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Heißes Eisen

20.08.2001  00:00 Uhr

Heißes Eisen

von Dr. Ulrike Wagner, Redakteurin

Bei der Diskussion um die Verwendung embryonaler Stammzellen gehen die Fronten quer durch die Gesellschaft. Befürworter und Gegner stehen sich in den Lagern der Ärzte, der Juristen, Ethiker und sicher auch der Apotheker gegenüber. Oft wird auf ganz unterschiedlichen Ebenen diskutiert, was die Beurteilung der Positionen erschwert.

Auf Seiten der Gegner fällt zum Beispiel sehr häufig der Ausdruck der verbrauchenden Embryonenforschung. Das erweckt den Eindruck, als müsste für die Heilung eines jeden Kranken ein Embryo sterben. Margot von Renesse, Vorsitzende der Enquete-Kommission Recht und Ethik in der modernen Medizin des Deutschen Bundestags, warnte zum Beispiel in der Bundestagsdebatte vom 5. Juli vor einer "Vampirmedizin", die "die Lebenskraft anderer Lebewesen benötigt, um das Lebenslicht, so wie man auf eine erlöschende Kerze eine andere steckt, zu verlängern".

Wie auch immer man zur Verwendung von Embryonen steht, Tatsache ist, dass für die Etablierung verschiedener Stammzelllinien wenige Embryonen ausreichen. Diese Zelllinien teilen sich in Kultur unbegrenzt, so dass hier ständig Material zur Verfügung steht, ohne immer wieder die Zellen aus neuen Embryonen zu isolieren. Unter anderem aus diesem Grund hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) im Mai vorgeschlagen, Wissenschaftlern in Deutschland das Arbeiten mit überzähligen Embryonen zeitlich begrenzt innerhalb der nächsten fünf Jahre zu erlauben.

Um die Orientierung im Begriffswirrwarr zu erleichtern, erklärt Professor Dr. Theo Dingermann im aktuellen Titelbeitrag die Grundlagen aus wissenschaftlicher Sicht. Was sind toti-, was pluripotente Zellen, welche Zellen zeigen welche Eigenschaften? Was versprechen erste Experimente? Können es adulte Stammzellen mit den embryonalen aufnehmen, was ihre Plastizität angeht? Das sind einige der Fragen, die der Autor beantwortet.

Naturwissenschaftliche Fakten allein helfen jedoch bei der schwierigen Meinungsbildung oft nicht. Daher stellen im Ressort Politik Professor Dr. Jochen Taupitz, Jurist und Mitglied des Nationalen Ethikrates, und Dr. Hermann Barth, Vize-Präsident des Kirchenamts der Evangelischen Kirche Deutschlands, ihre gegensätzlichen Positionen zur Embryonenforschung dar.

Eine breite gesellschaftliche Diskussion zu diesem heiklen Thema ist begrüßenswert und unumgänglich. Auch wenn das deutsche Embryonenschutzgesetz als eines der strengsten der Welt gilt, so scheint es doch nicht allen Anforderungen gerecht zu werden. Denn viele Fragestellungen waren vor elf Jahren, als es verfasst wurde, um die In-vitro-Fertilisation zu regeln, noch nicht im Entferntesten bekannt.

Was passiert hier zu Lande, wenn Wissenschaftler in anderen Ländern tatsächlich erfolgreiche Therapien mit embryonalen Stammzellen entwickeln? Die Antwort auf diese Frage ist entscheidend. Können wir den deutschen Patienten diese Therapien dann verweigern? Sicher nicht. Die hohen ethischen Grundsätze derjenigen, die heute das Verhalten anderer Länder als unmoralisch darstellen, morgen jedoch von deren Forschung profitieren möchten, werden spätestens an diesem Punkt als Scheinmoral entlarvt.

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