Eine Chance für die Klinikapotheke |
An einem prästationären Termin vor geplanten Operationen wird am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) unter anderem die Vormedikation durch pharmazeutisches Persona erfasst. / © Shutterstock/fizkes
Eine sichere und lückenlose Arzneimittelversorgung im Krankenhaus beginnt mit der vollständigen Erfassung der Vormedikation. Dies kann bei elektiven Patienten mithilfe eines pharmazeutischen Aufnahmemanagements bereits vor dem stationären Aufenthalt erfolgen. Dabei wird zwischen Patienten mit einer Übernachtung vor der Operation und sogenannten Same-Day-Surgery-(SDS-)Patienten unterschieden. Bei Letzteren erfolgt die stationäre Aufnahme erst am Tag der OP.
Häufig wird SDS fälschlicherweise mit ambulanten Operationen verwechselt. Während bei ambulanten Eingriffen die Patienten noch am selben Tag entlassen werden, bedeutet SDS immer eine stationäre Aufnahme. In Deutschland gewinnt SDS aus wirtschaftlichen Gründen an Bedeutung, da durch vermiedene Krankenhausübernachtungen Kosten eingespart werden. Umso wichtiger ist die sorgfältige Vorbereitung der Patienten sowie eine enge Abstimmung aller beteiligten Fachbereiche. Alle notwendigen Voruntersuchungen sowie ärztliche Aufklärungsgespräche finden daher bereits wenige Tage oder Wochen vor dem Eingriff an einem ambulanten Termin statt – dem sogenannten prästationären Tag. An diesem Tag durchlaufen die Patienten verschiedene Abteilungen in einer bestimmten Reihenfolge, wodurch die Abläufe möglichst effizient gestaltet und Wartezeiten reduziert werden.
Vor Einführung des pharmazeutischen Aufnahmemanagements wurde die Arzneimittelanamnese von den jeweils zuständigen Fachbereichen unstrukturiert erhoben. In dem neu etablierten Prozess wird vor dem anästhesiologischen Aufklärungsgespräch zunächst eine pharmazeutische Arzneimittelanamnese durchgeführt: In einem persönlichen Gespräch werden alle aktuell eingenommenen Arzneimittel und Nahrungsergänzungsmittel systematisch erfasst. Liegt ein bundeseinheitlicher Medikationsplan (BMP) vor, kann dieser gescannt oder bei Bedarf erstmals erstellt beziehungsweise aktualisiert werden.
Die strukturierte, digitale Erfassung im elektronischen Verordnungsprogramm ermöglicht es, dass die Daten unmittelbar allen Fachbereichen zur Verfügung stehen. Im Gegensatz zur handschriftlichen Dokumentation, die eingescannt und später ins elektronische System übertragen werden muss – ein zeitaufwendiger Prozess mit erhöhter Fehleranfälligkeit – erfolgt die pharmazeutische Medikationsanamnese direkt digital.
So kann im zweiten Schritt ein Vorschlag für die Umstellung auf die Hausliste der Klinik unter Beachtung von Äquivalenzdosen und Verfügbarkeiten im Verordnungsprogramm erstellt werden, wobei auch bereits präoperativ zu pausierende Arzneimittel dokumentiert werden können. Danach folgt eine Prüfung auf mögliche arzneimittelbezogene Probleme unter Berücksichtigung von aktuellen Laborwerten. Bei relevanten Problemen erfolgt eine Rücksprache mit dem zuständigen Fachbereich.