Ein Gewinn für alle |
Impfen in der Apotheke hat zahlreiche Vorteile. Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen, dass sich das Angebot positiv auf die Impfquote auswirken kann. / Foto: ABDA
Dass auch in Apotheken geimpft werden kann, hat gleich mehrere Vorteile. Für die Patientinnen und Patienten stellen Apotheken ein niederschwelliges und ortsnahes Angebot dar. Heydarpour: »Die Öffnungszeiten der Apotheken sind deutlich länger als die der Ärzte, und es gibt dort kaum Wartezeiten. Außerdem sind Apotheker hoch angesehen, sehr gut ausgebildet und genießen ein sehr großes Vertrauen in der Bevölkerung.«
Dass sich ein solches Angebot positiv auf die Impfquoten auswirken kann, zeige zum Beispiel ein Blick in die USA. Dort sei die Impfquote bei der Pneumokokken-Impfung von 28 auf 35 Prozent gestiegen, seit die Apotheken mitimpfen. Ihr Anteil an der Steigerung liege bei zwei Prozent, der Rest entfalle auf die Ärzte. »Das zeigt, dass sich durch die Beteiligung der Apotheken auch die Impfquote in den Arztpraxen erhöht«, so Heydarpour. Er vermutet, dass die Präventionsmöglichkeit durch die Kommunikation in Apotheken stärker ins Bewusstsein der Menschen rückt. Die einen werden so möglicherweise an die Impfung erinnert und daran, den Hausarzt aufzusuchen. Die anderen freuen sich, dass sie eine schnelle und praktische Impfmöglichkeit in der Apotheke finden.
Eine höhere Impfquote bringt auch volkswirtschaftliche Vorteile mit sich. So lassen sich damit Krankheitsfälle verhindern oder zumindest schwerere Verläufe abmildern. In der Folge kommt es zu weniger Ausfällen bei den Arbeitszeiten und zu geringeren Kosten für das Gesundheitssystem.
Apotheken können von einem Impfangebot ebenfalls profitieren, und das sogar in mehrerlei Hinsicht. So könnte die Präventionsleistung beispielsweise helfen, neue Kunden zu gewinnen. Eine Umfrage der Ersatzkassen unter etwa 1000 ihrer Befragten habe ergeben, dass sich drei von vier der Befragten vorstellen könnten, sich in der Apotheke impfen zu lassen. Insbesondere traf dies auf jüngere, männliche Besserverdienende zu, so Heydarpour. Kundenkontakt und Beratung im Rahmen der Impfung bieten zudem die Möglichkeit, weitere Produkte aus dem OTC-Bereich zu empfehlen.
Den Einwand, dass Apotheken an Impfungen nicht so viel verdienen und die Dokumentation recht aufwendig sein kann, entkräftet Heydarpour: »Betrachtet man den Verdienst und den damit verbundenen Zeitaufwand, steht das Impfen im Vergleich zu einer Rezeptur, einer OTC- oder einer Rx-Abgabe gar nicht so schlecht da. Und es ist nicht wie eine pharmazeutische Dienstleistung gedeckelt. Das heißt: Jede Impfung wird von der Versicherung vergütet.« Nicht zuletzt stärkt ein solches Angebot deutlich die Apotheke vor Ort, weil eine Online-Apotheke solche Dienstleistungen nicht anbieten kann.
Für die Zukunft könnte es möglich werden, auch andere Totimpfstoffe in Apotheken zu impfen. In vielen europäischen Ländern wie der Schweiz, Frankreich oder Irland impfen Apotheker längst gegen weitere Krankheiten. Das wäre auch in Deutschland theoretisch möglich. Wird der Referentenentwurf zur Apothekenreform umgesetzt, könnten auch hierzulande FSME, Hepatitis, RSV, Diphterie oder Pneumokokken in den Impfkanon der Apotheken aufgenommen werden. »Vor dem Hintergrund, dass die Zahl der niedergelassenen Ärzte bis 2030 deutlich sinken wird, könnten ganzjährige Impfungen in Apotheken eine sinnvolle Ergänzung für die Gesundheitsversorgung darstellen«, ist sich Heydarpour sicher.
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Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.