Pharmazeutische Zeitung online

Mit Argumenten einmischen

13.10.2003  00:00 Uhr

Mit Argumenten einmischen

Wenn Politiker über die Gesundheits- und speziell die Arzneimittelversorgung sprechen, reden sie meistens vom Geld. Explodierende Arzneimittelausgaben, überteuerte Schrittinnovationen, Millionen für unwirksame Medikamente, so heißen einige der gängigen Schlagworte. Mit dem Ruf nach mehr Selbstverantwortung für mündige Bürger ist in der Regel der kräftige Griff in deren Brieftasche gemeint.

Vom Nutzen moderner Medikamente und dem Wert einer guten Versorgung und Betreuung kranker Menschen ist selten die Rede. Und wenn, dann ist dies meist vorgeschoben. So könnte sich die im SGB V verankerte Nutzenbewertung neuer Arzneimittel – an sich ein vernünftiger Ansatz – in der Realität als probates Mittel erweisen, neue Arzneistoffe erst mal aus dem Leistungskatalog der GKV auszugrenzen.

Diese Ausgrenzung betrifft heute bereits viele Medikamente, die außerhalb ihrer zugelassenen Indikation verordnet werden. In einigen Therapiegebieten wird deutlich mehr als die Hälfte aller Arzneimittel »off label« eingesetzt, weil diese zwar erprobt und medizinisch anerkannt oder mitunter die einzige Erfolg versprechende Therapieoption sind, aber keine entsprechende Zulassung vorweisen können. Dies führt zum steten Streit zwischen Krankenkassen und Ärzten.

»GKV-Versicherte haben Anspruch auf evidenz-basierte Leistungen und den Fortschritt in Therapie und Diagnose.« Der Bremer Pharma-Experte Professor Dr. Gerd Glaeske sagte dies in seinem Vortrag bei der Jahrestagung der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft (DPhG) in Würzburg. Neben dem Fortschritt seien auch die Effizienz einer Therapie, Qualität und Humanität zu berücksichtigen. Man höre und staune.

Apotheker Glaeske nahm die Scientific Community in die Pflicht. Sie müsse den anerkannten Stand der Medizin, die Evidenz, auf der Basis valider Daten definieren und solle gesundheitspolitische Entscheidungen mitgestalten. Damit stieß er beim Vorstand der wissenschaftlichen Gesellschaft auf offene Ohren. Eine Politik der sachkundigen Einmischung verfolgt die DPhG seit einigen Jahren mit Erfolg. Mit ihren Stellungnahmen zu gesundheits- und wissenschaftspolitisch brisanten Fragen verschaffte sie sich auch bei Politikern Gehör und kämpfte für die Sache der Apotheker. Die DPhG versteht sich heute mehr denn je als Vertreter der Pharmazie in ihrer ganzen Bandbreite.

Bei der Jahrestagung in Würzburg kündigte die designierte neue Präsidentin, Professor Dr. Ulrike Holzgrabe, an, die DPhG werde künftig ebenfalls öffentlich Position zu Arzneimitteln beziehen, die – berechtigt oder unberechtigt – ins Gerede gekommen sind. Dies ist nur zu begrüßen. Sich mit Argumenten einmischen, statt leise zu forschen und vornehm zu schweigen, heißt die Devise auch für die wissenschaftliche Gesellschaft der Pharmazie. Die Offizinapotheker sollten ihr dabei kräftig den Rücken stärken.

Brigitte M. Gensthaler
Redakteurin
Top

© 2003 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa