Eine schnelle Lösung ist nicht in Sicht |
Frustriert angesichts des drohenden Arzneimittelmangels im kommenden Winter zeigte sich Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKj). Trotz der gesetzgeberischen Bemühungen gebe es gravierende Engpässe bei Kinderarzneimitteln. »Ich sehe kein Licht am Ende des Tunnels«, sagte er. Das Problem gebe es schon lange. Es sei daher nicht richtig, dass Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach alle Schelte abbekomme, die Ursache sei »systemimmanent«. Wenn Säuglinge mit Pneumonie im Krankenhaus landeten, weil ihre Eltern in der Apotheke keine Arzneimittel bekämen, stimme etwas nicht. Es müsse möglich sein, Kinder und Jugendliche mit gängigen Erkrankungen behandeln zu können. Die Politik habe für die Daseinsvorsorge von Kindern Sorge zu tragen. »Da darf es keine Ausflüchte geben. Kinder haben einen Anspruch auf die bestmögliche Versorgung. Und ich erwarte, dass der Staat das löst«, forderte Fischbach.
»Ob das ALBVVG dazu führt, dass wir in Deutschland unser Lieferketten-Problem lösen, das wissen wir nicht«, sagte Susanne Dolfen, Fachbereichsleiterin Arzneimittel bei der AOK Sachsen-Anhalt und fügte hinzu: »Leichter ist es durch das Gesetz nicht geworden.« Das Thema sei seit 2017 in der Diskussion, der Gesetzgeber habe über die Jahre an kleineren Stellen interveniert. »Das war aber offensichtlich nicht zielführend, sonst wären wir nicht da, wo wir heute sind.« Dolfen stellte klar, dass nicht die Versicherten den Preis für eine bessere Verfügbarkeit von Arzneimitteln zahlen sollten. Derzeit seien in Deutschland etwa 500 Arzneimittel von Engpässen betroffen – im Vergleich zu anderen Ländern wie den Niederlanden seien das relativ wenige, meinte Dolfen.