Editorial
von Christiane Berg,
Redakteurin der Pharmazeutischen Zeitung
Pharmazeutische Betreuung ist möglich und machbar. Das zeigte das 2. Symposium
Pharmaceutical Care der ABDA-Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände
und der Förderinitiative Pharmazeutische Betreuung (FI) am 22. und 23. November
1997 in Frankfurt am Main. Die Tagung war weniger der Theorie als vielmehr der
Praxis gewidmet.
Offizinapothekerinnen und -apotheker, die Pharmazeutische Betreuung in ihrer
Apotheke betreiben, schilderten ihre Erfahrungen und nannten Strategien zur
Umsetzung von Pharmaceutical Care. Erstmals bezogen auch ein Arzt und ein
Patient Stellung; ein Novum, das großen Anklang fand.
"Die Intervention des Apothekers hat sich für mich gelohnt", betonte Uwe
Pfannenbecker, Hamburg. Seit 1983 leidet der 41jährige Bio-Ingenieur an Asthma,
die Betreuung durch seine Apothekerin führte zu einer wesentlichen Verbesserung
seines Beschwerdebildes. "Ich denke, daß der Apotheker gebraucht wird, um den
Patienten zu motivieren und bei der Stange zu halten. Den Arzt sieht man zu selten",
so Pfannenbecker, der in seiner Apotheke zur Messung der Peakflow-Werte und
zur Führung eines Patiententagebuches angeregt wurde, die unter anderem als Basis
für eine verbesserte Medikation dienten.
Der Bedarf für pharmazeutische Betreuung ist enorm. Pharmaceutical Care wird
vom Patienten dankbar angenommen. Das zeigten nicht nur die beim
ABDA-Symposium diskutierten Fallbeispiele. Das beweisen auch die ersten
Ergebnisse der Hamburger Asthma-Studie, die Dr. Martin Schulz, Leiter der
Arzneimittelinformationsstelle der ABDA, vorstellte: Nach einer ausführlichen
Einführungs-, Pilot- und Schulungsphase werden seit dem Frühjahr dieses Jahres in
26 Studienapotheken etwa 160 Patienten pharmazeutisch betreut. Erste Erfolge
zeichnen sich ab, so Schulz, der darauf verwies, daß das Vertrauen in den
Apotheker wächst.
Der Einstieg in Pharmaceutical Care ist keineswegs nur im Rahmen großer Projekte
möglich, sondern kann auch in kleinen Schritten erfolgen - das stellte das
Symposium "Pharmaceutical Care" unter Beweis. Die Ergebnisse und Erkenntnisse
aus den unterschiedlichen Projekten und Initiativen zu nutzen und sie so auszubauen,
daß sie einer breiten Basis zugänglich werden, wird die Herausforderung der
kommenden Jahre sein. Für heute jedoch läßt sich festhalten: Seit dem ersten
ABDA-Symposium Pharmaceutical Care vor drei Jahren in Frankfurt hat sich viel
getan.

© 1997 GOVI-Verlag
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