Wie fühlt es sich an, wenn das Muttersein belastet? Die Buchautorin und Influencerin Wiebke Schenter erinnert sich an den Moment, als sie merkte, dass es so nicht mehr weiterging: »Ich war völlig erschöpft. Ich wollte die perfekte, bedürfnisorientierte Mutter sein, aber ich stieß ständig an meine Grenzen. Es war beängstigend. Ich fragte mich: Was stimmt nicht mit mir?«
Ihre beiden Kinder waren damals noch klein, die Aufgabe erdrückend. »Diese lebenslange Verantwortung, die ständige Angst um die Kinder, die Einschränkungen – das hat mich überfordert. Mein Nervensystem brauchte mehr Ruhe, als ich mir zugestand.«
Wie kommen Eltern aus dieser Spirale heraus? »Der erste Schritt ist, die eigenen Gedanken und Gefühle wahrzunehmen und zu akzeptieren. Verdrängung hilft nicht, im Gegenteil«, sagt Erbe. »Der zweite Schritt ist, sich auszutauschen – zum Beispiel mit anderen Eltern oder mit einer vertrauten Person.«
Auch Schenter half es, zu ihren Gefühlen zu stehen und sie zu benennen. Der Prozess geht einher mit dem erneuten Sichtbarwerdendem der eigenen Bedürfnisse. Hier helfen Psychotherapeutin Erbe zufolge Antworten auf die Fragen: »Was genau fehlt mir? Was wäre anders, wenn ich keine Kinder hätte? Was vermisse ich aus der Zeit vor der Elternschaft?« Das kann zum Beispiel ein Hobby sein, das man vernachlässigt hat, oder auch Zeit für die Partnerschaft.
Ob sich alle Bedürfnisse wie aus der Zeit ohne Kinder erfüllen lassen, ist nicht immer gewiss. »Manchmal ist Trauerarbeit nötig«, sagt Erbe. Ein Abschied von Lebensweisen und Vorstellungen, die nicht mehr erreichbar sind. »Bei anderen Wünschen stellt sich die Frage: Was davon lässt sich trotz oder gerade mit Kindern verwirklichen?«, so die Expertin.
Schenter empfiehlt, erst einmal kleine Räume für sich selbst zurückzuerobern: »Es kann schon helfen, einen Filmabend auch mal montags zu machen, nicht nur freitags. Oder Freunde einzuladen, damit sie mit den Kindern spielen, wenn man selbst keine Lust hat.«
Wem es schwerfällt, aus dem Bereuen herauszukommen, sollte sich nicht dem Druck des Mutterideals hingeben, warnt sie. »Es ist wichtig, sich Hilfe zu suchen – bei einer Therapeutin, in Netzwerken oder auch in Online-Communities.« Denn es vergehen oft Jahre, bis Frauen sich eingestehen, dass sie überfordert sind.