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08.07.2002 00:00 Uhr |
7,7 Millionen Menschen haben für den Erhalt der Apotheke unterschrieben. Doch das deutliche Votum von Patientinnen und Patienten wird von Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt öffentlich ignoriert. Für die Ministerin scheint bedeutungslos, dass die meisten Menschen keinen Versandhandel mit Arzneimitteln wollen.
Die „Initiative Pro Apotheke“ hat Ministerin Ulla Schmidt offensichtlich schwer getroffen. Von unseren guten und triftigen Argumenten sieht sie sich in die Ecke gedrängt und versucht zu kontern. Dabei trifft sie mit ihren Attacken zurzeit ausschließlich Apothekerinnen und Apotheker.
Da sich die Gesundheitsministerin öffentlich nicht gegen die mehr als 7,7 Millionen solidarischen Unterstützer öffentlich stellen kann, sucht sie einen neuen Weg. Zu mehreren Hintergrundgesprächen hat die Ministerin in den vergangenen Tagen Vertreter überregionaler Medien eingeladen. Ihr Thema war und ist: die Apotheke als angeblich einziger Nutzgießer im Gesundheitswesen.
Die Ministerin macht Stimmung gegen die deutschen Apotheken. Sie macht Stimmung gegen uns alle, gegen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und damit auch gegen unsere Geschäfts- und Vertragspartner. Sie setzt auf Verunsicherung und den Sozialneid in der Gesellschaft, bedient Klischees und nimmt billigend in Kauf, dass tausende von Klein- und Mittelunternehmen sowie unzählige sichere Arbeitsplätze zerstört werden. Zurzeit scheint das Ministerium nur ein einziges Ziel zu verfolgen: die Existenz der Apotheke und mit ihr die wohnortnahe Versorgung mit Arzneimitteln rund um die Uhr zu gefährden.
Das Ministerium sucht die Oberhand bei den Patientinnen und Patienten wiederzuerlangen und nutzt dabei die großen Medien. Warum Journalisten sich der einseitigen Informationsofferte aus dem BMG bedienen und damit ungefiltert Schmidts Politik zur Einführung von Großvertriebsformen publizieren, bleibt rätselhaft.
Im Mai sind die GKV-Ausgaben für Arzneimittel in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr stark zurückgegangen und liegen für die ersten fünf Monate des Jahres nur noch bei durchschnittlich 4,6 Prozent. Wo bleibt die Stellungnahme der Regierung? Wo bleibt der Hinweis an die Medien auf den erhöhten Apothekenrabatt und hunderte Millionen Euro Einsparungen? Rot-grün und Ministerin Schmidt sind unbeeindruckt von der millionenfachen Unterstützung pro Apotheke. Sie wollen den Versandhandel durchdrücken.
Ganz anders die Oppositionsparteien. Nach Horst Seehofer hat nun auch Kanzlerkandidat Edmund Stoiber Unterstützung für die Apotheke versprochen. Auch die FDP stellt sich gegen den Versandhandel. Beide Parteien befürchten Verluste bei Arzneimittelsicherheit und Versorgungsqualität.
Was müssen wir in dieser Situation tun? Wir werden alle gemeinsam für den Erhalt der Apotheke einstehen müssen. Sprechen Sie mit ihren Abgeordneten vor Ort. Reden Sie weiterhin mit ihren Patientinnen und Patienten. Erläutern Sie Selbsthilfegruppen, wie die Lage tatsächlich ist und was auf dem Spiel steht. Vielleicht ist es hilfreich, wenn die Ministerin ebenso wie die Medien direkt von Menschen, die der Apotheke nahe stehen, angesprochen und angeschrieben werden. Dabei sollte niemand in einen unseriösen Briefstil, der uns nur schadet, abgleiten.
Die „Initiative pro Apotheke“ ist hervorragend gestartet. Daher die mächtige Gegenaktion aus dem Ministerium. Jetzt ist es an uns allen, weiterhin für die Apotheke und die sichere, preisgünstige und wohnortnahe Arzneimittelversorgung zu werben und einzustehen.
Hans-Günter Friese
Präsident der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände
Johannes M. Metzger
Präsident der Bundesapothekerkammer
Hermann S. Keller
Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbandes
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