Ein kräftiger Zug Symptomlinderung |
Riechen gut, helfen gut: Ätherische Öle in Form von Inhalationslösungen oder halbfesten Zubereitungen lindern Erkältungsbeschwerden. / © Gutyryak Irina
Erkältungspräparate wie Inhalate oder halbfeste Zubereitungen enthalten meist Eukalyptus-, Minz-, Kamillen-, Fichtennadel- oder Latschenkiefernöl. Deren Wasserdampfflüchtigkeit prädestiniert sie für den Zusatz in Dampfinhalatoren. Ätherische Öle lassen sich jedoch auch inhalieren, indem sie als halbfeste Zubereitung – meist mit Vaseline – auf Brust und Rücken aufgetragen werden (wie Wick VapoRub® Erkältungssalbe, Transpulmin® Erkältungsbalsam, Retterspitz® Bronchialcreme).
Dass Menthol und Co. nasale Kälterezeptoren reizt und damit die Nasenatmung erleichtert, ist schon lange bekannt. Ihre Wirkung ist jedoch weitaus komplexer, wie neuere Daten zeigen. Im Zentrum stehen dabei die sogenannten TRP-Ionenkanäle in der Nasenschleimhaut, informierte Dr. Laura Sadofsky vom Zentrum für Biomedizin der Hull York Medical School bei einer Presseveranstaltung von Procter & Gamble. »Diese Transient Receptor Potential Channels dienen als Sensoren für physische Reize wie Temperatur, Druck und Dehnung. Von ihnen gibt es eine ganze Reihe an Unterfamilien. Bei Aktivierung sind sie typabhängig für Kationen wie Calcium, Natrium oder Magnesium permeabel und hemmen die von Rhinoviren induzierte ATP-Freisetzung. Wir konnten zeigen, dass Menthol, Campher, Thymol oder Eukalyptusöl eine Vielzahl von TRP-Gängen modulieren, was für die Behandlung von Erkältungskrankheiten genutzt werden kann.«
Menthol wirkt beispielsweise als Agonist am TRPM8- (wichtig für die Thermozeption) und als Antagonist am TRPA1-Ionenkanal (wichtig für die Nozizeption), Rezeptoren auf Schleimhautepithelzellen, die verstärkt in infizierten Atemwegszellen nachgewiesen wurden und in Entzündungs-, Schmerz- und Hustenmechanismen involviert sind. Die Inhalation erzeugt ein Gefühl der Kühle in den oberen Atemwegen und lindert so das Verstopfungsgefühl. Tatsächlich nutzen Menthol und Kälte genau denselben Mechanismus, um die TRP-Kanäle zu aktivieren.
Campher, ein Terpenketon aus dem Holz des Kampferlorbeers, moduliert dagegen TRPA1- und TRPV1-Kanäle (beide Nozizeption). 1,8-Cineol nutzt wie Menthol den TRPM8-Kanal und antagonisiert TRPA1. Das trägt zu seiner abschwellenden, bronchienerweiternden und schleimlösenden Wirkkomponente bei – was auch in oralen Darreichungsformen wie Weichgelatinekapseln (wie Soledum® Kapseln, Sinolpan® Kapseln, Gelomyrtol®) genutzt wird.
Darüber hinaus besitzen die meisten ätherischen Öle eine gute Gewebegängigkeit. Sie enthalten meist Monoterpene, also niedermolekulare, meist monozyklische, lipophile Verbindungen, die deshalb sehr leicht durch die Zellmembranen dringen und schnell im Blut erscheinen. Cineol und Campher beispielsweise sind schon zehn Minuten nach Inhalation im Blut nachzuweisen. Nach rund 20 Minuten sind sie maximal angeflutet.