Ein Etagenwechsel ist eher selten |
Daniela Hüttemann |
19.03.2024 07:00 Uhr |
Asthma und allergische Rhinitis gehören konsequent behandelt, schon in jungen Jahren. / Foto: Getty Images/Image Source
Dass sich aus einer frühkindlichen atopischen Dermatitis (AD, »Neurodermitis«) zwangsläufig eine allergische Rhinitis (»Heuschnupfen«) und/oder gar Asthma entwickelt, sei bei weitem nicht so zwangsläufig, wie allgemein angenommen wird, berichtete der Kinderallergologe Privatdozent Dr. Tobias Ankermann vom Städtischen Krankenhaus Kiel dieses Wochenende beim Fortbildungskongress der Apothekerkammer Schleswig-Holstein in Neumünster. Diesen sogenannten »atopischen Marsch« machten nur 3 Prozent der von AD betroffenen Säuglinge durch. Hier müsse man den Eltern Mut zusprechen, statt sie zu verunsichern.
Welche der betroffenen Kinder diesen Weg nehmen, lasse sich nicht genau voraussagen. Ein höheres Risiko bestehe bei einem sehr frühen Beginn der AD, einem sehr schweren sowie einem langen Verlauf (bei den meisten Kindern verschwindet die Neurodermitis im Kindheitsverlauf) sowie bei zwei bestimmten genetischen Mutationen.
Allerdings stimme es schon, dass eine gestörte Hautbarrierefunktion mit einem erhöhten Risiko für eine Sensibilisierung für verschiedene Allergene wie solche von Hausstaubmilben oder Erdnüssen einhergehe. Eine Sensibilisierung sei aber noch nicht gleichzusetzen mit einer manifesten Allergie, so Ankermann. »Atopische Erkrankungen sind zwar nicht unabhängig voneinander, das heißt aber nicht, dass sie zwangsläufig aufeinander folgen müssen.« Komorbiditäten bei atopischen Patienten kommen vor, seien jedoch nicht die Regel. Nur 4 bis 10 Prozent der Kinder hätten Asthma und allergische Rhinitis.
Auch der gefürchtete »Etagen-Wechsel« einer allergischen Rhinitis hin zum Asthma sei eher die Ausnahme. »Allergische Erkrankungen wandern nicht von der Nase in die Lunge«, räumte Ankermann mit einer weit verbreiteten Befürchtung auf. »Oft wurde bei der ersten Diagnose nicht genau genug hingeschaut und die andere Erkrankung lag bereits vor«, vermutete der Chefarzt der Kinderklinik und Jugendmedizin am Städtischen Krankenhaus Kiel.
Daher lohne es sich immer, sobald Heuschnupfen oder Asthma vermutet wird, auch auf andere atopische Erkrankungen zu untersuchen und gegebenenfalls zu therapieren. »Denn wer beides hat, hat meist auch mehr und schwerere Symptome«, so der Kinderfacharzt. Er erinnerte daran: »Asthma nicht zu behandeln, grenzt an Körperverletzung – die Lunge merkt sich jeden Hit.«