Ein turbulentes Jahr |
Die Versorgung für Gaza werde den regulären Weg über Arzneimittel-Hilfswerke gehen, so Fischbach. Das sei ein grundlegender Unterschied im Vergleich zur Nothilfe in der Ukraine. Für dieses Land hat der Verein vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) eine Sondererlaubnis, Arzneimittel auf dem deutschen Markt einzukaufen. »Das ist einzigartig, so etwas gab es vorher noch nie«, sagt Fischbach. Sie berichtet weiter, dass seit Beginn des Krieges mehr als 180 Lieferungen auf den Weg in die Ukraine gebracht worden seien, und die würden auch 2024 fortgesetzt. Gleichzeitig werde geprüft, ob aus der Nothilfe ein nachhaltiges Projekt aufgebaut werden kann. Doch während des Krieges sei das sehr komplex.
Weiter fortgeschritten sind bereits die Planungen für ein Langzeitprojekt, das der Verein aus der Nothilfe im Erdbebengebiet der Türkei und Syrien entwickelt. Mit MAPS Turkey (Multi Aid Programs) sollen in Nordwest-Syrien kleinere Gesundheitszentren in Kooperation mit lokalen Apotheken unterstützt werden. Das genaue Konzept wird aktuell gemeinsam mit dem Partner erarbeitet. In diesem Jahr konnten bereits mehrere Lieferungen mit benötigten Arzneimitteln und medizinischem Equipment in das Gebiet realisiert werden.
Das Engagement für Geflüchtete ist der Hilfsorganisation sehr wichtig, so Fischbach. Ein Krankenhaus für syrische Geflüchtete und für die Lokalbevölkerung im Bekaa-Tal im Libanon wird weiterhin von AoG unterstützt. Zudem führt der Verein aktuell Gespräche, die Kooperation mit der Rettungsorganisation »SOS Humanity« im Mittelmeer auch fortzuführen. »Wir haben eine Verpflichtung als NGO, unserer Mission, Menschenleben zu retten, nachzukommen. Dass wir auch auf diesem Gebiet einen Beitrag leisten, ist uns sehr wichtig«, betont Fischbach.
Die Langzeit-Projekte in anderen Ländern sind dem Verein mindestens genauso wichtig. Im ablaufenden Jahr wurden sieben Länder und die dortigen Partnerorganisationen mindestens einmal besucht (Nepal, Philippinen, Uganda, Ghana, Burundi, Tansania und Argentinien). Die Reisen seien für den Austausch mit dem Partner, für Schulungen und für die weitere Projektplanung unheimlich wichtig, sagt Fischbach. Der persönliche Kontakt zum Projektpartner fördere das Verständnis für die lokalen Gegebenheiten und die Komplexität des Projekts ganz enorm. »Darauf fiebern wir genauso hin wie die Projektpartner vor Ort.« Grundsätzlich werden die Projekte von einem hauptamtlichen Projektkoordinator betreut. Dieser wird dabei von mindestens einem ehrenamtlichen AoG-Mitglied unterstützt. »Mit dieser Struktur gewährleisten wir Kontinuität und Kompetenz für das jeweilige Projekt«, so Fischbach.
Mit etwas Wehmut blickt Fischbach auf Haiti, wo AoG im Jahr 2018 einen Gesundheitsposten in Baudin neu aufgebaut hat. Dort stellen ein Arzt und eine Krankenschwester in den Bergen, eine halbe Tagesreise entfernt von der Hauptstadt Port-au-Prince, die lokale Gesundheitsversorgung sicher. Seit nunmehr drei Jahren konnte AoG aufgrund des unkalkulierbaren Sicherheitsrisikos keine Reise mehr dorthin unternehmen, auch kommendes Jahr voraussichtlich nicht. Doch der Austausch über die Kommunikationsmedien funktioniert laut Fischbach gut, und eine Schließung komme nicht infrage. »Wir wissen: Unser Projekt macht einen Unterschied. Der Projektpartner Medipharma macht dort eine sehr gute Arbeit, und wenn wir unsere Unterstützung beenden, bricht an diesem Ort die Gesundheitsversorgung zusammen.« Auch 2024 sollen ausreichende Mittel zur Verfügung gestellt werden, so dass trotz hoher Inflation und weiteren Schwierigkeiten die lokale Bevölkerung wie gewohnt versorgt werden kann.