Eine Domäne pflanzlicher Arzneimittel |
Efeublattextrakte lösen festsitzenden Schleim, mildern den Hustenreiz und entkrampfen die Bronchialmuskulatur. / Foto: Adobe Stock/Iva
Anders als bei chemisch definierten Arzneistoffen, die für die Selbstmedikation zur Behandlung von Erkältungshusten zur Verfügung stehen, lassen sich Phytopharmaka für diesen Anwendungsbereich nicht so leicht in Hustenstiller und Hustenlöser klassifizieren. Sie enthalten keinen einzelnen Wirkstoff, sondern Wirkstoffgemische, die oft sowohl lösende als auch stillende Effekte entfalten und darüber hinaus antientzündliche oder antiinfektive Eigenschaften besitzen können. Über die Zusammensetzung des Extrakts entscheidet eine Vielzahl von Faktoren wie die Herkunft der Pflanzen und das Extraktionsverfahren. Außerdem gilt: Auch explizit schleimlösende Arzneimittel können eine gewisse hustenreizstillende Wirkung besitzen, nämlich dann, wenn Bronchialschleim lokale Hustenrezeptoren reizt.
Dies trifft auf die häufig verwendeten Efeuextrakte (etwa Prospan®) zu. Sie enthalten unter anderem das Saponin α-Hederin. Efeuextrakte dämpfen den Hustenreiz und wirken spasmolytisch, sie besitzen aber auch expektorierende Effekte. Letztere sollen reflektorisch durch Reize auf die Magenschleimhaut zustande kommen, indem über sensorische Fasern des Parasympathikus die Schleimdrüsen in der Bronchialschleimhaut stimuliert werden.
Für die expektorierende Wirkung von Thymianextrakten (etwa Aspecton®) wird ein ähnlicher Mechanismus angenommen sowie eine Förderung der Flimmertätigkeit des Bronchialepithels. Auch entzündungshemmende und spasmolytische Effekte sind bekannt. Thymianextrakte enthalten ein ätherisches Öl mit der Hauptkomponente Thymol. Die Kombination von Efeu- und Thymianextrakten (etwa Bronchipret®) oder Thymian- und Primelwurzelextrakt (etwa Bronchicum®) ist daher sinnvoll.
Gerbstoffe und Cumarine sind die wesentlichen Inhaltsstoffe der Wurzel der in Südafrika heimischen Kapland-Pelargonie (zum Beispiel Umckaloabo®). Die antiinfektiven und immunstimulierenden Wirkungen des Extrakts werden hauptsächlich auf sie zurückgeführt. So wurde für Rhinoviren, die die häufigsten Erkältungserreger darstellen, eine Blockade des Rezeptors auf den Wirtszellen gezeigt, über die diese in die Zellen gelangen. Daher empfiehlt sich eine möglichst frühzeitige Anwendung im Erkrankungsverlauf. Weiterhin sind eine Stimulation der Schlagfrequenz des Flimmerepithels bekannt und eine Modulation von Immunreaktionen. Erstere erleichtert somit im fortgeschrittenen Verlauf einer Erkältung das Abhusten zähen Bronchialschleims.
Nicht nur in Form von Einreibungen, sondern auch in magensaftresistenten Kapseln kommen ätherische Öle zum Einsatz, zum Beispiel ein Gemisch von Destillaten aus Eucalyptus-, Süßorangen, Myrten- und Zitronenöl (etwa Myrtol® in Gelomyrtol®). Sie stimulieren die Schleimproduktion und die mukoziliäre Clearance und wirken damit sekretolytisch und sekretomotorisch. Außerdem wurden schwache entzündungshemmende und abschwellende Effekte gezeigt. Daher können sie sowohl bei akutem Husten als auch bei entzündlichen Erkrankungen der Nasennebenhöhlen eingesetzt werden.
Nicht zuletzt kann eine topische Anwendung bestimmter pflanzlicher Wirkstoffe, sogenannter Demulzenzien, den Hustenreiz stillen. Diese enthalten verschiedene Schleimstoffdrogen und sind als Säfte, vor allem aber als Lutschpastillen verfügbar. Sie enthalten beispielsweise Isländisch Moos (etwa Isla Moos®), Eibischwurzel (etwa Silomat® Eibisch/Honig-Sirup), Spitzwegerich (etwa Klosterfrau Hustensaft) oder eine Kombination unter anderem aus Primelwurzel, Fenchel und Honig (zum Beispiel Ipalat®). Sie überziehen die gereizte Schleimhaut mit einer schützenden Schicht und lindern so den Hustenreiz.