Einstiges Start-up für Phytotherapie wird 100 |
Im Jahr 1994 baute Arne Schaper als geschäftsführender Gesellschafter den Export und das OTC-Geschäft aus, das infolge massiver Umsatzeinbußen durch wegfallende ärztliche Verordnungen an Bedeutung gewonnen hatte. »Letztlich bedeutete diese Strategie auch eine gewisse Vorarbeit für die Zeit ab 2004. Ab diesem Zeitpunkt waren Phytopharmaka weitestgehend nicht mehr verschreibungsfähig«, betonte Wolcke.
Umso mehr setzte das Unternehmen darauf, die wissenschaftliche Rationale der Phytotherapie zu unterfüttern. Das beginnt mit der Qualität der Rohstoffe und der verwendeten Teile der Arzneipflanze. Durch kontrollierten eigenen Anbau wurde eine gleichbleibend hohe Qualität des Rohmaterials sichergestellt. »Kultivierte Pflanzen wurden anstelle von Wildsammlungen verwendet, wo immer dies möglich war. Arzneipflanzen wie die Traubensilberkerze werden bis heute von Hand oder mithilfe von Pferden gepflegt, da ein maschineller Einsatz die empfindlichen Pflanzen beschädigen würde. Bei einigen Arzneipflanzen verfügt Schaper & Brümmer über einen exklusiven Sortenschutz, so bei der Färberhülse sowie bei zwei Cimicifuga-racemosa-Sorten.«
Parallel zur Qualitätssicherung beim Anbau, den Untersuchungen und Tests in den Laboren sowie technischen Weiterentwicklungen bei den selbst entwickelten Extrakten war laut Wolcke schon lange die Notwendigkeit bewusst, klinische Studien durchzuführen, um die Wirksamkeit und Verträglichkeit der zugelassenen Phytopharmaka in Klinik und Praxis zu verifizieren. Die beste Datenlage weist dabei der isopropanolische Cimicifuga-racemosa-Spezialextrakt in Remifemin auf. In der Tat: Aufgrund umfangreicher randomisierter kontrollierter Studien eignet er sich zur leitliniengerechten Behandlung von menopausalen Beschwerden.
Im Jahr 2021 erwarb die Medice Arzneimittel Pütter GmbH & Co. KG 60 Prozent der Gesellschafteranteile von Schaper & Brümmer. Geschäftsführer ist seither neben Nils Wolcke auch Dr. Uwe Baumann, der auch Geschäftsführer bei Medice ist. Fortan etabliert sich Schaper & Brümmer als Phytokompetenz-Einheit innerhalb des Gesamtunternehmens – mit neuem Schwerpunkt: die Mikrobiomforschung. »Wir entwickeln evidenzbasierte, therapeutische Ansätze, zum Beispiel mit Fermentaten, die die Verdaulichkeit und die nutritiven Eigenschaften verbessern. Ob die Reise Richtung Functional Food oder Arzneimittel geht, ist noch offen«, stellte Baumann in Aussicht. Die Produktionsanlagen in Salzgitter haben jedenfalls Zuwachs in Form vieler Fermenter gewonnen.