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Koronare Herzerkrankung

Empfohlene Medikamente zu selten verordnet

Mit der Umsetzung von Leitlinien ist das so eine Sache. Eine neue Studie zeigt, dass Patienten mit koronarer Herzerkrankung noch nicht in der Breite die empfohlene antithrombotische und antiinflammatorische Therapie bekommen, um Herzinfarkte und Schlaganfälle zu vermeiden.
AutorKontaktDaniela Hüttemann
Datum 15.10.2025  09:00 Uhr

Von koronarer Herzkrankheit (KHK) spricht man bei atherosklerotischen Veränderungen der Herzkranzgefäße. Die betroffenen Koronararterien verengen sich zunehmend, was zu einer Minderdurchblutung des Herzens führt. Eine KHK kann »klinisch stumm« sein, also symptomlos, aber auch mit stechenden Schmerzen, Brennen und Druckgefühl in der Brust (Angina pectoris), Angstgefühlen und Schweißausbrüchen oder auch Übelkeit, Oberbauchschmerzen und Atemnot einhergehen. Vor allem aber ist eine KHK ein großer Risikofaktor für ein kardiovaskuläres Ereignis wie einen Herzinfarkt.

Behandelt werden soll die dahinter liegende Erkrankung, etwa ein zu hoher Blutdruck oder eine Fettstoffwechselstörung. Zudem empfehlen neuere Leitlinien für KHK-Patienten mit hohem ischämischen Risiko eine langfristige antithrombotische oder antiinflammatorische Therapie zur kardiovaskulären Risikoreduktion.

Apotheker und Kardiologen aus Deutschland und der Schweiz haben nun für Deutschland untersucht, wie gut diese Empfehlungen bereits umgesetzt werden. Dafür griffen sie auf Zahlen des Deutschen Arzneiprüfungsinstituts (DAPI) zurück, die Apothekenabrechnungsdaten zulasten der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) umfassen. Errechnet wurden definierte Tagesdosen (DDD) pro 1000 Versicherte pro Tag (DID). Dabei entsprechen 10 DID etwa 1 Prozent der Bevölkerung, die dieses Medikament jeden Tag anwenden.

Ermittelt wurden die DID für Acetylsalicylsäure (ASS) 100 mg, Clopidogrel 75 mg, Prasugrel 5 und 10 mg, Ticagrelor 60 und 90 mg, Rivaroxaban 2,5 mg und Colchicin 0,5 mg, die 2022 bis 2024 verordnet und eingelöst wurden. »Wir nutzten die Verordnungsdaten von fast allen öffentlichen Apotheken im Land«, heißt es in der aktuellen Veröffentlichung im Fachjournal »Clinical Research in Cardiology«.

Verordnungszahlen stabil trotz alternder Bevölkerung

»Trotz der Empfehlungen in den Leitlinien und der nachgewiesenen Vorteile in klinischen Studien wurden diese Medikamente überraschend selten verschrieben«, schreibt das Team um die Seniorautoren Professor Dr. Martin Schulz, DAPI-Geschäftsführer und Freie Universität Berlin, und Professor Dr. Felix Mahfoud, Chefarzt der Kardiologie am Universitätsspital Basel. Nur niedrig dosiertes ASS wurde häufig eingesetzt (47,4 DID).

Andere empfohlene Therapien wurden selten verschrieben, selbst bei älteren Patienten, die oft einem höheren Risiko ausgesetzt sind. Clopidogrel kam immerhin noch auf 10,6 DID und wird damit statistisch betrachtet von etwa 1 Prozent der Bevölkerung täglich angewendet.

Trotz der hohen Prävalenz der KHK in Deutschland und einer alternden Bevölkerung mit steigendem ischämischem Risiko zeigte sich nur für Rivaroxaban im Laufe der Zeit einen leichter Verordnungsanstieg (um 42 Prozent auf 1,53 DID), was wahrscheinlich auf den Ablauf des Patents zurückzuführen sei.

Erstaunlich: Kardiologen verschrieben die Medikamente seltener als Allgemeinmediziner, obwohl sie laut Studienteam besser mit den Erkenntnissen vertraut waren. »Unsere Ergebnisse zeigen eine Kluft zwischen Leitlinien und tatsächlicher Praxis, ein Phänomen, das als ›Leitlinien-Trägheit‹ bezeichnet wird.« Das Verständnis dieser Kluft sei ein wichtiger erster Schritt zur Verbesserung der Versorgung von Menschen mit Herzerkrankungen.

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