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Einheitsbrei

19.07.2004  00:00 Uhr

Einheitsbrei

Die aktuelle Gesundheitsreform ist noch nicht verdaut, da wird uns bereits der nächste Appetithappen serviert. Meisterkoch Bert Rürup präsentierte seine Kreation gleich in verschiedenen Geschmacksrichtungen.

Ebenso wie in der Gourmetszene, erleben wir im Gesundheitswesen zwei grundlegende Richtungen: die Traditionalisten, die den Klassiker GKV um der Klassik willen schätzen. Und die Modernisten, die zuweilen auch in fremde Kochtöpfe blicken und nach neuen Zutaten suchen, um dem Gaumen der zahlenden Gäste zu gefallen.

Dem Feinschmecker zum Ärger, zeichnet sich immer deutlicher ab, dass ausgerechnet der Traditionalisten-Einheitsbrei der Bevölkerungsmehrheit besser schmeckt. Der erquickliche Name Bürgerversicherung stillt den Hunger nach sozialer Ausgewogenheit – die süße Versuchung der Gerechten. Jeder isst dasselbe, einige bezahlen dafür mehr, andere weniger. Auch wenn Lauterbach das Rezept im Wochentakt verfeinert und im Duett mit der SPD-Nachwuchsköchin Andrea Nahles immer wieder anpreist, das Kernproblem bleibt: Süßes macht zwar schnell satt, doch der nächste Hunger ist umso heftiger.

Da wirkt Rürups Menü ausgewogener und auch langfristig besser verträglich. Dennoch werden sich die großen Polit-Gourmets schwer mit den geschmacklichen Facetten tun. Merkel, Stoiber, Koch oder Merz wissen, dass der Großteil des Volkes auf Hausmannskost steht. Das Volk schätzt das einfache Mahl und verschmäht den Schnickschnack. Schnell satt werden, lautet die Devise. Auf die Qualität der Zutaten und das Haltbarkeitsdatum achtet niemand.

Auch Feinschmeckerin Merkel weiß, dass das Menü im Restaurant Rürup nicht allen gefällt, die sie in zwei Jahren wählen sollen. Der Geschmack ist weniger das Problem, die Rechnung bereitet Schwierigkeiten. Denn Kreditkarten werden nicht akzeptiert, nur Bares ist Wahres. Merkel darf aber den Menschen nicht sagen, was das Menü kostet. Schließlich will sie ab 2006 in Berlin die Speisekarten schreiben. Sonst ist der Kopf ab, bevor die Pauschale kommt.

Am Ende wird es ohnehin nicht zum Kochduell zwischen den Rürups auf der einen und den Lauterbachs auf der anderen Seite kommen. Stattdessen wird ein Konsens-Eintopf aufgetischt. Geschmacklich irgendetwas zwischen Sushi mit Tomatensoße, Weißwurst mit Salsa oder Putenbrust mit Sauerkraut und Sauce Hollandaise.

Die große Koalition an der Herdplatte steht uns bevor, jeder darf gleich viele Zutaten in den Topf geben. Dass der paritätisch erstellte Mampf in den Gastro-Olymp kommt, ist unwahrscheinlich. Den auf Fastfood fixierten Wählerinnen und Wählern wird zwar das Wasser im Mund zusammenlaufen, aber spätestens 2007 wird ihnen die Rechnung präsentiert. Und dann geht es ans Zahlen.

Thomas Bellartz
Leiter der Hauptstadtredaktion
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