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Covid-19-Impfung
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EMA empfiehlt für den Herbst XBB-Impfstoff

Impfstoffe gegen Covid-19 sollen laut der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) für anstehende Impfkampagnen im Herbst nur noch eine Komponente enthalten, und zwar eine XBB-Variante. Die Empfehlung gab die Behörde am 30. Mai bekannt.
AutorKontaktChristina Hohmann-Jeddi
Datum 31.05.2023  16:00 Uhr

Um für die kommende Wintersaison den Immunschutz gegen SARS-CoV-2 zu verbessern, hat die EMA eine Empfehlung zur Antigenzusammensetzung der Covid-19-Impfstoffe für die Nordhalbkugel abgegeben. Demnach sollen die Vakzinen jeglichen Typs in Zukunft monovalent sein, das heißt nur noch die Antigene einer Virusvariante enthalten. Dabei soll es sich um einen Abkömmling der Omikron-Subvariante XBB (zum Beispiel XBB.1.5) handeln, die derzeit weltweit dominiert. Das ist das Ergebnis eines Expertenmeetings des internationalen Verbands der medizinischen Regulationsbehörden (ICMRA), das am 8. Mai stattfand und in dem die verfügbaren Daten zur Epidemiologie, Seroprävalenz und Impfstoffwirksamkeit besprochen wurden. Die Ergebnisse sind in einem Bericht zusammengefasst.

In diesem wird betont, dass eine Anpassung der Antigenkomposition vor allem das Ziel habe, den Immunschutz gegen SARS-CoV-2 zu verbreitern und nicht auf die aktuellste Virusvariante abzuzielen. In Europa sind inzwischen vier bivalente, an Omikron angepasste Impfstoffe zugelassen: zwei mRNA-Impfstoffe, die zusätzlich zum Wildtypvirus auch eine BA.1-Komponente enthalten, und zwei mRNA-Impfstoffe, die den Wildtyp und BA.4/5 enthalten. Inzwischen ist in Europa XBB.1.5 die dominierende Coronavariante mit fast 90 Prozent der Nachweise, wie aus dem aktuellen Bericht der europäischen Gesundheitsbehörde ECDC hervorgeht. Dagegen sind BA.1, BA.4 und BA.5 fast vollständig verschwunden.

Den Experten zufolge entwickele sich das Coronavirus weiter, ohne zu früheren Antigen-Phänotypen zurückzuspringen. Daher müsse der Impfschutz nicht länger besorgniserregende Varianten abdecken, die nicht mehr zirkulieren, heißt es in dem ICMRA-Bericht.

Eine monovalente XBB-Vakzine könnte den Experten zufolge zum Boostern, aber auch für Grundimmunisierungen genutzt werden, Letzteres vor allem bei Kindern unter vier oder fünf Jahren. Für die Zulassung der angepassten Impfstoffe seien nur Daten zur Produktion und Qualität der Impfstoffe und Labordaten zur Immunogenität nötig, klinische Studien zur Wirksamkeit nicht. Dieses bereits bei den mRNA-Variantenimpfstoffen angewandte Beurteilungsverfahren solle auch auf andere Impfstofftypen übertragen werden.

Weitere künftige Anpassungen geplant

Nicht alle Impfstoff-Plattformen seien für eine so kurzfristige Umstellung der Antigenkomposition geeignet, weshalb nicht alle Hersteller diesen Herbst XBB-Impfstoffe werden liefern können, heißt es von der ICMRA weiter. Für künftige Anpassungen der Covid-19-Impfstoffe könnte die EMA jeweils im April oder Mai Empfehlungen abgeben, was eine Impfstoffproduktion bis zur Herbstimpfkampagne erlaube – zumindest für die meisten Impfstoffe.

An dem Expertenmeeting hatten auch Vertreter der Weltgesundheitsorganisation (WHO) teilgenommen. Diese hatte bereits am 18. Mai eine Stellungnahme zur Anpassung der Covid-19-Impfstoffe veröffentlicht. Darin wird betont, dass der Impfschutz gegen SARS-CoV-2-Infektionen und milde Erkrankungen deutlich rascher nachlasse als der Schutz gegen schwere Covid-19-Verläufe, was Nachimpfungen nötig machen könnte. Präklinische Daten der Herstellerfirmen zeigten, dass XBB-Impfstoffkandidaten höhere Titer an neutralisierenden Antikörpern induzierten als die bislang zugelassenen Covid-19-Impfstoffe.

Die WHO betont in der Stellungnahme zudem, dass sich das Coronavirus substanziell genetisch und antigenetisch weiter verändere und vom Ursprungsvirus wegentwickele. Mittlerweile seien weder das Wildtypvirus noch die frühen Varianten Alpha, Beta, Gamma und Delta weltweit noch nachweisbar.

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