tod sind möglich.
Der Vorstandsvorsitzende des Apothekerverbands Nordrhein, Thomas Preis, bestätigte angesichts der hohen Nachfrage einen entsprechenden Lieferengpass. »Die Immunisierungskampagne für Babys mit Nirsevimab (Beyfortus®) läuft wegen Lieferengpässen des Herstellers leider nur sehr stockend an«, sagte er der Zeitung. Die Wartelisten für das Präparat, für das die Ständige Impfkommission seit diesem Sommer eine einmalige Injektion für Neugeborene und Säuglinge empfiehlt, seien lang. Der Hersteller Sanofi bemühe sich deshalb, auch Ware, die für Frankreich, Spanien und die USA deklariert ist, nach Deutschland zu liefern.
Die Kinderärzte erwarten auch in diesem Winter überlastete Kinderkliniken aufgrund von Atemwegsinfektionen. »Da wird noch einiges auf uns zukommen«, betonte Gerschlauer, der Kinderarzt in Bonn ist. Strukturell habe sich sowohl bei der Medikamentenversorgung als auch bei der Klinikauslastung »überhaupt nichts getan«.
Angesichts der erwarteten Engpässe plädierte Gerschlauer dafür, bei der Krankenhausreform keine weiteren Kinderbetten zu streichen. Die vom Bundestag beschlossene Reform soll die Finanzierung der Kliniken auf eine neue Grundlage stellen und zu mehr Spezialisierung bei komplizierteren Eingriffen führen. Als Folge werden auch Kliniken schließen, hatte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) angekündigt. »Die Versorgung kranker Kinder und vor allem Säuglinge war in der vergangenen Saison selbst in den großen Städten schon nicht mehr ausreichend gewährleistet. Eine Verschlechterung mag man sich für den ländlichen Raum gar nicht vorstellen«, sagte Gerschlauer.