Pharmazeutische Zeitung online

Falscher Ansatz

15.08.2005  00:00 Uhr

Falscher Ansatz

Rabatte beziehungsweise Einkaufsvorteile sind weder illegal noch unmoralisch. Wäre es so, dann müssten sich die gesetzlichen Krankenkassen am meisten schämen, denn sie kassieren von den Apotheken inzwischen stattliche 1,2 Milliarden Euro pro Jahr auf Grund des im SGB V vorgeschriebenen Nachlasses von 2 Euro auf den Apothekenaufschlag von 8,10 Euro. Die Krankenkassen bekommen also von den Apotheken 24,7 Prozent Rabatt eingeräumt.

Vor diesem Hintergrund ist es unverständlich, dass der Chef des BKK-Bundesverbandes, Wolfgang Schmeinck, eine erneute Neiddiskussion gegen die Apotheker wegen zu hoher Rabatte in der Öffentlichkeit losgetreten hat. Bereits vor zwei Wochen hatte sich Professor Dr. Karl Lauterbach mit dem gleichen Angriff auf die Apotheken sogar die Schelte des von ihm beratenen Bundesgesundheitsministeriums eingeholt.

Abgesehen davon, ist Schmeincks Rechnung nicht nachvollziehbar. Offensichtlich hat er Rabattangebote einzelner Firmen, die im deutschen Generikamarkt noch nicht Fuß gefasst haben und nun mit spektakulären Rabatten an dem lukrativen Markt teilhaben wollen, hochgerechnet und ist so zu den 450 Millionen Euro Einkaufsvorteilen gekommen, die die Apotheken angeblich kassieren. Wie hoch die realen Einkaufsvorteile sind, interessiert ihn offensichtlich nicht. Außerdem glaube ich kaum, dass er mit einer solchen Diskussion die augenblicklichen Steigerungen bei den Arzneimittelausgaben der GKV in den Griff bekommt. Vielleicht will Schmeinck mit seinen Äußerungen aber auch nur von dem eigenen Unvermögen ablenken, mit den Herstellern im Rahmen Integrierter Versorgungsverträge selbst Rabatte auszuhandeln. Die BEK ist hier erfolgreicher.

Dass die Medien, insbesondere die elektronischen, dieses Thema auch wieder genüsslich aufgegriffen haben, ist unverständlich und lässt Zweifel an einer gewissenhaften Recherche aufkommen. Hätten sie die Unterlagen eines Hintergrundgespräches der ABDA kurz nach Pfingsten noch einmal in die Hand genommen, hätte Schmeinck jetzt nicht diese Publizität erreichen dürfen. Ein weiterer Beweis dafür, dass Medien nicht immer auf den Inhalt, sondern manchmal auch auf den Effekt ihrer Meldungen schielen. Das Pressegespräch der ABDA wird hoffentlich dazu beitragen, in der Öffentlichkeit diese Diskussion wieder zu versachlichen.

Ich bin weiterhin der Meinung, dass der richtige Weg zu einem rationalen Einsatz von Arzneimitteln die sinnvolle Zusammenarbeit der beiden Heilberufe ist. Eine solche Kooperation führt zwangsläufig, wie eine Studie in Nordrhein, an der auch der BKK Landesverband beteiligt war, gezeigt hat, zu geringeren Arzneimittelkosten. Ein Ansatz, den sich die Krankenkassen noch stärker zu Eigen machen sollten. Die Rabattdiskussion erscheint mir falsch.

Professor. Dr. Hartmut Morck
Chefredakteur
Top

© 2005 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa