Gefälscht |
13.09.2004 00:00 Uhr |
Einer der Hauptproduzenten gefälschter Arzneimittel ist das Entwicklungsland Bangladesch geworden, das auch mit deutschen Entwicklungsgeldern unterstützt wird. Neuere Untersuchungen haben ergeben, dass in Bangladesh für ungefähr 150 Millionen US-Dollar jährlich mit steigender Tendenz gefälschte Arzneimittel produziert werden. Diese Arzneimittel werden nicht nur für den eigenen Bedarf hergestellt, sondern inzwischen in mehr als 50 Ländern weltweit vertrieben. Von 5000 in Bangladesh hergestellten Arzneimitteln, die in einem staatlichen Laboratorium getestet wurden, waren 300 Fälschungen in einer miserablen Qualität. Darunter waren viele bekannte Antibiotika und Lifestyle-Drugs.
Diese Zahlen unterstreichen, welches Risiko von Arzneimittelfälschungen ausgehen kann. Ein Skandal, der offensichtlich von der Regierung in Bangladesch stillschweigend geduldet wird, weil die Arzneimittelfälschungen inzwischen in diesem Land zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor geworden sind.
Für die Industrienationen und insbesondere für Europa können sich diese Fakten zu einem gravierenden Problem entwickeln, da die gefälschten Produkte auch in diese Märkte exportiert werden. Es wird deshalb höchste Zeit, dass Abwehrstrategien entwickelt werden, die zum einen den Import von Fälschungen verhindern, zum anderen die Hersteller der Originalprodukte gesetzlich verpflichten, fälschungssichere Primär- und Sekundärpackungsmittel einzusetzen. Das würde dem Apotheker ermöglichen, eine Fälschung vom Original unterscheiden zu können.
Die Tatsache, dass das Bundesgesundheitsministerium inzwischen auf seiner Homepage für den Kauf von Arzneimitteln über das Internet Verhaltenshinweise gibt, zeigt zumindest, dass man die Gefahren des Internethandels mit Arzneimitteln als unkontrollierten Vertriebsweg für Fälschungen erkannt hat. Eine Erkenntnis, die man sich viel früher gewünscht hätte, als die Regierung vehement im vorauseilenden Gehorsam im GMG den Versandhandel legalisierte.
In New Orleans wurde die berechtigte Forderung gestellt, dass die Länder aktiver gegen die Fälscher vorgehen sollten. Den Apothekern, die an der Produktion der Fälschungen beteiligt sind, sollte die Approbation auf Lebzeiten entzogen werden. Deutschland kann man nur empfehlen, bei der Verteilung von Entwicklungshilfe auch diesen Aspekt zu berücksichtigen.
Ich kann allen Apothekerinnen und Apothekern nur empfehlen, sich mit diesem Thema zu beschäftigen. Gelegenheit dazu bietet der Deutsche Apothekertag vom 30. September bis 2. Oktober in München. Im Arbeitskreis 3 werden die Arzneimittelfälschungen thematisiert.
Professor Dr. Hartmut Morck
Chefredakteur
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